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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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aber noch lebendig waren.
    VIEL später dann waren seine verzweifelten Versuche, sich zu bewegen, teilweise von Erfolg gekrönt worden. Von da an hatte sich sein Gesichtsfeld stetig erweitert, vielleicht um einen Meter alle fünfzig Minuten – die Zeiten allerdings nicht mitgerechnet, in denen die Bemühungen eines anderen mit den seinen kollidiert waren.
    Seine Überzeugung, daß nichts von dem alten Georg Meister übriggeblieben war außer dem Nervensystem, ermangelte zwar noch einer Bestätigung, da es keine Möglichkeit für ihn gab, sich durch den Augenschein davon zu überzeugen. Sie war trotzdem bedauerlich stark. Die eine Tatsache, die dafür sprach, war die, daß die Lähmungserscheinungen der ersten Stunden inzwischen vollkommen gewichen waren, sein Körper jedoch dessen ungeachtet immer noch nicht die Lage seines Rumpfes und der vier Gliedmaßen, die er vorher sein eigen genannt hatte, an sein Gehirn meldete. Er hatte statt dessen den undeutlichen Eindruck, flachgedrückt und über ein weites Gebiet ausgestreckt zu sein. Als er versuchte, seine Finger und Zehen zu bewegen, verspürte er an so vielen Stellen eine Reaktion, daß er sich wie ein Tausendfüßler vorkam.
    Auf der anderen Seite fehlte das schmerzhafte Gefühl verkrampfter Muskeln, das man normalerweise nach einer längeren Lähmungsperiode erwarten konnte, vollkommen, und noch eines – er atmete nicht. Er atmete nicht, und doch wurde sein Gehirn anscheinend mit Sauerstoff und Nahrung reichlich versorgt; er fühlte sich frisch, sein Kopf war klar, und er war völlig ruhig.
    Er war auch nicht hungrig, obwohl er doch nun schon über einen längeren Zeitraum hinweg ununterbrochen Energie verbraucht hatte. Es kamen, so dachte er, dafür zwei mögliche Erklärungen in Frage – je nachdem, von welcher Seite aus man die Sache betrachtete. Die erste war die, daß er keinen Hunger verspürte, weil er keine Magenwände mehr besaß, die sich zusammenziehen konnten; die zweite, daß er aus dem Grunde nicht hungrig war, weil der Organismus, in dem er sich befand, nicht hungrig war. Und das wiederum konnte dadurch erklärt werden, daß jener vermutlich überreichlich mit Nahrung versorgt worden war durch das überflüssige Gewebe von Georgs Körper.
    Zwei Stunden später, als die Sonne sich anschickte unterzugehen, begann es zu regnen. Georg schaute den großen dicken Tropfen zu, die langsam herunterfielen, und spürte den dumpfen Aufschlag auf seiner »Haut«. Er konnte nicht sagen, ob Regen für ihn abträglich war, doch für alle Fälle verkroch er sich unter einen Busch mit breiten, am Rande ausgefransten Blättern. Als der Regen endlich, aufhörte, war es inzwischen Nacht geworden, und er kam zu dem Entschluß, er könne genausogut hier an dieser geschützten Stelle den Morgen abwarten. Er fühlte sich nicht im mindesten müde, und plötzlich kam ihm der Gedanke, ob er in seinem neuen Körper überhaupt noch des Schlafs bedurfte. Er machte es sich, so gut er konnte, unter seinem Busch bequem, um auf die Antwort zu warten.
    Eine lange Zeit verging, und er war immer noch hellwach – aber er hatte sich noch nicht entschließen können, ob diese Tatsache nun seine Frage beantwortete oder vielmehr die Antwort verhinderte – als er in der Ferne zwei schwachglühende Lichter entdeckte, die langsam und auf Umwegen auf ihn zuzukommen schienen.
    GEORG verfolgte ihren Weg mit einer Aufmerksamkeit, die zu gleichen Teilen ihre Ursache in beruflicher Neugierde und in Furcht vor dem Unbekannten hatte. Allmählich, während sie langsam näherkamen, konnte er unterscheiden, daß sie auf langen dünnen Stielen saßen, die aus einer massigen, schemenhaften schwarzen Form weiter unten herauszuwachsen, schienen – es waren entweder Leuchtorgane, wie die eines Tiefseefisches, oder phosphoreszierende Stielaugen.
    Georg verspürte eine gewisse nervöse Spannung, was darauf hinzudeuten schien, daß offensichtlich Adrenalin oder ein Äquivalent an irgendeiner Stelle seines neuen Körpers ausgesondert wurde. Er versprach sich selbst, diesen Hinweis bei der nächstbesten Gelegenheit weiterzuverfolgen; inzwischen gab es jedoch ein drängenderes Problem, das seine Aufmerksamkeit verlangte. War dieser sich nähernde Organismus von der Art, die dem Irgendetwas meisterii als Nahrung diente, oder umgekehrt von der Art, die das Irgendetwas meisterii zu fressen wünschte? Wenn das letztere zutraf, was konnte er dagegen tun?
    Für den Augenblick war es wohl das beste, einfach

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