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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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organischer Verbindungen reichten aus, um seinen meilendicken Körper für eine Zeitspanne zu sättigen, die viele geschäftige Menschenleben umspannte.
    Alles in allem, der Sklave hatte die Wahrheit gesagt.
    ZÖGERND, beinahe willenlos – wobei er krampfhaft nach Vernunftgründen suchte, mit denen er seinen Appetit entschuldigen konnte – trieb er auf den Asteroidengürtel zu. Vielleicht hatte er, als er so intensiv auf die dritte Parzelle starrte, mit einer Willenskraft gerechnet, die von Natur aus der eines Sklaven überlegen war. Wenn ja, so hatte er die Wirkung einer gleichermaßen ausgeprägteren Vorstellungskraft außer acht gelassen.
     

     
    Die Anziehungskraft der dritten Parzelle verstärkte sich merkbar, und sein Tempo erhöhte sich etwas. Während er wie hypnotisiert die sich drehende Kugel im Auge behielt, wurde er aus seinem fast tranceähnlichen Zustand durch den ersten Zusammenstoß aufgeschreckt. Der Aufschlag und der ihn durchzuckende Schmerz zeigten ihm deutlich, daß seine natürliche Überlegenheit über die Sklavenrasse vielleicht nicht genügen würde, um ihn aus ernsthafter Gefahr herauszuhalten.
    Der Raum um ihn – er befand sich jetzt schon weit innerhalb der Bahn des vierten Planeten – war buchstäblich mit Kleinstmeteoren übersät, von denen jeder in der Lage war, auf dem Körper eines Lebewesens einen Einschlagkrater zu hinterlassen, der um ein Vielfaches größer war als sein eigener Umfang. Davon hatte er sich an der zerschundenen Kruste des Sklaven selbst überzeugen können. Einzeln genommen waren sie unbedeutend, zusammen tödlich.
    Nachdem er auf diese abrupte Weise gezwungen worden war, seine Aufmerksamkeit dem unmittelbaren Problem des Am-Lebenbleiben zuzuwenden, versuchte der Aufseher seinen Fall zu bremsen und nach seitwärts wieder in Richtung auf die Sicherheit bietende kalte Leere des interstellaren Raumes auszuweichen. Aber der Zauberbann des Schlaraffenlandes, unter dem er sich befand, ließ sich nicht so leicht lösen. Lange Augenblicke, in denen der Planet seine Sonne zweimal umkreiste, hing er bewegungslos im Raum, während in dem Kampf um eine Willensentscheidung Gefräßigkeit und Todesfurcht abwechselnd die Oberhand gewannen. Vermutlich wäre er in diesem Kampf unterlegen, wenn nicht dem Studenten das Gewissen geschlagen hätte.
    »Herr!« Die Stimme drang schwach, aber deutlich an sein Hörzentrum. »Kommen Sie hierher! Sie dürfen dort nicht länger bleiben. Ich hätte nie zulassen sollen, daß Sie sich so weit vorwagen – aber ich war so wütend. Ich bin ein Narr. Warum habe ich Ihnen nicht alles gesagt?«
    »Ich habe inzwischen alles erfahren. Es war mein eigener Fehler.« Der Aufseher stellte überrascht fest, daß das Sprechen ihm Mühe bereitete. »Es war mein eigener freier Wille, und ich bin immer noch der Meinung, daß es sich lohnen würde, diesen Planeten näher zu untersuchen.«
    »Nein, es ist nicht Ihr freier Wille. Kein Wille kann frei bleiben, nachdem er den Lockungen dieses Planeten erlegen ist. Ich wußte es und erwartete, daß Sie sterben würden – aber ich konnte nicht hart bleiben. Kommen Sie schnell! Ich werde Ihnen helfen.«
    DER Student lag auf einer Bahn, die mit der des Aufsehers fast identisch war, wenn auch ein gutes Stück weiter draußen. Vielleicht war das der Grund, weil er zu dem Studenten hinüberblickte und so den Planeten aus dem Auge verlor, daß der Ältere schwankend wurde. Der Student jedenfalls bemerkte es und nützte die Gelegenheit.
    »Schauen Sie nicht mehr zurück, Herr! Schauen Sie mich an und folgen Sie mir – oder wenn Ihnen mein Anblick unerträglich ist, dann schauen Sie das dort an.«
    Er deutete unmißverständlich in eine bestimmte Richtung, und der Blick seines Zuhörers folgte ihm wie hypnotisiert.
    Das Ding, das der Aufseher erblickte, war nicht schwer zu erkennen. Es bestand aus einem kleinen Kern, den seine Sinne fast automatisch als aus Methan, Kohlenstoff und freiem Sauerstoff bestehend analysierten. Einige Körner schwererer Elemente lagen darin verstreut wie Rosinen in einem Pudding. Um es herum erstreckte sich auf Tausende von Kilometern ein zarter Schleier aus den flüchtigeren Teilen seiner Körpersubstanz. Das Ding bewegte sich auf einer elliptischen Bahn von der Sonne fort und zeigte keinerlei Anzeichen einer intelligenten Kontrolle. Ein Teil seiner gasförmigen Hülle wurde durch den Strahlungsdruck der Sonne vor ihm her getrieben.
    Es war ein toter Sklave, aber genausogut konnte es ein

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