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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Lady und ihr erstes Kind, falls es ein Mädchen ist, ohne große Schwierigkeiten sterilisiert werden. Das ist das Ende. Die Welt ist zum Sterben verdammt, denn sie hat keine Frauen. Auch das weiß jeder, und jeder akzeptiert es.
    Es ist eine verrückte Konstruktion aus Glück und Furcht und wilder Hoffnung, aber doch ein festgefügter Bau. Ich konnte ihn ebensowenig zum Einsturz bringen wie Shirley. Sie war Lotrins First Lady, und davor gab es kein Zurück.
    Aber Shirley und ich befaßten uns ja auch gar nicht ernsthaft mit dem Gedanken – wir spielten nur damit. Als ich das erkannte, sagte ich: »Wir wollen Ellen um Rat fragen.«
    Shirley sprang auf.
    »Bist du verrückt!«
    Als wir uns selbst und den anderen gegenüber vorgemacht hatten, daß wir seinerzeit nur der Versuchung des Augenblicks erlegen waren, hatten wir Ellen gegenüber natürlich erst recht so getan, als ob es nicht einmal dazu gekommen wäre.
    »Es ist besser, wir hören uns an, was sie dazu sagt«, sagte ich. »Es sei denn, wir einigen uns, daß zwischen uns alles zu Ende ist.«
    Ich hoffte, daß Shirley sagen würde, wir könnten es. Ich hatte Angst, daß sie es sagen würde. Sie sagte nichts.
    Darum fuhr ich fort: »Warte hier auf mich«, und ging, um Ellen zu holen.
    ICH klopfte nicht erst an. Ellen hatte gerade ihre Arme über dem Kopf und machte Rumpfbeugen. Sie ließ ihre Arme sinken und bedachte mich mit einem wütenden Blick.
    »Es ist wichtig«, sagte ich. »Shirley und ich, wir brauchen deine Hilfe. Komm bitte mit.«
    Ich erzählte ihr nichts, bis wir uns in Shirleys Kabine gequetscht hatten. Dann sagte ich ihr, daß Shirley und ich uns liebten. Ellens Stirnrunzeln verflog wie durch Zauberhand hinweggewischt. Das war ein interessantes Problem, eine Abwechslung im täglichen Einerlei, eine Herausforderung.
    Aber sie seufzte trotzdem und sagte: »Ich wußte, daß etwas passieren würde, als ich die Sache aus der Hand gab. Ich ahnte natürlich nicht, daß es so etwas sein würde. Ich bin schließlich nicht allwissend.«
    »Aber du glaubst es zu sein«, brauste Shirley auf.
    Ellen sah sie kalt an. »Gegenseitige Vorwürfe bringen uns nicht weiter. Oder willst du damit nur zeigen, daß du deine kindische Verehrung meiner Person inzwischen überwunden hast?«
    Die Worte sollten Shirley noch weiter reizen, aber sie verfehlten ihre Wirkung, weil Shirley jetzt wußte, daß sie ebenfalls jemand war. Nur eine First Lady zu sein, das wiegt nicht schwer; aber jetzt wußte sie sich geliebt, und das zählt für eine Frau.
    »Ich schäme mich, daß ich einmal der Meinung war, du wärst einfach wundervoll«, gab sie zurück. »Du bist nur eine großartige Schauspielerin. Es gelingt dir sogar, die Rolle eines anständigen Menschen zu spielen.«
    Ellen lächelte. Dieses Lächeln zeigte Ellens wirkliches Talent. Wenn ich es mir recht überlege, so hatte Shirley nicht einmal so unrecht. Ellen war vor allem – eine Schauspielerin.
    »Das ist nicht weiter schwierig«, sagte sie leise. »Wirklich, Shirley, hast du schon mal jemand getroffen, der im Grunde kein anständiger Mensch war?«
    Shirley mußte verneinen, das war ihr Glück. Es war typisch Ellen, ihr Heil in einem Bluff zu suchen.
    »Damit ich klar sehe, beantwortet mir eine Frage«, fuhr Ellen fort. »Ihr seid euch also einig, daß Shirley darauf verzichtet, Lotrins First Lady zu werden, und jetzt sucht ihr nach einer Möglichkeit dazu. Richtig?«
    KEINER antwortete. »Wir müssen zu einem Entschluß kommen«, sagte sie nach einer langen Pause. »Shirley, denk an deine Mutter?«
    »Das ist typisch für dich!« brach es aus Shirley heraus. »Jede Waffe – alles und jedes ist für dich fair. Keiner, der sich den Luxus von Gefühlen leistet, ist bei dir sicher, weil du alles verdrehst und gegen ihn ausspielst.«
    »Na schön, dann denke nicht an deine Mutter. Lassen wir sie aus dieser Sache heraus. Vermutlich bist du sowieso schon entschlossen, sie nie mehr wiederzusehen.«
    Wieder ein langes Schweigen, dann sagte Shirley: »Angenommen, ich denke an sie. Wie soll ich an sie denken?«
    »Auf der Erde warst du nur ein nettes und unscheinbares Mädchen, und du warst völlig zufrieden damit, dort auch immer zu bleiben. Dann kamen ein paar Leute von TK und beschwatzten dich, ein paar Tests mit dir machen zu lassen, und dann ließen sie die Katze aus dem Sack. Du hattest die Chance, eine bedeutende Persönlichkeit zu werden. Du konntest über einen ganzen Planeten voller Männer herrschen. Nur war damit die

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