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Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Kopf.
    Und wo war er? Etwas an diesem Ort, an dem er sich jetzt befand, war nicht ganz geheuer, war unnatürlich, aber dieses Etwas ließ sich nicht fassen. Vielleicht lag der Grund dafür in der Tatsache, daß er sich an nichts erinnern konnte. Aber was es auch war, es sagte ihm klar und unmißverständlich, daß er sich nicht auf der Erde befand oder auf irgendeinem der Planeten, die er kannte.
    Er schaute sich suchend um. Er schaute nach rechts und nach links, nach oben und nach unten. Und plötzlich sprang ihn die Wahrheit mit ungestümer Gewalt an.
    Der Himmel war blau und wolkenlos. Aber eine Sonne war nirgends zu sehen!
    Er sprang auf, seine Hand umklammerte die Flasche, als könne nur sie ihn retten. Ein fürchterlicher Verdacht stieg in ihm auf. Er wandte dem Haus seinen Rücken zu, schaute auf seine Armbanduhr und ging los.
    Als er wieder zurück kam, war die Flasche leer. Aber der Alkohol konnte die Wahrheit nicht vertuschen. Er war allein auf einer künstlichen Welt, einer kleinen künstlichen Welt, die halb aus grünem Gras und halb aus großen blauen Blumen bestand. Eine hübsche Welt, eine schweigende, träumende Welt unter einem strahlendblauen Himmel. Aber auch eine leere Welt, und in dieser Welt befand er sich.
    Allein.
    ER versuchte diese Welt zu verlassen, soweit ihm der Alkohol dabei helfen konnte. Und viele Tage lang – oder waren es Wochen – war die Wirklichkeit nur ein nebelhaftes Ding, bis sein gequälter, ausgehungerter Körper rebellierte und zusammenbrach. Dann war alles wie ausgelöscht, aber als er dann endlich wieder zu sich kam, merkte er, daß sich inzwischen ein kleines Wunder ereignet hatte.
    Die Erinnerung an einen Teil seines Lebens war zurückgekehrt.
    ER war geboren und aufgewachsen auf der Erde in Greater Los Angeles. Als er einundzwanzig war, hatte er zusammen mit fast zwanzig Millionen seiner Altersgenossen die Heimat verlassen müssen, denn auf der Erde war für sie kein Raum. Übervölkerung war ein schwerwiegendes Problem, und alle jungen Leute, die mit einundzwanzig noch keine Arbeit auf der Erde gefunden hatten, wurden deportiert. Aber was für eine Chance hatte ein armer junger Mann ohne Beziehungen, eine Stellung zu bekommen, wenn reiche Kolonisten ihm dabei Konkurrenz machten? Die Erde war als Wohnort sehr gefragt, denn sie war das Zentrum der Verwaltung und des Handels, der Wissenschaft und der Künste.
    Die Schmach der Deportation wurde ihm allerdings erspart. Seine Familie hatte das nötige Geld zusammengekratzt und ihm eine Fahrkarte nach Rigel IV gekauft und ihm auch einen Arbeitsplatz im Büro einer Druckerei besorgt. Sie würden nicht ruhen, an ihn zu denken, hatten sie gesagt, und er solle nur hart arbeiten und sparen, damit er sich eventuell seine Rückkehr zur Erde erkaufen könnte. Aber das war eine aussichtslose Sache. Die notwendigen Bestechungsgelder für die Erlangung des Bürgerrechts würden mehrere Millionen Kredit verschlingen. Sie verabschiedeten sich von ihm mit nur wenig Tränen – Vater, Mutter und seine jüngere Schwester, die in wenigen Jahren selber fahren würde.
    Er kam auf Rigel IV an und war entschlossen, alle Hindernisse zu nehmen und sein Glück zu machen und reich und ruhmbedeckt zu seinen erfreuten Eltern zurückzukehren.
    Aber Rigel IV kümmerte sich nicht um seinen jugendlichen Enthusiasmus. Die älteren Kolonisten hatten Jungen seiner Art schon mehr als genug gesehen. Sie verübelten ihm seinen Erdenstolz, lachten über seine Zimperlichkeit im Verkehr mit den Eingeborenen und zogen ihn mit seiner übertriebenen Furcht vor den Teufeln auf, wie die noch unbekannten Rassen jenseits der Raumgrenze genannt wurden.
    So saß er also an seinem Schreibtisch im Büro, starrte aus dem Fenster auf den roten Staub der Straßen und überschlug immer wieder im Geiste, wieviel hundert Jahre er wohl sein Gehalt beiseite legen mußte, um die Gelder für den Kauf der Erdbürgerrechte zusammenzubekommen.
    Und er träumte dabei von der wohl immer verlorenen Schönheit des kühlen weißen Mondlichts, das ihm nur die Erde geben konnte. Mehr als alles ändere dachte er und sehnte er sich nach diesem Mondlicht. Es wurde für ihn zum Symbol alles dessen, was er sich wünschte und nicht haben konnte. Und er begann es zu suchen – häufiger und häufiger – in dem Inhalt einer Flasche.
    Der Zusammenbrach ließ nicht lange auf sich warten. Obwohl seine Arbeit nicht viel von ihm verlangte, kam eine Zeit, wo er nicht einmal mehr das zu tun vermochte, wo er

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