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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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das Gegebene hinauszugehen, und zwar unbegrenzt. In der Utopie und mit ihr erkennt und erprobt er diese Möglichkeit des Auch-anderssein-Könnens.«
    Warum also das Licht der Science Fiction unter den Scheffel stellen? Hier zeichnen sich Aufgaben ab, die von ihr teilweise schon wahrgenommen wurden, zumindest aber wahrgenommen werden sollten.
     
    Lothar Heinecke
     

SPES HOMINIS
 
    (FOUR IN ONE)
     
    DAMON KNIGHT
 
    (Illustriert von ASHMAN)
     
    Georg konnte wirklich von Glück sagen, denn der Traum eines jeden Wissenschaftlers hatte sich für ihn verwirklicht – er war in der Lage, in seiner Arbeit völlig aufzugehen.
     

     
    GEORG Meister hatte früher einmal Gelegenheit gehabt, das Nervensystem eines Menschen zu betrachten – ein Schaustück in einem Museum, das hergestellt worden war, indem man die winzigen, kaum sichtbaren Nervenfasern künstlich verdickt hatte, bis sie mit bloßem Auge unterschieden werden konnten und indem man dann alles unerwünschte überflüssige Gewebe auf chemischem Wege aufgelöst und es durch einen durchsichtigen Kunststoff ersetzt hatte. Eine bewundernswerte Leistung, die dieser Bursche auf Torkas III da vollbracht hatte. Wie hieß er doch gleich?… Aber das war unwichtig. Jedenfalls hatte Meister es gesehen, und er konnte sich deshalb ganz gut vorstellen, wie er selbst im Moment wohl aussah.
    Selbstverständlich gab es einige Abweichungen, Verzerrungen. So war er sich, zum Beispiel, nahezu sicher, daß die Entfernung zwischen seinem Sehzentrum und seinen Augen momentan mindestens dreißig Zentimeter betrug. Außerdem – auch darüber gab es keinen Zweifel – hatte sich das System als Ganzes an seinen Enden aufgerollt und seltsam verschoben, da schließlich die Muskulatur, die es vorher zusammengehalten hatte, nicht mehr vorhanden war. Er hatte auch noch gewisse andere Veränderungen feststellen können, deren Ursache möglicherweise in grundlegenden strukturellen Unterschieden zu suchen war. Die eine Tatsache jedoch blieb unbestreitbar, nämlich daß er – das hieß, alles, was von ihm noch übrig war und das er noch als Georg Meister bezeichnen konnte – aus nichts weiter mehr bestand als einem Gehirn, einem Paar Augen, einem Rückenmark und einem Schauer von Neuronen.
    Georg schloß einen Augenblick die Augen. Das war ein Kunststück, das er gerade erst gelernt hatte, und er war sehr stolz darauf. Jener erste längere Zeitabschnitt, währenddessen er auch nicht die kleinste Kontrolle über die spärlichen Überreste seines Körpers besessen hatte, war ziemlich schlimm gewesen. Er hatte es sich später so erklärt, daß die völlige Lähmung vermutlich den Nachwirkungen eines Betäubungsmittels zuzuschreiben war – eines Betäubungsmittels, das ihm sein Bewußtsein geraubt hatte, während sein Körper…
    Nun ja.
    Entweder das, oder die einzelnen Teile seines Nervensystems hatten sich noch nicht an ihre neue Lage gewöhnt gehabt. Die Zukunft würde vielleicht die Bestätigung für die eine oder andere Annahme bringen. Anfangs jedenfalls, als er nur sehen, sich aber nicht bewegen konnte und auch keine Ahnung hatte, was mit ihm passiert war, nachdem er kopfüber in jene grünbraun gefleckte gallertartige Masse gefallen war – es war ein sehr verwirrendes Erlebnis gewesen – , hatte er die widerstreitendsten Gefühle gehabt.
    WIE würden die anderen es wohl aufnehmen? Er wußte, daß es außer ihm noch andere gab, denn ab und zu durchzuckte ein stechender Schmerz die Stelle, wo sich früher einmal seine Beine befunden hatten, und im gleichen Augenblick kam die träge Bewegung der Landschaft um ihn mit einem Ruck zum Stillstand. Das konnte nur ein zweites Gehirn sein, das wie das seine hier gefangen lag und den Versuch unternahm, ihren gemeinsamen Körper in einer anderen Richtung fortzubewegen.
    Gewöhnlich verklang der Schmerz so schnell wie er gekommen war, und Georg konnte fortfahren, Gedankenbefehle zu den Nervenenden hinunterzuschicken, die früher einmal Teil seiner Finger und Zehen gewesen waren; und der wabbelige formlose Körper machte sich dann von neuem auf seinen mühsamen Weg. Wenn der Schmerz jedoch anhielt, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als stillzuhalten, bis das andere Hirn seine Bemühungen wieder einstellte – wobei sich Georg wie ein unfreiwilliger Passagier eines sehr langsamen Fahrzeugs vorkam – oder zu versuchen, die eigene Bewegungsrichtung mit der des anderen Hirns abzustimmen.
    Er hätte gern gewußt, wer noch mit hineingefallen war.

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