Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
hinaus in den Sonnenschein. Der grüne Rasen erstreckte sich nach allen Seiten unberührt. Kein lebendes Wesen war zu sehen.
    »Hallo! »rief er.
    Sein Ruf verhallte – ohne Echo, ohne Antwort.
    Wieder rief er. Seine Stimme klang ein wenig schrill.
    »Hallo! Jemand da? Hallo!«
    Es kam keine Antwort. Er schaute auf den Kiesweg zu seiner Rechten, der auf den nahen Horizont zuführte. Er begann zu laufen. Eine sinnlose betäubende Furcht hatte von ihm Besitz ergriffen, eine Furcht, die sein Herz schmerzhaft zusammenkrampfte.
    DAS Gras stand schweigend zu beiden Seiten des Weges, und seine Füße trommelten auf den Kies. Er rannte, bis seine Lungen keuchten und das Klopfen seines Herzens seine schmale Brust zu sprengen drohte. Erschöpft blieb er stehen und blickte sich um.
    Das Haus war nicht mehr zu sehen.
    Er stand am Rand eines Waldes von großen Blumen. Drei Meter hoch oder noch mehr, versperrten sie wie eine Barrikade seinen Weg. Der Pfad führte mitten in sie hinein.
    Sie hatten grüne Stengel und große ovale Blätter. Mit ihren breitblättrigen blauen Blüten sahen sie aus wie die Gebilde aus einem langvergessenen Traum. Sie waren geruchlos, aber er taumelte, als er zu ihnen hochblickte.
    Irgendwie ängstigten sie ihn. Sie schienen von ihrer Höhe auf ihn herabzublicken wie auf einen unerwünschten Eindringling. Er fürchtete sich, weiter den Pfad entlangzugehen, der sich jetzt nicht mehr geradeaus erstreckte, sondern sich drehend und windend zwischen den Blumen hindurchschlängelte. Er fühlte eine durch nichts gerechtfertigte Furcht bei dem Gedanken, durch die Blumen hindurchzumüssen, aber die Verlassenheit hinter ihm war noch drückender.
    Er ging weiter.
    Inmitten der Blumen verlor er jedes Gefühl für Zeit und Raum. Nichts war da, außer dem Kies unter seinen Füßen und die blauen Fetzen über ihm und den Blumen, den Blumen. Eine Weile schritt er vorsichtig aus. Dann, als die Furcht ihn von neuem übermannte, lief er wieder schneller und schneller. Die grünen Stengel schienen kein Ende zu nehmen. Endlich zwang ihn die Erschöpfung wieder stehenzubleiben. Sein Atem ging pfeifend. Dann ging er weiter. Er rannte nicht mehr. Hoffnungslos schleppte er sich dahin. Er war müde und hätte sich, am liebsten niedergesetzt, aber der Wunsch, diesem unheimlichen Traumwald zu entkommen, trieb ihn vorwärts.
    DANN plötzlich war der Wald zu Ende. Eben noch hatten sich die Blumen um ihn gedrängt, dann machte der Pfad eine unvermittelte Biegung, und in der nächsten Minute stand er am Rand des Blumenwaldes, und vor ihm erstreckte sich von neuem der weite Rasen, durch den der Kiesweg so schnurgerade lief wie vorher.
    Er blieb stehen und blinzelte ungläubig. Mit einem kleinen erleichterten Seufzer trat er dann aus dem Schatten der Blumen hervor.
    Er brauchte nicht weit zu gehen. In wenigen Minuten war er auf dem Kamm eines kleinen Hügels angelangt.
    Da unten vor ihm lag das Haus.
    Dasselbe Haus, vor dem er einige Zeit vorher davongerannt war.
    MIT schleppenden Schritten ging er auf das Haus zu. Er klammerte sich an die Hoffnung, daß es vielleicht doch nicht das gleiche Haus sein würde, daß er doch woanders angelangt war, statt nur im Kreis zu gehen. Aber es gab keinen Zweifel. Es war das gleiche Haus. Er sah die Tür zum Schlafzimmer, und die andere, die zur Küche führte.
    Wie ein Traumwandler trat er ein.
    Er wußte jetzt, wohin er ging. Er entsann sich an etwas, was er vorher flüchtig gesehen hatte – eine Flasche mit einer hellen bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Unter einer Menge ähnlicher Flaschen fand er sie. Er öffnete sie und setzte sie an die Lippen.
    Die Flüssigkeit brannte wie Feuer in seiner Kehle. Tränen stiegen in seine Augen, und er war froh darüber. Es gab ihm ein Gefühl der Wirklichkeit – etwas, was er bis jetzt vermißt hatte in dieser traumhaften - unwirklichen Welt.
    Er packte die Flasche und ging wieder vor das Haus.
    Das ist gut, dachte er. Er nahm einen neuen Schluck und hockte sich auf den Rasen. Das ist das Hier und das Jetzt – ein Punkt im All, von dem aus ich meine Lage näher betrachten kann. Ich trinke, deshalb bin ich. Der Anfang einer Philosophie.Er trank von neuem.
    Aber was mache ich jetzt? Wo ist das Hier? Und wer bin ich?
    Er runzelte die Stirn. Ja, wer war er? Die Frage hing vor ihm. Dann verblaßte sie und verlor sich in einem Irrgarten schattenhafter Erinnerungen. Fast hatte er die Antwort gewußt, aber dann war sie ihm doch entflohen. Er schüttelte seinen

Weitere Kostenlose Bücher