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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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entschlossen fort:
    »Sind wir erst einmal genau in der Mitte des Catterick-Feldes, was übrigens vom Mond aus aufrechterhalten wird, dann wird es eingeschaltet. Schwerkraft und Massenträgheit sind innerhalb des Feldes bis auf Bruchteile aufgehoben, und die werden auch nur beibehalten, damit für uns ›oben‹ und ›unten‹ nicht ganz verschwindet. Das Schiff ist nun in der Lage, in Sekundenbruchteilen seine Höchstgeschwindigkeit zu erreichen und genauso schnell auch wieder anzuhalten. Anfangs werden wir vielleicht nicht mehr als tausend Kilometer in der Stunde machen. Sobald sich aber der Kapitän vergewissert hat, daß wir genau auf den Schienen liegen, dann erhöhen wir auf Lichtgeschwindigkeit und dann auf ein Vielfaches davon, bis wir den Aldebaran erreicht haben. Dann ein abrupter Halt, und…«
    »Ich werde mich jetzt duschen«, kündigte Shirley an.
    »Was mit anderen Worten heißt, ich soll gehen, wie?«
    »Wenn Sie wollen, können Sie ruhig bleiben, nur hören Sie jetzt endlich mit diesem Cat – oder was weiß ich – Feld auf.«
    Der Duschraum war eine winzige Nische in der Wand. Ein Waschbecken gab es nicht. Wer sich waschen wollte, mußte gleich eine Dusche nehmen.
    Ich hätte Shirley jetzt antworten können, daß ich eine Menge mehr erlebt und erfahren hatte als sie, und daß sie, falls sie mich etwa schockieren oder aus der Fassung bringen wollte, sich ein bißchen mehr anstrengen müßte – meinetwegen auf Leute schießen oder die Maschinen der Sardonia sabotieren oder aus dem Schiff zu klettern versuchen.
    Aber das hätte sie nur auf dumme Gedanken gebracht, und außerdem wußte ich genau, was sie mit ihren Worten beabsichtigte. Ich sollte protestieren, und das hätte ihr den Vorwand für eine Szene gegeben. Den Gefallen wollte ich ihr nicht tun. Ich stand also einfach auf und ging zur Tür, obwohl mir klar war, daß sie nicht wirklich alleingelassen zu werden wünschte. Besonders jetzt, nachdem Glen Mavor mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu haben war.
    »Bis später«, sagte ich.
    SHIRLEYS leichtsinnige Periode ging vorüber. Mavor hatte sich wirklich zurückgezogen, und sie schien auch gar nicht so besonders traurig darüber zu sein. Im Grunde war sie ein sehr verständiges Mädchen. Sie wechselte auch gelegentlich ein paar Worte mit Ellen, nachdem sie vorher bei den wenigen Gelegenheiten, wo sie sich begegneten, durch sie hindurchgesehen hatte. Ellen nahm ihre tastenden Aussöhnungsversuche auf die gleiche Art und Weise hin, wie sie ihren Trotz hingenommen hatte – ruhig und wie selbstverständlich und ohne die kleinste Anspielung auf Vergangenes. Doch die alte Verehrung war endgültig dahin. Ich war es jetzt, dem Shirley hauptsächlich ihre Aufmerksamkeit widmete, nicht mehr Ellen.
    Die Zeit vergeht schnell, wenn jeder Tag ein genauer Abklatsch des vorhergehenden ist – noch schneller, wenn der Tag nicht einmal ein Tag ist. Zwölf der vierundzwanzig Stunden pflegten wir zu verschlafen. Eine körperliche Ausarbeitung war fast unmöglich, und Ellen bekam wieder ihre üblichen Angstzustände, was ihr Gewicht betraf. Sie nahm wieder zu den gleichen Mittelchen ihre Zuflucht – schob mich aus der Kabine ab und begann systematisch mit Turnübungen. Sie ließ sich dabei von niemand zuschauen, und selbst Shirley wurde höflich hinauskomplimentiert.
    »Sie hat mir doch auch oft genug zugesehen«, beschwerte sie sich mir gegenüber einmal. »Ist sie anders gebaut als andere Frauen, oder was ist sonst mit ihr los?«
    Diese Worte klangen nicht mehr nach ihrer alten Anbetung. Ein gutes Zeichen, dachte ich.
    »Oh nein«, sagte ich. »Das ist sie nicht.«
    »Sie hat doch nicht etwa knochige Knie oder einen kleinen Bauch oder so etwas?«
    »Ganz bestimmt nicht. In der richtigen Umgebung zeigt sie sich jederzeit im Badeanzug, aber nur wenn sie vollkommen sein kann. Ellen ist das eine vollkommene Ding in einer unvollkommenen Welt.«
    »Glauben Sie, daß sie vollkommen ist?«
    »Was ich glaube, ist unwichtig. Ich will damit sagen: Können Sie sich Ellen vorstellen, wie sie sich nach ihren Zehen bückt oder die Arme hin und her schwenkt? Sie wissen vielleicht, daß sie es tut, aber können Sie sie dabei wirklich sehen?«
    Sie konnte es nicht.
    Da Ellen allein sein wollte, sahen Shirley und ich uns wohl oder übel sehr häufig. Zu unserer Überraschung entdeckten wir auch eine gewisse Ähnlichkeit der Temperamente, was die Art und Weise betraf, wie wir die Zeit ausfüllten, und wie

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