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Galaxis Science Fiction Bd. 14

Galaxis Science Fiction Bd. 14

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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stillzuliegen und sich nicht zu rühren. Der Organismus, der ihm jetzt als Körper diente, nahm in seinem normalen unbewohnten Zustand zur Tarnung Zuflucht und war außerdem für eine schnelle Fortbewegung nicht geeignet. Deshalb blieb Georg ruhig liegen und verfolgte nur mit halbgeschlossenen Augen die Bewegungen jenes nächtlichen Eindringlings, wobei er über dessen mögliche Natur einige Betrachtungen anstellte.
    Die Tatsache, daß es augenscheinlich ein Nachttier war, besagte nicht viel. Viele Arten von Lebewesen verschliefen den Tag und wurden erst in der Nacht munter. Motten waren Nachttiere; Fledermäuse ebenfalls – nein, zur Hölle mit Fledermäusen – das waren Fleischfresser.
    Das lichtertragende Geschöpf war jetzt ganz nahe, und Georg bemerkte unter den zwei Stielen das schwache Schimmern eines Paars langer, geschlitzter Augen.
    Dann machte die Bestie ihr Maul auf.
    Es zeigte eine erschreckende Zahl von Zähnen.
    Das nächste, was Georg wußte, war, daß er in einer Art Fels-spalte saß, ohne sich jedoch allzugenau ins Gedächnis zurückrufen zu können, auf welche Art und Weise er dorthin gelangt war.
    Undeutlich erinnerte er sich wildpeitschender Zweige, als die Bestie ihn ansprang, eines nur Sekunden dauernden stechenden Schmerzes, und dann nichts mehr als gelegentlicher verschwommener Blicke auf vorüberhuschendes Laubwerk im Sternenlicht.
    Wie war er entkommen?
    Er rätselte an dieser Frage herum, bis der Morgen heraufdämmerte, und dann, während er an seinem Körper herunterblickte, bemerkte er etwas, was vorher noch nicht dagewesen war. Unter dem Rand des Gallertkuchens hervor, der seinen jetzigen Körper darstellte, ragten drei oder vier Vorsprünge. Plötzlich fiel ihm auch auf, daß seine Tastempfindungen differenzierter geworden waren. Er schien jetzt auf einer Anzahl kleiner Erhebungen zu stehen, statt wie früher mit dem gesamten Körper flach auf dem Boden zu ruhen. Versuchsweise begann er, einen der Vorsprünge zu bewegen. Es gelang ihm, ihn ganz auszustrecken, und jetzt konnte er ihn deutlich sehen. Es war die unförmige Karikatur eines Fingers oder eines Beines.
    EINE lange Zeit lag er regungslos da und dachte über dieses verblüffende Phänomen nach. Dann wackelte er noch einmal probeweise mit seinen neuen Gliedmaßen. Es war kein Traum. Sie waren da – so solide und körperlich wie der Rest seines Körpers.
    Er versuchte, sich ein Stückchen vorwärts zu bewegen, wobei er die gleichen Gedankenbefehle an seine Finger und Zehen schickte wie schon früher. Der Erfolg war überraschend, Er ruckte mit einer solchen Behendigkeit aus dem Spalt, daß er bald über dessen Kante die kleine Klippe hinuntergestürzt wäre.
    Hatte er sich vorher nur im Schneckentempo bewegen können, so eilte er jetzt so schnell und hurtig dahin wie ein Insekt.
    Aber wie war es dazu gekommen? Es bestand kein Zweifel – in seiner Todesangst vor der Bestie mit dem zähnefletschenden Maul hatte er ganz unbewußt zu flüchten versucht, so als hätte er immer noch seine Beine besessen. Und plötzlich waren ihm welche gewachsen. War das das ganze Geheimnis?
    Georg dachte an die Bestie und an die Stiele mit den Leuchtorganen, die er zuerst irrtümlich für deren Augen gehalten hatte. Das würde für ein Experiment genügen. Er schloß seine Augen und stellte sich intensiv vor, wie sie nach oben wuchsen, stellte sich bewegliche Stiele vor, die länger und länger wurden… versuchte sich einzureden, daß er Augen dieser Art besaß, sie immer schon besessen hatte; daß jedermann, der in der Welt etwas darstellte, Augen auf Stielen hatte.
    Zweifellos rührte sich etwas in seinem Körper.
    Nach einer Weile öffnete er seine Augen. Sein Blick fiel geradewegs auf den Erdboden, doch seine Augen mußten sich ihm so nahe befinden, daß er das Bild nur verschwommen sah, daß er es auch nicht schärfer einstellen konnte. Ärgerlich versuchte er nach oben zu schauen, aber alles, was geschah, war, daß sein Gesichtsfeld sich um zehn oder zwölf Zentimeter nach vorn verlagerte.
    Es war genau in diesem Augenblick, daß eine seltsame Stimme die Stille durchbrach, in der er sich bis jetzt befunden hatte. Es klang so, als ob ihr Eigentümer durch einen halben Meter Schweinefett zu rufen versuchte.
    »Örggchch! Lluhh! Eeräaggch!«
    Georg zuckte zu Tode erschrocken, zusammen und blickte hastig um sich. Seine Augen vollführten fast eine Drehung von zweihundertundvierzig Grad, aber es gah nichts zu sehen außer moosbewachsenen Felsen

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