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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Möglichkeit, Beobachtungen anzustellen, Erfahrungen zu gewinnen und die Marsianer besser kennenzulernen. Für sie gilt das umgekehrt genauso. Für beide ist das die bestmögliche Situation.«
    Ich dachte jedoch jetzt nicht an das Wohl der beiden Welten, sondern – leider zu spät – an meine Frau und Kinder. In diesem Augenblick war Miller in meinen Augen nichts anderes als ein Sonderling, ein gefährlicher Monomane, ein Mann, dessen Ansichten über das Maß des Erträglichen hinausgingen. Und ich merkte bald, daß auch Klein und Craig derselben Meinung waren. Etwas in unserer Einstellung unserem Unternehmen gegenüber hatte sich verlagert.
    Ich weiß nicht, wie lange wir in diesem versiegelten Raum zubrachten. Eine Woche vielleicht. Wir konnten das Tageslicht nicht sehen, und unsere Uhren waren uns zusammen mit unseren Waffen abgenommen worden. Manchmal hörten wir die Geräusche von Bewegungen, in den Tunnels um uns, manchmal nicht. Aber die Veränderungen waren zu unregelmäßig, als daß sie einen Wechsel von Tag und Nacht hätten bedeuten können.
    Eine Menge Experimente wurden mit uns angestellt. Die Luft, die wir atmeten, hatte einen chemischen Beigeruch. Und die Marsianer veränderten ununterbrochen ihre Zusammensetzung. Einmal war sie bedrückend schwer und feucht, ein anderes Mal so trocken und dünn, daß wir ohnmächtig zu werden drohten. Auch die Temperatur variierten sie zwischen dem Gefrierpunkt und der Hitze einer irdischen Wüste. Und ich glaube, daß manchmal auch die Luft mit Drogen versetzt war.
    Nahrung wurde uns in Metallbehältern aus einer Öffnung in der Decke heruntergelassen. Es war dasselbe gelatineähnliche Zeug, das wir in dem Schiff gefunden hatten, das Etl zur Erde gebracht hatte. Wir wußten jedoch, daß es nahrhaft war. Der süßliche Geschmack behagte uns zwar nicht recht, aber schließlich mußten wir etwas zu uns nehmen.
    Auch Apparate unterschiedlicher Natur wurden zu uns heruntergelassen. Merkwürdige mechanische Konstruktionen waren es, die uns Rätsel über Rätsel aufgaben. Wir konnten sie schließlich, alle einigermaßen lösen bis auf eine kleine Kugel, die an einem Draht hing, und von der Miller einen leichten, elektrischen Schlag abbekam. Ihr Zweck war und blieb uns völlig schleierhaft.
    UNTER den Marsianern, die hinter den Fenstern auftauchten, hielt ich vergebens Ausschau nach Etl. Ich hatte bemerkt, daß, wie die Menschen, auch die Marsianer Unterschiede in Gestalt und Aussehen erkennen ließen – längere oder kürzere Augenstiele, hellere oder dunklere Fühlglieder… Ich nahm an, ich würde Etl erkennen können. Aber ich sah ihn nicht.
    Wir alle waren nicht mehr ganz die Alten. Nicht einmal Miller, dessen wissenschaftliche Neugierde ihn selbst während der Gefangenschaft nicht ganz verließ. Die meine hatte sich völlig erschöpft. Und auch Klein und Craig waren nicht besser dran. Mich quälte verzweifeltes Heimweh, und außerdem fühlte ich mich auch körperlich nicht ganz wohl.
    Es gelang mir, den Metallabsatz von einem meiner Stiefel loszubekommen, und immer, wenn ich annahm, daß kein Marsianer in der Nähe war, begann ich, damit den gummiartigen Kitt von der runden Glasscheibe abzukratzen, mit der unser Quartier verschlossen worden war. Craig, Klein und ich lösten uns dabei schichtweise ab. Wir hofften nicht wirklich, daß uns eine Flucht gelingen würde. Aber es verkürzte die Zeit.
    »Wir werden versuchen, das Schiff zu erreichen, Miller. Wenn es noch dort ist, heißt das«, flüsterte ich ihm einmal zu. »Sehr wahrscheinlich werden wir kein Glück haben. Trotzdem – wollen Sie mit?«
    Er lächelte schwach. »Ich bleibe hier, Nolan. Wenn es Ihnen gelingt, die Erde zu erreichen, dann stellen Sie die Marsianer nicht allzu schlecht hin.«
    »Nein, das werden wir nicht tun«, antwortete ich. Ein seltsames Gefühl des Bedauerns bedrückte mich.
    Es stellte sich heraus, daß es nicht schwer war, die Scheibe zu lockern. Dann warteten wir, bis es in den Tunneln um uns still wurde. Wir setzten unsere Sauerstoffhelme auf, Miller eingeschlossen, denn der Luftdruck hier in unserem ›Käfig‹ würde sofort sinken, sobald wir die Scheibe weggenommen hatten. Wir stemmten uns mit den Schultern dagegen und drückten. Sie fiel nach außen um. Dann krochen wir drei auf Händen und Knien durch den Tunnel, der sich vor uns ins Ungewisse erstreckte. Miller blieb zurück.
    WIR schienen unerhörtes Glück zu haben. Denn erstens einmal brauchten wir nicht denselben

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