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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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mich getroffen hätte.«
    »Und wann bist du verprügelt worden?«
    »Nostral. Als du nach dem Haus gesucht hast.«
    Ich ließ es dabei bewenden. Damals war Ellen in meine Arme gerannt gekommen wie nie vorher oder nachher, und noch tagelang danach hatte sie das Bett gehütet, wobei sie nervöse Erschöpfung vorgeschützt hatte. Die Sache mit Ellen ist die, wäre sie nur beinahe verprügelt worden, dann würde sie darüber bei jeder Gelegenheit des langen und breiten erzählen. War sie tatsächlich verprügelt worden, dann hielt sie darüber eisern ihren Mund.
    Ich verzog mich auf ungefährlicheren Boden. »Ein paar Jahre zu alt?«
    »Ich bin fünfundzwanzig«, warf mir Ellen wie selbstverständlich hin.
    Es schien nicht unmöglich, obgleich es bedeutete, daß sie erst achtzehn war, als ich sie kennenlernte. Nur etwas unwahrscheinlich. Es sah Ellen ähnlich, der Wahrheit nicht einmal bei einer solchen Kleinigkeit ein Zugeständnis zu machen. Nun, in zwanzig Jahren würde ich ihr jedenfalls sagen können, daß sie – nach ihren eigenen Worten – fünfundvierzig ist.
    Aber ich schreibe hier nicht die Geschichte von Ellen. Nicht direkt zumindest.
    WIR sahen Shirley nur flüchtig, als wir auf die Sardonia umstiegen. Ellen war der Ansicht, daß sie es war, die Shirley über die erste Runde gebracht hatte, und daß ich jetzt an der Reihe war. Möglich, daß sie – bevor wir auf Lotrin landeten – mich ablösen mußte, um das wieder einzurenken, was ich verdorben hatte. Aber in der Zwischenzeit war sie entschlossen, sich von dem anstrengenden Leben mit Shirley Judson etwas zu erholen.
    Typisch für Ellen.
    Wenn überhaupt etwas mit Shirley geschehen sollte, dann mußte ich mich um sie kümmern. Ich wartete, bis das Schiff vom Mond frei war und ging sie dann suchen. Wir hatten sie in letzter Zeit nur bei den Mahlzeiten gesehen.
    Die Sardonia schnupperte in der Gegend herum, flitzte hierhin und dahin wie ein Fisch, während sie ihren Kurs einregulierte. In diesem Stadium der Fahrt wird von den Passagieren erwartet, daß sie in ihren Kabinen blieben, sich niederlegten oder wenigstens setzten, denn das Resultat der Schiffsbewegungen war das, daß in dem einen Augenblick vielleicht der Fußboden »unten« war, im nächsten jedoch die linke Wand oder die vordere oder die Decke. Natürlich erreichte der Andruck nie ein volles G, und wer trotzdem unterwegs war, fiel einigermaßen sanft auf die Füße.
     



 
    Allem Anschein nach gehörte Shirley zu denjenigen, die unterwegs waren, denn ihre Kabine war leer.
    Für gesellige Veranstaltungen stand auf der Sardonia kein Platz zur Verfügung. Der einzige Raum, der eine größere Anzahl Menschen aufnehmen konnte, war der Speisesaal, aber da das Schiff rund vierhundert Passagiere beherbergte, war dieser die ganzen vierundzwanzig Stunden eines Tages überbesetzt. Wenn darum Shirley nicht in ihrer Kabine war, konnte sie nur in der von jemand anderem sein.
    Ich dachte nach. Shirley hatte einen Schock erlebt. Erst hatte TK sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen, und dann hatte Ellen, die sie als Vorbild und Führerin durch diese neue Welt erkoren hatte, sie verstoßen. Was sie gesagt hatte, war nicht schwerwiegend genug, um es nicht durch ein paar entschuldigende Worte jederzeit wieder gutzumachen. Aber sie hatte sich nicht die Mühe gemacht.
    Was würde Shirley tun? Sie würde eine große Gleichgültigkeit spüren. Nichts war mehr von Belang, niemand kümmerte sich mehr darum, was mit ihr geschah. Warum also sich nicht amüsieren? Ellen zeigen, daß umgekehrt ihr auch alles gleichgültig war? Innerhalb der begrenzten Möglichkeiten zum Amüsement, die die Sardonia bot, gab es nur eine Sache, die sie tun konnte.
    Ich überlegte weiter. Wenn Shirley entschlossen war, sich einem Mann an den Hals zu werfen, dann sprach die Wahrscheinlichkeit dafür, daß es jemand aus ihrer Essensschicht war, jemand, den sie zumindest gesehen und gesprochen hatte. Ich tippte auf Glen Mavor. Mavor war ein schüchterner Junge, der sich auf Civnet ansiedeln wollte. Civnet, eine der am weitesten vorgeschobenen Kolonien der Erde, war noch weit von dem First-Lady-Stadium entfernt.
    Ich suchte mir Mavors Kabine. Ich klopfte, wartete aber nicht erst auf sein »Herein«, sondern trat sofort ein. Ich hatte richtig geraten. Shirley war da. Sie lehnte an der Wand, Mavor saß auf seinem Bett. Mit meinem Dazukommen war die kleine Kabine überfüllt.
    »Hallo, Shirley«, sagte ich. »Ich hatte mir gedacht, daß du

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