Galaxis Science Fiction Bd. 14
doch, Raumfahrt besteht aus zwei deutlich voneinander verschiedenen Teilen. Zuerst einmal muß man sich aus dem Schwerebereich eines Planeten oder Satelliten befreien. Das ist eine mühselige und primitive Arbeit. Der zweite Teil, die eigentliche Reise, geht dann wie geschmiert. Bei unserem jetzigen Tempo würden wir zwanzigtausend Jahre benötigen, um die Welten des Aldebaran zu erreichen, von Lotrin ganz zu schweigen!«
»Aber die Reise dauert doch nur ein paar Wochen.«
»Das sage ich ja gerade«, fuhr ich geduldig fort. »Die eigentliche Reise geht wie geschmiert. Natürlich sind es keine richtigen Schienen, aber man kann es damit vergleichen. Wir suchen nach einem Energiefeld, das hier am Mond seinen Anfang nimmt und sich bis zu dem Aldebaran erstreckt. Einen Strahl, das Catterick Feld, wie es auch genannt wird. Wir sind schon ein paarmal hindurchgeflogen Warum wir immer noch herumsuchen, das hat seinen Grund darin, daß wir uns genau in seiner Mitte befinden müssen, und das ist nicht so ganz leicht zu bewerkstelligen, denn es ist sehr schmal. Ein enger Schlauch mit ein paar Kilometer im Durchmesser.«
»Aber das Schiff ist doch keinen Kilometer breit.«
»Das nicht, aber der kleinste Fehler hier, die kleinste Kursabweichung, würde sich später um ein Vielfaches vergrößert bemerkbar machen, und dann wäre es zu spät. Haben Sie schon mal vom Beharrungsvermögen gehört, Shirley?«
»Das ist eine Art Trägheit.«
»Ja, die Trägheit von Masse. Wenn sich ein Körper im Ruhezustand befindet, dann sträubt er sich gegen jede Veränderung, und es gehört eine gewisse Kraftanstrengung dazu, diesen Widerstand zu überwinden. Und wenn ein Körper sich bewegt, dann mochte er diese Bewegung beibehalten, und man braucht die gleiche Kraft, um ihn wieder zum Anhalten zu bringen.
Die Maschinen der Sardonia erzeugen genug Energie, um uns auch ohne das Catterick-Feld nach Lotrin bringen zu können. Nur würde das Schiff eine solche Beschleunigung nicht aushalten. Und schon ein Bruchteil der notwendigen Beschleunigung würde ausreichen, um die Passagiere durch den Andruck zu Brei zu zerquetschen. Im Augenblick, zum Beispiel, beschleunigen wir höchstens mit drei Meter pro Sekunde.«
UM meine Worte durch ein Beispiel zu erläutern, packte ich sie um die Hüfte, hob sie gegen das augenblicklich herrschende Drittel Erdschwerkraft hoch und schleuderte sie in die Mitte der Kabine, gerade als das Schiff wieder einmal hin und her schoß.
»Und das kann schon ziemlich hektisch sein«, sagte ich, während sie sich hilflos überschlug und gegen die gegenüberliegende Wand prallte.
Sie hatte sich, wie ich feststellen konnte, für ihre Unterhaltung mit Glen Mavor speziell vorbereitet – mit kanariengelber Unterwäsche, die verwirrend aufleuchtete, während sie mit ihren Beinen herumstrampelte. Ich packte sie ganz unzeremoniell wieder bei der Hüfte und zog sie neben mich.
»Nun stellen Sie sich vor, wie das erst wäre, wenn die Beschleunigung drei Kilometer pro Sekunde beträgt – oder dreihundert oder dreitausend.«
»Kann ich nicht«, sagte sie wahrheitsgemäß.
»Wenn man über Hunderte von Lichtjahren reisen will, dann muß man offensichtlich erst einmal dafür sorgen, daß diese Massenträgheit da keinen Strich durch die Rechnung macht. Nehmen wir an, man könnte die Trägheit auf der Erde aufheben – das ist zwar praktisch unmöglich, weil man das Feld nur in einem Vakuum errichten kann –, aber angenommen, es wäre möglich und Schwerkraft und Luftwiderstand blieben sich gleich. Dann könnten sie praktisch aus dem Stand heraus sofort die Höchstgeschwindigkeit erreichen. Und wenn Sie umkehren wollen, dann brauchten Sie nur auf dem Absatz kehrtmachen, ohne dabei das Tempo im geringsten zu drosseln.«
»Unsinn!« sagte Shirley. »Dabei würde man sich die Knochen brechen.«
»Nein, eben nicht. Das ist nur der Fall, solange jeder Körper diese Trägheit besitzt. Wenn Sie im Zwanzigkilometertempo rennen und plötzlich stehenbleiben, dann kann das zweifellos passieren. Aber ohne Trägheit können Sie sich auf der großen Zehe umdrehen und wieder zurücklaufen, ohne dabei den kleinsten Schaden zu nehmen. Schwerkraft und Luftwiderstand fallen nicht ins Gewicht. Es ist das Beharrungsvermögen der Körper, das zählt und gegen das man ankämpfen muß.«
Shirley begann allem Anschein nach das Thema etwas zu langweilen. Sie machte auch keinen Hehl daraus. Ich ließ mich dadurch jedoch nicht weiter stören und fuhr
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