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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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wir mal«, sagte sie dann in gleichmäßigem, eiskaltem Tonfall. »Übertreffen Sie Joshs Idee, Nick. Sofort. « Und damit erreichte Judy das Unmögliche und vertrieb alle Gedanken an außerirdische Invasionen aus meinem Kopf. Plötzlich war ich hundertprozentig in meinem gewöhnlichen, alltäglichen Leben angekommen. Und das fühlte sich beschissen an.
    Ich sah Judy an, so ruhig wie möglich. »Musik- und Filmpiraterie …«
    Ich legte eine dramatische Pause ein, während ich verzweifelt versuchte, eine Idee aus dem Ärmel zu schütteln, irgendeine Idee. Ich blickte mich im Raum um, auf der Suche nach einer Inspiration, musterte kurz Randy und … hatte meine Antwort.
    »… sind Terrorismus .«
    Randy warf mir einen entsetzten Blick zu. Ich war dabei, einen Einfall vorzubringen, den er vor längerer Zeit nach ein paar Bieren zusammenfantasiert hatte. Es war nur ein makabrer Scherz zwischen angeberischen Kollegen, und Randy glaubte offenbar, ich würde sofort gefeuert, wenn ich das Ganze als ernsthaften Vorschlag präsentierte. Seine Sorgen waren berechtigt – aber es war das Einzige, das mir in den Sinn gekommen war und das noch gewagter, packender und verdorbener war als Joshs Idee, Sekretärinnen und Studentinnen wegen ihrer falschen Chanel-Handtäschchen in den Bankrott zu treiben. Und vielleicht gefiel es Judy sogar.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte sie gelassen.
    »Wie Sie wissen, hat unsere Gesetzgebung mehrere spezielle Verbrechen traditionell als terroristische Handlungen definiert«, sagte ich, als meine Superkraft ihre Wirkung entfaltete. »Also könnten wir ein paar Paragraphen in den Patriot Act einschieben, damit Musikpiraterie und privates Filesharing auf die gleiche Stufe gestellt werden wie schmutzige Bomben und Flugzeugentführungen. Wir könnten Fido politische Rückendeckung geben, indem wir uns eine Story zurechtreimen, Al-Qaida hätte BitTorrent benutzt, um ihre schändlichen Kommuniqués zu übermitteln.«
    Im Raum wurde es absolut still, während alle darauf warteten, dass Judy signalisierte, ob wir diese Idee lieben oder verachten sollten.
    »Eine Änderung der Gesetze würde die Homeland Security verpflichten, zumindest einen Teil ihres Budgets der neuen ›Filesharing-Front‹ im Krieg gegen den Terror zukommen zu lassen«, fuhr ich fort. »Also müsste das Land vielleicht auf ein paar Polizeifunkgeräte und Air Marshals verzichten. Aber ein gewisser Teil dieser umverteilten Mittel würde unweigerlich unserer Kanzlei in Form von Anwaltshonoraren zugute kommen.« Ich ließ mir nichts vom lähmenden Entsetzen anmerken, das ich verspürte. So etwas konnte nur Karriere-Harakiri sein. Aber ich zog es mit Stil durch.
    Danach führte ich drei relevante Gerichtsentscheidungen und die Passagen des Patriot Act an, die wir modifizieren mussten. Nachdem ich damals schallend über seinen Witz gelacht hatte, machte sich Randy daran, das Ganze für mich in Juristensprache niederzuschreiben, komplett mit unterstützendem Material. Es war so witzig und ausführlich gewesen, dass ich mich noch sehr genau an alles erinnerte. Jetzt kam ich mir billig und gemein vor, weil ich seine Ideen als meine verkaufte – obwohl es eigentlich albern war, da es absolut unwahrscheinlich war, dass er sie jemals selbst zur Diskussion stellen würde. Aber in Judys vernichtender Beurteilung hieß es, dass ich » NIE originelle Gedanken« hatte, und letztlich war ich soeben dabei, diesen Punkt zu bestätigen. Aber ich war zweifellos gut darin, die Ideen anderer Leute zu präsentieren, und das war immer noch (ein wenig) besser als gar nichts.
    Sobald ich verstummt war, begann Judy damit, wie ein Raubtier um den Tisch herumzuschleichen, wie Robert De Niro in The Untouchables . »Nick, ich … weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Schritt. Schritt. Schritt.
    »Außer dass Ihre Idee völlig verrückt ist. Sie ist pervers. Und … und sie ist ein Hilferuf.« Sie hielt gute fünf Sekunden lang inne, bevor sie weiter im Kreis lief. »Wir befinden uns im Kriegszustand.« Pause. »In einer globalen Krise.« Pause. »Einer der wenigen Vorteile dieser Krise ist, dass der Kongress hin und wieder lange genug seine Gier zurückstellt und etwas für das Allgemeinwohl tut.« Pause. »Und Sie schlagen vor, dass wir diese Tatsache für uns ausnutzen sollten, um auf zynische Weise die beschränkten Interessen unserer Geldgeber zu fördern.«
    »Das ist eine exzellente Zusammenfassung«, sagte ich. Und das war es wirklich.
    Judy blieb genau hinter mir

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