Galaxis Science Fiction Bd. 09
dieser Geschichte, daß man sich wirklich nicht zu sorgen braucht, im Außendienst des Solaren Erschließungsdienstes an Langeweile zu sterben.
Verstehen Sie jetzt?
WISSENSWERTES:
LEBEN OHNE SCHWERKRAFT
WILLY LEY
IM Jahre 1949 wurde von General Harry G. Armstrong in Randolph Field (USA) die erste Schule der US Air Force für Raummedizin ins Leben gerufen. Aufgabe dieser Schule sollte es sein, die medizinischen Aspekte der Raumfahrt zu ergründen, bevor noch die Ingenieure soweit waren, ein richtiges Raumschiff zu bauen. Trotz dieses weitsichtigen Entschlusses kann es aber nicht geleugnet werden, daß heute die Mediziner von den Ingenieuren eingeholt werden, und daß es möglich erscheint, daß das erste Raumschiff fertig ist, bevor sich die Mediziner noch über alle Auswirkungen des Raumflugs auf den Menschen im klaren sind.
Immer wieder einmal erzittern die Häuser des nahegelegenen Los Angeles, weil die Ingenieure von Rocketdyne einen besonders schweren Brocken auf ihren Prüfständen haben. Und in den North American-Flugzeugwerken werden die letzten Vorbereitungen getroffen, um bereits in wenigen Monaten den ersten Menschen 300, vielleicht sogar 500 Kilometer weit in den Weltraum zu jagen. Der Flugkörper, der dazu benutzt werden wird, ist die X-15, ein raketengetriebenes Versuchsflugzeug, das sich spätestens im Frühling des Jahres 1959 in einer gigantischen Parabel in den Himmel werfen wird.
An anderen Orten diskutieren Astronomen und Techniker den ersten Raketenflug zum Mond – natürlich noch mit einem unbemannten Schiff. Gerade in diesen Tagen haben die Amerikaner den ersten derartigen Versuch unternommen, der zwar mißlungen ist, aber schon im September soll der nächste gestartet werden. Wenn diese Ausgabe von GALAXIS zum Verkauf aufliegt, werden wir wissen, ob sie damit mehr Erfolg gehabt haben.
ZU diesem Zeitpunkt ist es vielleicht ganz reizvoll, einmal ein paar Jahrzehnte zurückzuschauen und die alten Druckschriften und Bücher wieder hervorzuholen, die den Beginn der Raumfahrt kennzeichnen. Niemand – mit der einzigen Ausnahme von Professor Hermann Oberth, dessen Vater Arzt war – widmete damals vor dreißig Jahren den medizinischen Problemen der Raumfahrt die geringste Aufmerksamkeit. Die damalige Einstellung schien darauf hinauszulaufen, daß der Pilot selber dafür sorgen mußte, daß er am Leben blieb.
Ich erinnere mich, im Jahre 1929 einem Vortag von Max Valier beigewohnt zu haben, in dem er erklärte, daß das ganze Problem der Raumfahrt eigentlich nur darin bestünde, genügend leistungsstarke Raketenmotoren zu entwickeln. Nun ja, wenn die Motoren zu schwach sind, dann nützt ganz augenfällig auch alles andere nichts. Aber sie sind doch wieder nur ein Teil des Ganzen. Nach dem Vortrag wurde Valier von einem Besucher gefragt, wie es dem Piloten des Schiffes ergehen würde. Valier antwortete, daß die Ingenieure, die ein solches Raumschiff bauen könnten, sicherlich auch fähig sein würden, den Piloten entsprechend zu schützen. Die Antwort schien einer gewissen Logik nicht zu ermangeln. Bevor jedoch die Ingenieure sich mit diesem Problem beschäftigen können, müssen sie erst einmal wissen, welchen möglichen Gefahren der Pilot auf seiner Fahrt in den Weltraum ausgesetzt sein wird.
Wie gesagt, der einzige, der sich damals über dieses Problem schon einige Gedanken machte, war Professor Oberth, der in seinem Buch Die Rakete zu den Planetenräumen (1923) ausführte, daß der Pilot eines Raumschiffes vom Start an zwei aufeinanderfolgende, völlig voneinander verschiedene Zustände erleben würde. Solange die Raketenmotoren brennen würden, würde er einem hohen Andruck ausgeliefert sein und dabei das Gefühl haben, mehrere Male schwerer zu sein als in Wirklichkeit. Sobald dann die Motoren abgestellt würden, würde er sich gewichtslos fühlen.
Oberth sah sich nach Beispielen um und fand, daß Flugzeugpiloten bei verschiedenen Manövern ebenfalls hohen Andrükcken ausgesetzt sind. In einem Raumschiff würde diese Beschleunigung ähnlich sein, nur würde sie viel länger dauern, wenn auch vermutlich nicht länger als zehn Minuten. Er regte dann an, eine große Zentrifuge zu bauen, in der entsprechende Versuche durchgeführt werden könnten.
Solche großen Schleuderapparate sind seitdem konstruiert worden. Die Resultate der Versuche überraschten insofern eigentlich nur, als sie zeigten, daß der menschliche Körper viel zäher ist und weit höhere Andrücke ertragen kann,
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