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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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damit die gesamte Musikindustrie ähnliche Abmachungen traf. Sein äußerer Bodyguard erwies sich als hervorragende Tippse, und sobald das Dokument aufgesetzt war, druckte er es auf Papier aus, das bestimmt fünf Dollar pro Blatt kostete.
    Als Hörnchen mich zur Tür führte, fragte er mich, ob es noch irgendetwas – und er meinte wirklich irgendetwas – gab, das er für mich persönlich tun konnte. Oder für die Branche im Großen und Ganzen, denn es war zwar ein gemeines, betrügerisches, doppelzüngiges Geschäft, aber letztendlich liebte er es, weil er die Musik liebte , und er würde alles tun, was er konnte, um dem großen Ganzen zu helfen, insbesondere – und bei dieser letzten Bemerkung fixierte er mich mit einem bedeutungsvollen Blick – in Washington.
    Ich antwortete mit einem wissenden Nicken. D. C. ist Judys Revier, und sie erwartet von allen, dass sie bei der fürsorglichen Betreuung und Pflege der Politiker mitmachten. »Ich möchte Sie tatsächlich um eine kleine Gefälligkeit bitten, im Namen von Senator Orrin Hatch. 65 Ich habe mich vorhin mit ihm getroffen.«
    Hörnchen seufzte. »Von Fido? 66 Was will er jetzt schon wieder?«
    »Er möchte bei der nächsten Tour von U2 die Kuhglocke spielen.«
    »Das ist eine große Gefälligkeit. Wie weit lässt er sich runterhandeln?«
    »Vielleicht auf eine nette Mailbox-Nachricht von Steven Tyler?«
    »Kein Problem. Aber diesmal darf er es nicht auch noch twittern, verdammt! «
    In dem Moment, als ich auf die Straße trat, hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Ich drehte mich um und sah die vertraute Gestalt eines Mullahs, der vor einem Passanten eine Abfolge durchgedrehter Handzeichen machte.
    »Nick – wir sind es«, wiederholte die Stimme. Ich drehte mich noch etwas weiter herum und sah, dass Carly etwa drei Meter neben mir stand. Sie versteckte sich hinter einer billigen Sonnenbrille und gab vor, ihren seltsam gewandeten Bruder gar nicht zu kennen. (Sie war immerhin anständig gekleidet wie eine Schauspielerin, die auf dem Weg war, eine Fetischszene mit ein paar Mönchen zu drehen.)
    Ich lief zu ihr. »Carly – wie ist es mit den Wächtern gelaufen?«
    »Nick, wir sind es!« Sie sagte es sehr laut.
    »Ich kann dich hören. Und ich dachte, ihr würdet euch endlich von diesen albernen Outfits trennen.«
    »Ich bin’s, Carly .«
    »Ja, ich weiß. Ich bin froh, dass ihr hier seid. Du musst sofort zum Waldorf gehen.«
    »Carly«, schrie sie fast. »Und Frampton .« Sie zeigte auf ihren Bruder, der gerade ein kleines Geschäft mit dem Passanten abwickelte.
    Ach ja. Sie trugen diese Apparatur, die sie taub machte – was gut so war, weil soeben ein Camaro voller pummeliger Jersey-Mädchen mit voller Lautstärke »La Vida Loca« hinausposaunte. Ich zeigte auf meine Augen, dann auf Carly, schenkte ihr ein breites Grinsen und hielt den Daumen hoch.
    Sie lächelte erleichtert. »Du hast mich wiedererkannt .«
    Inzwischen gestikulierte Frampton spastisch vor einem neuen Passanten herum. Ich suchte Carlys Blick, zeigte auf ihren Bruder und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Er verkauft Bleistifte «, brüllte sie. »Damit alle glauben, er sei wirklich taub .«
    Und das war der Moment, als die gesamte Midtown plötzlich zum Stillstand kam. Taxis, Ampeln, Busse, iPads, Geldautomaten, LED s, Neonleuchten, die U-Bahn – alles, was mit einem Mikroprozessor oder Elektrizität betrieben wurde; selbst einfache mechanische Motoren stellten einfach den Betrieb ein. Es war der Jahr-2000-Albtraum hoch zehn. Wie fast alle anderen bestand meine unmittelbare Reaktion darin, mich verwundert nach links und rechts und dann nach oben und unten umzuschauen. Das Fehlen jeglicher maschineller Bewegung war gar nicht das Ungewöhnlichste daran, weil es kaum anders aussah als während eines üblichen Verkehrsstillstands zur Rushhour. Nein – es war die fast vollkommene Stille, die der Szene etwas Surreales verlieh. Keine Motoren im Leerlauf, keine Handy-Klingeltöne, Autoradios, Presslufthämmer, Hupen oder Sirenen – nichts war zu hören außer ein paar vereinzelten menschlichen Stimmen, die allesamt kurz darauf verstummten. 67
    Carly sah, dass alle Menschen mit offenem Mund herumstanden und zuckte verwirrt mit den Schultern. Ich stellte pantomimisch dar, wie ich mir eine Kopfbedeckung abnahm und zeigte dann auf ihre Ohren. Sie sah mich misstrauisch an, tat aber, wozu ich sie aufgefordert hatte.
    »Du musst dir keine Sorgen machen, irgendwelche Musik zu hören«, sagte ich,

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