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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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konnte mich einfach nicht konzentrieren. Das Meteorbombardement hörte und hörte nicht auf. Mir fehlen einfach die Worte, um seine Wirkung richtig zu beschreiben. Ich befand mich kaum zwanzig Radien von der fruchtbarsten Parzelle entfernt, die ich je gesehen hatte, und ich war nicht in der Lage, mir auch nur einen einzigen Bissen zu holen.
    Es mußte schon eine lange Zeit hergewesen sein, seit sie zum letzten Male abgeerntet worden war, denn in den oberen Schichten ihrer Oberfläche hatten sich Substanzen gebildet, die mir völlig unbekannt waren. Natürlich wuchsen die üblichen Kohlehydrate und die Oxyde leichterer Elemente und verschiedene Karbonate. Das war nicht anders zu erwarten. Aber darüber hinaus konnte ich Proteine feststellen, die so komplex waren, wie man sie sich nicht einmal in seiner wildesten Phantasie vorstellen kann. Ihre Ausstrahlungen machten mich fast verrückt. Bei dieser Temperatur mußten sie sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aufbauen und wieder auflösen – die dritte Parzelle besitzt eine überraschend dichte Atmosphäre; die Bedingungen auf der Oberfläche ähneln einem Treibhaus – und sie hatten sich bis zu einem kaum vorstellbaren Grad entwikkelt. Und es gelang mir nicht, auch nur eine einzige Kostprobe zu bekommen!
    Aber ich konnte sie spüren, und trotz der Schmerzen, die mir der Meteorhagel bereitete, blieb ich in ihrer Nähe. Ein paar hundert Sonnenumläufe der Parzelle lang schwankte ich unschlüssig, ob ich bleiben oder mich zurückziehen sollte. Das scheint nur eine kurze Zeit zu sein, aber sie reichte aus, um meinen Körper rettungslos zu ruinieren. Erst als meine Sinne endgültig zu versagen drohten, entschloß ich mich zur Flucht. Es blieb mir gerade noch soviel Kraft, um eine stabile Bahn außerhalb dieses höllischen Kranzes aus Überresten der ehemals fünften Parzelle einnehmen und ab und zu um Hilfe rufen zu können, aber ich wußte, daß mein Schicksal besiegelt war. Selbst wenn du früher gekommen wärst, Herr, so wäre es doch für mich zu spät gewesen.
    Aber zumindest kann ich dich warnen. Wage dich nicht über die Bahn des alten fünften Planeten hinein! Schaue nicht einmal hinein, denn wenn du spürst, was auf dieser noch nicht abgeernteten dritten Welt auf dich wartet, dann wirst du so sicher in dein Verderben gezogen werden wie ich in das meine geschickt worden bin.«
    DER Sklave verfiel in Schweigen, und der Aufseher überdachte das eben gehörte, während beide langsam um den Zentralstrahler kreisten. Im Moment schien es ihm unmöglich, an eine angemessene Strafe zu denken, die er dem Studenten zudiktieren konnte, dessen jugendlicher Leichtsinn eine solch scheußliche Situation heraufbeschworen hatte. Die bloße Grausamkeit an sich, endlose Reihen von Sklaven in ihren sicheren Tod zu schicken, berührte ihn nicht allzusehr, doch die dadurch bedingte Vergeudung erregte seinen Zorn. Der Gedanke an Hunderte lebloser Körper, die nun für alle Zeiten um die Sonne kreisen würden, um bei jedem Perihelion-Vorübergang ein wenig mehr von ihrer Masse zu verdampfen, bis nur noch eine lose Ansammlung von Körnchen eines hohen Schmelzpunktes übrigblieb, vermittelte ihm das Bild eines unerträglichen wirtschaftlichen Verlustes. Außerdem mußte er in Betracht ziehen, daß allem Anschein nach die ertragreichste Parzelle des ganzen Systems nicht mehr zugänglich war, und genauso schwer wog der Vorwurf, daß der Student infolge seiner unverantwortlichen Handlungsweise einen der Sklaven zu selbständigem Denken angeregt hatte.
    Natürlich mußte er noch einmal alles mit eigenen Augen überprüfen, bevor er dem Studenten mit solch schwerwiegenden Anschuldigungen gegenübertrat. Nur der letzte Punkt stand schon fest.
    Der Aufseher setzte sich unvermittelt in Bewegung – in Richtlinie auf die Sonne zu. Der sterbende Sklave, der es sah, rief noch einmal um Hilfe und wurde im gleichen Augenblick durch einen peitschenden Ionenstrahl für immer zum Schweigen gebracht. Einen flüchtigen Moment lang bedauerte der Aufseher seine Voreiligkeit – nicht aus Dankbarkeil für die Warnung, der er wenig Gewicht beilegte und zu der ein Sklave sowieso verpflichtet war, sondern einfach, weil sie impulsiv und nicht überlegt ausgeführt worden war. Doch dann beschwichtigte er sich selbst mit dem Gedanken, daß das Geschöpf ihm vermutlich auf jeden Fall nicht mehr viel hätte erzählen können, selbst wenn er es bei seiner Rückkehr noch lebend angetroffen hätte.
    Er befand sich in

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