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Galaxis Science Fiction Bd. 09

Galaxis Science Fiction Bd. 09

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Während dieses Fluges erhob sich ein Bleistift, der in der Kanzel herumgelegen hatte, schwebte mitten in der Luft und bewies dadurch, daß wirklich der schwerelose Zustand erreicht worden war. Capt. Yeager fühlte sich jedoch in diesem Zustand nicht besonders wohl.
    Andere stimmten mit dieser Meinung nicht überein, und es hatte den Anschein, als ob das Erlebnis des schwerelosen Zustands eine gewisse Ähnlichkeit mit der Seekrankheit besitzen würde. Jeder hat sicher schon einmal von den bedauernswerten Mitmenschen gehört oder kennt vielleicht sogar welche, denen schon übel wird, wenn sie noch am Kai stehen, während andere auf hoher See und inmitten eines Sturmes nicht begreifen können, warum das Mittagessen nicht pünktlich serviert wird. Das Problem der Schwerelosigkeit war allerdings noch nicht mit der Tatsache beantwortet, daß es also Menschen gab, die diesen Zustand zu ertragen schienen, Genauso interessant war, zu wissen, was man nun unter diesen Bedingungen tun könnte und wie gut.
    Die Schule für Raummedizin in Randolph Field machte sich an die Beantwortung dieser Fragen. Konnte man die individuelle Reaktion der Versuchspersonen auf null-g ungefähr mit der Seekrankheit vergleichen? Wenn ja, wieviel Prozent der Versuchspersonen konnten die Schwerelosigkeit, wenn nötig, ertragen, wieviel Prozent konnten das nicht, und wieviel Prozent – wenn überhaupt welche – genossen sogar diesen Zustand? Und nachdem man einige Leute gefunden hatte, die auf null-g positiv reagierten: Wie konnten sie eine einfache Aufgabe ausführen, zum Beispiel einen Knopf drücken?
    EINE beträchtliche Anzahl dieser Parabelflüge wurden unternommen, manche dabei mit einer geringen Beschleunigung vor Eintritt der schwerelosen Periode, manche mit größerer. Das Flugzeug, das für alle diese Versuche benutzt wurde, war ein Lockheed T-33 Düsenjäger, ein Zweisitzer. Der Pilot war in allen Fällen Major H. D. Stallings, der inzwischen wohl mehr Parabelflüge hinter sich haben wird als jeder andere Mensch. Dr. Siegfried Gerathewohl instruierte die Versuchspersonen, wenn er nicht gerade selbst auf dem Rücksitz der T-33 saß.
    Die Versuchsperson wurde beauftragt, über ihre Beobachtungen und Erfahrungen während des Zustandes der Schwerelosigkeit später ausführlich zu berichten. Sie sollte während des ersten Parabelfluges die Augen offenhalten, während des zweiten die Augen schließen und einen Gegenstand sowie die Arme während der dritten Parabel möglichst herumschweben lassen. Und schließlich sollte die Versuchsperson beim vierten Manöver nach außen blicken. Wenn sie sich bei diesen Versuchen wohlfühlte und keinerlei Besonderheiten verspürte, konnte der Pilot das Manöver sogar wiederholen. Wenn die Versuchsperson sich dagegen schlecht fühlte, wurde baldmöglichst zurückgeflogen.
    Ein Zwischenbericht Dr. Gerathewohls über die Ergebnisse dieser Versuche ist im Band II der Astronautica Acta (1956) zu finden, worin er sie folgendermaßen zusammenfaßt:
    Die Mehrzahl unserer Versuchspersonen fühlte sich während der Periode der Schwerelosigkeit wohl, einige berichteten von Bewegungseindrücken und leichtem Brechreiz, eine kleinere Gruppe klagte über Anfalle von Schwindel und Übelkeit. Die Schlußfolgerungen aus diesen Experimenten bestätigten die anfangs nach den ersten Berichten ausgesprochenen Vermutungen, nämlich, daß es eine ausgesprochen individuelle Angelegenheit ist, wie jeder den Zustand der Schwerelosigkeit erträgt.
     

    Bild2: Während  des Parabelfluges benutzte  Testscheibe.  Kreuze = grün = 1 g; Kreise = rot = null-g;  Striche = blau = 3 g
     
    Für das erste Raumschiff wird man dann eben entsprechend eine Besatzung auswählen müssen, die die Schwerelosigkeit als angenehm empfindet und die sich ihr mühelos anpassen kann.
    Die nächste Frage war die, ob ein Mann unter null-g eine einfache Arbeit ausführen könne, zum Beispiel einen Knopf betätigen. Einen richtigen Knopf für das Experiment zu benutzen, wäre allerdings nicht ratsam gewesen, denn man konnte zwar sagen, wie oft die Versuchsperson den Knopf getroffen, jedoch nicht, wie oft er ihn verfehlt hatte. Dr. Gerathewohl konstruierte deshalb eine Art Zielscheibe, deren Mittelpunkt die Versuchspersonen mit einem Bleistift markieren sollten.
    Während des normalen Fluges wurde ein grüner Bleistift benutzt (kleine Kreuze auf Bild 2). Dann wurde ein Zweifarbenstift genommen. Das blaue Ende wurde unter einem Andruck von 3 g benutzt, das rote

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