Galaxis Science Fiction Bd. 12
hat sich Ihre Gastgeberin an ihrem ›Küchenherd‹ abgerackert. Um es genauer zu definieren – sie hat einen Menü-Wähler beauftragt, ein 800-Kalorien-Mahl auszusuchen. Dieser Menü-Wähler ist ein Automat, ähnlich einem Spielautomaten, der in seinen stählernen Eingeweiden eine laufende Inventarliste der Speisekammer beherbergt und solange darin herumsucht, bis er die gewünschte Mahlzeit gefunden hat. Einige Hausfrauen behaupten, daß der Wähler die Kochkunst zum Aussterben verurteilt, aber unsere Gastgeberin gehört zu den vielen, die ihn als nie versiegende Quelle neuer Menüs dankbar anerkennt. Heute ist die Auswahl begrenzt, da es immerhin schon ein Vierteljahr her ist, seit sie zum letzten Male eingekauft hat. Einige der Vorschläge lehnt sie ab, während der Wähler geduldig neue Kombinationen offeriert. Endlich entscheidet sie sich für ein Fischgericht, bei dem der Fisch allerdings so behandelt ist, daß er wie Kotelett schmeckt.
Ihre Gastgeberin nimmt die benötigten Sachen aus den Regalen oder aus der Kühltruhe. Alle sind schon vorbehandelt, manche schon vorgekocht. Diejenigen, die noch gekocht werden müssen, schiebt sie nun in ihr ›Aufbereitungsgerät‹, obwohl sie es einen ›Herd‹ nennt. Er ähnelt aber viel mehr einem mit Hochfrequenzströmen arbeitenden Diathermieapparat. Sie stellt verschiedene Wählscheiben ein, drückt auf ein paar Knöpfe und muß dann zwei oder drei Minuten warten, bis die Mahlzeit fertig ist.
Trotz ihrer komplizierten Küche ißt sie allerdings nicht so gut wie ihre Urgroßmutter – es gibt zu viele Menschen und zu wenig Land.
Nichtsdestoweniger: Das Tablett, das sie Ihnen bringt, ist reich beladen und sieht verlockend aus. Nachdem Sie gegessen haben, sind Sie gern bereit, noch ein Nickerchen zu machen. Als Sie wieder erwachen, bemerken Sie, daß Ihre Enkeltochter inzwischen das Geschirr verbrannt hat und sich von ihren ›Anstrengungen‹ in dem ›Erfrischer‹ erholt. Eine gute Idee. Nach dem Sonnenbad können Sie ebenfalls eine Erfrischung gebrauchen. Sie warten also, bis sie fertig ist, und gehen dann auch hinein. Die Auswahl im Erfrischer ist reichhaltig, aber sie begnügen sich mit einer warmen, allmählich kälter werdenden Dusche, lassen sich dann von warmer Luft trocknen, leicht massieren und dann mit Duftwasser und Puder bestäuben.
Als sie fertig sind, kommt gerade Ihr Gastgeber an. Er hatte sich einen freien Tag genommen und war mit seinen zwei Söhnen am Strand gewesen.
Seine Frau schickte die Jungen weg, damit auch sie sich frisch machen, und fragt dann: »Nun, war es nett?«
Er antwortet: »Der Verkehr war fürchterlich. Ich mußte die letzten hundert Kilometer mit Automatik fliegen. Irgendwelche Anrufe gewesen?«
»Hast du denn nicht im Flugzeug umgeschaltet?«
»Nein. Wollte nicht gestört werden.« Er geht zum Haustelefon, läßt sich die Anrufe vorspielen, findet nichts Wichtiges – aber die Maschine läuft weiter und druckt eine Botschaft. Er reißt sie ab.
»Was ist es denn?« fragte seine Frau.
»Telegramm von Luna City – von Tante Jane.«
»Und was sagt sie?«
»Nichts Besonderes. Nach Ihren Worten scheint der Mond ein großartiger Ort zu sein, und sie möchte, daß wir sie besuchen.«
»Lieber nicht«, antwortet seine Frau. »Wenn ich mir vorstelle, in eine dieser Höhlen mit Klimaanlage eingeschlossen zu sein.«
»Wenn du so alt bist wie Tante Jane, mein Liebling, und so zart wie sie und außerdem noch herzkrank, dann ziehst du dich gerne auf den Mond zurück. Geringe Schwerkraft ist nicht zu verachten. Tantchen wird vermutlich trotz ihrer Schwächen hundertzwanzig Jahre alt werden.«
»Würdest du denn auf den Mond gehen?«
»Wenn mir nichts anderes übrig bleiben würde und ich es mir leisten könnte, sicher. Was meinst du?« wendet er sich an Sie.
Sie überlegen, was Sie ihm antworten sollen. Das Leben ist immer noch verlockend, und Treppensteigen fällt Ihnen allmählich schwerer. Geringe Schwerkraft klingt verlockend, selbst wenn es bedeutet, daß Sie den Rest Ihrer Tage in der Ge-riatrie-Anstalt (Klinik für Alterskrankheiten) verbringen müssen.
»Ein Besuch wäre bestimmt ganz interessant«, antworten Sie. »Man braucht ja nicht dortbleiben.«
KRANKENHÄUSER für alte Leute auf dem Mond? Wir wollen uns doch nicht lächerlich machen.
Oder doch nicht? Könnte es nicht eine logische und notwendige Weiterentwicklung unserer heutigen Zivilisation sein? .
Die Raumfahrt wird nicht mehr fünfzig Jahre auf sich
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