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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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war mir nicht ganz sicher gewesen, ob ich endlich die Antwort gefunden hatte, und hatte deshalb geschwiegen. Angesichts der Pistole in ihrer Hand, bereute ich das jetzt maßlos.
    »Aber Sie haben herausgefunden, daß ich die Besitzerin dieses Hauses bin, daß ich May Roberts heiße und die Tochter des verstorbenen Physikers Dr. Anthony Roberts bin«, fuhr sie fort. »Wollen Sie, daß ich Ihnen noch mehr über Sie erzähle?«
    »Ich weiß schon genug. Ich bin viel mehr an Ihnen und den alten Leuten interessiert. Wenn zwischen Ihnen und diesen Fällen keine Verbindung bestehen würde, dann hätten sie bestimmt nicht gewußt, daß ich ihnen nachgegangen bin.«
    »Das liegt schließlich auf der Hand, oder?« Sie nahm eine Zigarette von der Frisiertoilette und zündete sie an. Der große Spiegel gewährte mir einen neuen Anblick ihres wunderbaren Körpers, aber der begann mich jetzt viel weniger zu interessieren als die Pistole in ihrer Hand. Ich spielte flüchtig mit dem Gedanken, ihr die Waffe zu entreißen, aber ich verwarf ihn sofort wieder. Die Entfernung zwischen uns war zu beträchtlich, und sie gescheit genug, mich nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen, während sie ihre Zigarette anzündete. »Ich fürchte mich nicht vor Berufsdetektiven, Mr. Weldon. Sie befassen sich nur mit nüchternen Tatsachen, und jeder von ihnen wird aus einem gegebenen Sachverhalt die gleichen Schlüsse ziehen. Aber ich mag keine Amateure. Sie sind unlogischer und deshalb oft gefährlicher. Sie kleben nicht so sehr in eingefahrenen Geleisen fest. Im Endergebnis« – ihre blassen Augen blickten frostig und schmal – »kann es passieren, daß sie der Wahrheit zu nahe kommen.« Ich hätte selbst auch gern geraucht, aber ich wagte nicht, nach der Pfeife in meiner Jackentasche zu langen. »Ich mag zwar der Wahrheit nahe sein, Miß Roberts, aber ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung, wie sie aussehen könnte. Ich weiß immer noch nicht, in was für einer Beziehung sie zu diesen alten Leuten stehen oder warum sie mit all diesem Geld in der Tasche verhungern. Sie könnten mich laufen lassen, und ich könnte nicht das geringste gegen Sie vorbringen.«
    Sie musterte mich nur kühl. »Meinen Sie? Auf der anderen Seite wissen Sie jetzt, wo ich wohne, und Sie könnten Sergeant Pape überreden, mir mit einem Hausdurchsuchungsbefehl zu kommen. Er würde mir zwar nichts nachweisen können, aber es wäre nichtsdestoweniger lästig. Und ich lasse mich nicht gern belästigen.«
    »Und das heißt?«
    »Sie möchten wissen, in welcher Beziehung ich zu diesen senilen Psychopathen stehe. Ich habe die Absicht, es Ihnen zu zeigen.«
    »Wie?«
    Sie gestikulierte mit der Pistole. »Drehen Sie sich zur Wand und rühren Sie sich nicht. Ich werde mich jetzt anziehen. Machen Sie einen einzigen Versuch, sich umzuwenden, bevor ich es Ihnen sage, und ich erschieße Sie. Sie sind nichts anderes als ein Einbrecher, das wissen Sie genau. Die folgende Untersuchung würde zwar etwas peinlich sein… aber für mich nicht so peinlich wie für Sie.«
    ICH stand vor der Wand und spürte, wie sich mein Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Wovor ich Angst haben mußte, das wußte ich zwar noch nicht. Ich wußte bloß, daß alle alten Leute, die irgendwie mit ihr zu tun gehabt hatten, den Hungertod gestorben waren. Ich war zwar nicht alt, aber das war ein schwacher Trost. Sie war die kälteste, berechnendste und tödlichste Frau, die mir je begegnet war. Und das allein reichte aus, um mir einen gehörigen Schrecken einzujagen. Sie schien zu allem fähig zu sein.Ich hörte das Rascheln von Kleidern. Ich fühlte mich versucht, herumzuwirbeln und mich auf sie zu stürzen. Vielleicht hatte sie gerade die Pistole hingelegt, um ihren Büstenhalter einzuhaken oder ihre Strümpfe einzuknöpfen. Es war eine selbstmörderische Regung, und ich unterdrückte sie sofort wieder. Andere Frauen würden vielleicht impulsiv ihre Blöße bedecken wollen, bevor sie zur Pistole griffen. Sie bestimmt nicht.
    »Fertig«, sagte sie endlich.
    Ich drehte mich um. Sie trug Overalls, die ihre Figur noch mehr betonten als vorher. Um ihre roten Haare hatte sie eine Art Turban geschlungen – ähnlich denen, die die Fabrikarbeiterinnen während des Krieges trugen. Sie hatte schon gefährlich ausgesehen mit nichts an außer einer Pistole und einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Jetzt erschien sie mir wie der Todesengel persönlich.
    »Öffnen Sie diese Tür, wenden Sie sich nach rechts und gehen Sie

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