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Galaxis Science Fiction Bd. 11

Galaxis Science Fiction Bd. 11

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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die Treppe hoch«, sagte sie, wobei sie ihren Worten mit der Pistole Nachdruck verlieh.
     



 
    Ich ging. Es war der längste, angsterfüllteste, kurze Gang, den ich je unternommen hätte. Sie befahl mir, eine Tür im vierten Stockwerk aufzumachen, und wir traten in das Zimmer, das ich von der Feuerleiter aus gesehen hatte. Der Drahtkäfig kam mir jetzt wie eine Folterkammer vor, und die verdeckten Maschinen schienen ausschließlich dafür da zu sein, um schmerzhafte Stromstöße durch meinen Körper zu schicken.
    »Sie wollen wohl mit mir das Gleiche machen wie mit dem alten Mann von heute früh, oder?« fragte ich und hoffte auf eine Antwort, die wirklich eine Antwort war.
    Sie legte einen Hebel um, und die Motoren begannen zu summen. Der Ton stieg langsam zu einem schrillen, bedrohlich klingenden Heulen an. Das Drahtgeflecht des Käfigs verzitterte auf eine seltsame Art, so als würde es wie die Zungen einer Stimmgabel vibrieren.
    »Sie kamen unerwartet und ungelegen, Weldon«, sagte sie. »Ich hätte nie gedacht, daß Sie so weit vordringen würden. Aber da es nun mal passiert ist, können wir uns genausogut einigen und beide davon profitieren.«»Profitieren?« wiederholte ich. »Beide?«
    Sie zog eine Schublade ihres Arbeitstisches auf und holte ein Paket Briefumschläge heraus, das mit einem Gummiband zusammengehalten wurde. Sie legte die Umschläge auf den Tisch.
    »Was ziehen Sie vor – Bargeld oder Bankkonten oder beides?«
    Mein Herz begann zu klopfen. Sie war es also, von der die alten Leute das Geld hatten.
    WOLLEN Sie mir etwa weismachen, daß Sie eine Philanthropin sind?« verlangte ich böse zu wissen.
    »Jedes Geschäft ist in gewisser Weise Philanthropie«, antwortete sie gelassen. »Sie können Geld gebrauchen und ich Ihre Dienste. In diesem Sinne tun wir uns gegenseitig einen Gefallen. Und ich glaube, Sie werden finden, daß der Gefallen, den ich Ihnen tue, ein beträchtlicher ist. Würden Sie bitte diese Umschläge an sich nehmen?«
    Ich nahm sie und schaute mir den obersten an. »15. Mai 1931« las ich laut und blickte sie mißtrauisch an. »Was soll das bedeuten?«
    »Ich glaube nicht, daß das etwas ist, was man erklären kann. Jedenfalls ist es bis jetzt noch nie möglich gewesen, und ich bezweifle, daß es das jetzt wäre. Ich nehme an, Sie möchten sowohl Bargeld wie auch ein Bankkonto. Richtig?«
    »Nun, ja. Nur…«
    »Alles andere besprechen wir später.« Ihr Blick wanderte über ein Regal an der Wand, musterte die Aufschriften auf den verschiedenen Kleiderbündeln, die dort lagen. Sie zog eines heraus und schob es mir zu. »Bitte machen Sie das auf und ziehen Sie die Kleider an.«
    Ich öffnete das Bündel. Es enthielt einen einfachen Straßenanzug, schwarze Schuhe, Hemd, Krawatte und einen Hut mit einer schmalen Krempe.
    »Sollen das etwa meine Beerdigungskleider sein?«
    »Ich bat Sie, sie anzuziehen. Wenn Sie wollen, daß ich meiner Bitte Nachdruck verleihe, brauchen Sie es nur zu sagen.«
    Ich warf einen Blick auf die Pistole und einen auf die Kleider und schaute mich dann nach irgend etwas um, hinter dem ich mich umziehen konnte. Ich fand nichts.
    Sie lächelte. »Meine Nacktheit schien Sie vorhin nicht allzusehr zu stören. Ich sehe nicht ein, warum Ihre eigene Ihnen jetzt zu schaffen machen soll. Ziehen Sie sich endlich um!«
    Ich gehorchte. Im Geiste ging ich eine Möglichkeit nach der anderen durch, aber alle schienen sie mit meinem Tod zu enden. Ich zog die anderen Kleider an, und mein unbehagliches Gefühl verstärkte sich. Sie paßten alle nur so ungefähr: die Schuhe waren ein wenig zu eng und spitz, der Kragen zu steif und hoch, der graue Anzug in den Schultern und an den Ellenbogen zu schmal. Ich wünschte, es wäre ein Spiegel dagewesen, um mich darin bewundern zu können. Ich kam mir vor wie ein ultrakonservativer Wallstreet-Makler, und ich war überzeugt, daß ich auch genauso aussah.
    »Schön«, sagte sie. »Stecken Sie jetzt die Umschläge in die Innentasche Ihrer Jacke. Sie werden auf jedem einige Instruktionen finden. Ich möchte Sie bitten, diese genau zu befolgen.
    »Ich verstehe nicht!« protestierte ich.
    »Sie werden schon noch. Steigen Sie jetzt in den Drahtkäfig. Verwenden Sie die Umschläge in der Reihenfolge, in der sie liegen.«
    »Aber worum geht es hier eigentlich?«
    »Ich will Ihnen nur eines sagen, Mr. Weldon – versuchen Sie nicht zu entkommen. Es wird Ihnen nicht gelingen. Ihre anderen Fragen werden sich von selbst beantworten, wenn Sie die

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