Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)
auch immer.«
Der Wagen hielt vor dem Hotel Peninsula, als wir dabei waren, unsere Planung unter Dach und Fach zu bringen. (Die Fahrt über dreieinhalb Blocks hatte im Midtown-Verkehr mehr als zehn Minuten gedauert.) Wir waren hier, weil Hörnchen dafür bekannt ist, in einem Hotel-Penthouse Hof zu halten, wenn er von L. A. rübergejettet kommt. Dafür gibt es keinen praktischen Grund, denn im Gegensatz zu Fido stehen ihm in New York jede Menge Büros zur Verfügung. Schließlich befindet sich der Hauptgeschäftssitz seines Labels in New York. Aber er lässt sich dort niemals blicken, weil es ihn viel zu sehr von seiner Rolle als großer Boss ablenken würde, wenn er sich unter demselben Dach wie seine Lakaien tummeln würde. Also müssen sie sich stattdessen durch Verkehrsstaus, Schneematsch oder Nässe kämpfen, um zu ihm zu gelangen.
Während Manda die Reise zum acht Häuserblocks entfernten Waldorf zu Fuß in Angriff nahm, betrat ich die luxuriöse Lobby des Peninsula und ging zu den Aufzügen hinüber. Im neunzehnten Stock wurde der Korridor vor Hörnchens Suite nahezu komplett durch den Oberkörper eines Kerls blockiert, der alle Voraussetzungen mitbrachte, sich im Alleingang um die Sicherheit des härtesten Nachtclubs von Detroit zu kümmern. Er war praktisch ein Gebäude auf Beinen und starrte mich etwa fünfzehn Sekunden lang an, nachdem ich ihm meinen Namen genannt hatte, um schließlich wortlos die Tür zu öffnen. Drinnen nahm mich der Zwillingsbruder des Schlägers in seine Obhut. Die Suite im Four Seasons sah im Vergleich hierzu wie eine Bruchbude aus. Es gab einen Konzertflügel im Wohnzimmer, einen Esstisch, der für zehn Gäste gedeckt war, und eine Bibliothek, die das Vorzimmer in Fidos Suite wie einen kleinen Zeitungsständer wirken ließ. Außerdem erspähte ich durch eine offene Badezimmertür einen großen Whirlpool.
Der innere Bodyguard führte mich zu einem Sessel an einem Ende des Wohnzimmers. Am anderen Ende sprach Hörnchen per Festnetztelefon mit jemandem. Hin und wieder warf er eine Drohung oder einen kreativen Kraftausdruck ein, aber sein Anteil am Gespräch bestand hauptsächlich aus schroffen einsilbigen Kommentaren. 63
»Ey. Kmmeer!«, sagte er. Sein innerer Leibwächter stapfte zu ihm hinüber. Ich war etwa zehn Meter entfernt, aber ich konnte deutlich sehen, wie Hörnchen ein dickes Bündel Geldscheine in einen Briefumschlag des Peninsula steckte. Dann spuckte er ein paar feuchte Vokale aus, die besagten, dass der Umschlag für einen gewissen berüchtigten Rapper gedacht war, und übergab ihn dem Bodyguard. Dieser steckte ihn ein und stapfte wieder hinaus. Eine Minute später legte Hörnchen auf und gesellte sich am anderen Ende des Wohnzimmers zu mir.
»So, wer sind Sie, und wo ist Judy?«
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. »Ich bin ein Mitarbeiter von Judys Kanzlei. Wo sie ist, kann ich nicht genau sagen. Vor etwa fünfzehn Minuten verschwand sie spurlos vor meinen Augen – wahrscheinlich wurde sie von Angehörigen einer hochentwickelten Alien-Zivilisation entführt, die nicht möchten, dass sie sich in ein Urheberrechtsproblem einmischt, das sich zwischen der Erde und dem Rest des Universums ergeben hat.«
Hörnchen starrte mich schweigend an. Ich interpretierte es als gutes Zeichen und erzählte ihm auch den Rest der Geschichte. Während der nächsten paar Minuten nickte oder brummte er nach jeweils zwei oder drei Sätzen und murmelte etwas wie »diese Scheißa! «, immer wenn ich etwas Ungeheuerliches erwähnte, für das Paulie oder die Gilde verantwortlich waren.
»Hören Sie«, sagte er, als ich zum Ende gekommen war. »Ich weiß alles darüber.«
»Ernsthaft?« Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wenn die Labels bereits Kontakt mit den Aliens aufgenommen hatten, eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten.
»Ja, klar. Glauben Sie, es gibt irgendeinen Markt für unsere Musik, den ich nicht auf dem Schirm habe?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich … Sie verstehe.«
»Verdammt! Ich rede schon seit Jahren mit diesen Witzbolden. Und Ihre Weltraumpapageien sind nicht die Einzigen, die so einen Deal abschließen wollen. Zum Beispiel der Mars.« Er sprach es wie Maaße aus. »Diese Leute haben völlig abwegige Vorstellungen. Und dann wären da noch diese Leute im … wie heißt das noch gleich? Orion. Ja, im Orion. Sie bedrängen mich ständig, weil auch sie ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Aber ich sage allen nur: keine Chance. Kein Geschäft, nicht mal ein
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