Galaxis Science Fiction Bd. 14
toter Herr sein!
Ein toter Sklave war bedeutungslos, aber was ihn getötet hatte, konnte genauso leicht ihn selber töten!
Es war das erstemal in seinem so unglaublich langen Leben, daß die Möglichkeit des Todes ihm so deutlich vor Augen geführt wurde, und vermutlich hätte auch nichts anderes als die daraus resultierende Furcht sein Leben retten können.
Mit dem Studenten an seiner Seite folgte er dem geisterhaft leuchtenden Leichnam hinaus bis zum äußersten Punkt seiner Bahn, und während dieser Anstalten machte, wieder in den Todesschleier zurückzukehren, der den so harmlos aussehenden dritten Planeten umgab, strebte er tiefer in die freundliche Dunkelheit des interstellaren Raums.
Vielleicht würde eines Tages auch jener dritte Planet einmal abgeerntet werden, aber das würde wohl nicht durch einen seiner Rasse geschehen. Jedenfalls nicht, bevor nicht dieser schützende Schleier verschwunden war.
Die Menschen nennen ihn Zodiakallicht und Gegenschein.
DAS SIEBENTE OPFER
(SEVENTH VICTIM)
ROBERT SHECKLEY
(Illustriert von ESMH)
Ein gefährliches Spiel mit garantiert tödlichem Ausgang – und doch hatte es sein Gutes.
STANTON Frelaine saß an seinem Schreibtisch und versuchte sich den Anschein einer Geschäftigkeit zu geben, die man von einem leitenden Angestellten um neun Uhr dreißig vormittags erwartete. Es war unmöglich. Er brachte es einfach nicht fertig, sich auf den Text der Anzeige zu konzentrieren, den er gestern Nachmittag verfaßt hatte, konnte jetzt einfach keinen Gedanken für geschäftliche Dinge erübrigen. Das einzige, wozu er in der Lage war, das war, dazusitzen und voller Ungeduld auf die Post zu warten.
Zwei endlos lange Wochen wartete er nun schon auf seine Benachrichtigung. Die Behörden nahmen sich wie üblich Zeit.
Die Glastür seines Büros trug die Aufschrift Morger und Frelaine, Herrenausstatter. Sie ging auf, und E. J. Morger kam herein. Er hinkte leicht, das Überbleibsel einer alten Schußverletzung. Seine Schultern hingen leicht nach vornüber, aber mit seinen dreiundsiebzig Jahren war es ihm gleichgültig geworden, ob seine Haltung gut oder schlecht war.
»Nun, Stan?« fragte Morger. »Wie steht’s mit der Anzeige?«
Frelaine war vor sechzehn Jahren in Morgers Firma eingetreten. Damals war er siebenundzwanzig gewesen. Zusammen hatten sie dann Protex-Kleidung zu einem Millionen-Unternehmen gemacht.
»Ich denke, wir können sie so lassen«, sagte Frelaine und reichte Morger das Blatt Papier. Wenn nur die Post endlich da wäre, dachte er.
»Besitzen Sie schon einen Protex-Anzug?« las Morger laut vor, wobei er sich das Blatt dicht vor die Augen hielt. »Morger und Frelaine-Kleidung ist tonangebend in der Herrenmode, denn die besten Schneider der Welt haben sie entworfen.«
Morger räusperte sich und warf Frelaine einen Blick zu. Er lächelte und fuhr fort:
»Protex verleiht Ihnen die Sicherheit, die Sie brauchen. Protex ist elegant. Jeder Protex-Anzug ist mit einer Spezialtasche für Ihre Pistole ausgestattet, die garantiert nicht aufträgt. Keiner weiß, daß sie eine Waffe tragen – außer Ihnen. Die Tasche ist außergewöhnlich leicht zugänglich und ermöglicht ein schnelles unbehindertes Ziehen. Sie haben die Wahl zwischen einer Brust- und einer Hüfttasche… Sehr nett«, gab Morger sein Kommentar.
Frelaine nickte apathisch.
»Der Protex-Spezial besitzt einen automatischen Pistolenauswerfer, die modernste und großartigste Erfindung für die persönliche Sicherheit. Ein Druck auf den verborgenen Knopf, und die Pistole liegt in Ihrer Hand, schon durchgeladen und entsichert. Besuchen Sie Ihren nächsten Protex-Salon. Warum nicht sichergehen?«
»Wirklich sehr schön«, sagte Morger. »Eine sehr nette und distinguierte Anzeige.« Er blickte eine Minute lang nachdenklich vor sich hin und strich sich dabei über seinen weißen Schnurrbart. »Müßten wir allerdings nicht erwähnen, daß Protex-Anzüge in verschiedenen Ausführungen zu haben sind? Ein- und zweireihig, breite und schmale Revers?«
»Ja, richtig. Habe ich ganz vergessen.«
FRELAINE nahm das Blatt wieder an sich und kritzelte ein paar Worte auf den Rand. Dann stand er auf, wobei er sich glättend über sein Jackett fuhr, das sich in der Bauchgegend eine Kleinigkeit nach vorne wölbte. Frelaine war dreiundvierzig. Er hatte schon etwas Gewicht angesetzt, und sein Haar zeigte einige schüttere Stellen. Er machte einen leutseligen, vertrauenerweckenden Eindruck, doch
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