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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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mein Handy. Die Rufnummer war unterdrückt, aber ich ging ran, weil ich vermutete, dass es Manda war.
    »Nick, hier ist Ihre Chefin, Judy Sherman.«
    Auweia. Außerdem war es eine seltsame Ansage, selbst für Judy. Ihre Stimme ist dem Angst- und Gehorsamszentrum meines Gehirns mindestens so gut bekannt wie die meiner Mutter, als ich noch ein ungezogener dreijähriger Bengel war. Wenn sie also »Nick, Sie telefonieren gerade mit Ihrem Handy« gesagt hätte, wäre diese Feststellung genauso überflüssig gewesen.
    »Raten Sie mal, wo ich bin«, fuhr sie fort.
    »In … Ihrem Büro?«
    »Falsch, Nick. Ich bin in der Krankenstation. Ich schaue mir Ihre Krankenakte an. Und wie es scheint, ist da jemand mit seinen Impfungen nicht auf dem Laufenden.«
    »Sie meinen meine … Grippeimpfung?« Seit wann interessierte sich die Kanzlei für die medizinischen Daten ihrer Mitarbeiter? Und wo zum Teufel war diese Krankenstation?
    »Es geht nicht um eine Grippe impfung «, gab Judy zurück. »Es geht um das Grippe problem . Und wir können unser Grippeproblem nicht lösen, wenn auch nur ein kränkelnder Mitarbeiter seine Grippeviren auf alle anderen Leute verteilt. Haben Sie noch nie vom Begriff ›Herdenimmunität‹ gehört?«
    Das hatte ich tatsächlich nicht. Was ich aber keineswegs zugeben wollte. Doch bevor ich mir einen plausiblen Bluff ausdenken konnte, hörte ich ein vertrautes Lachen in der Leitung, aber es war nicht das von Judy.
    »Manda?«, fragte ich.
    »Gut gemacht«, kicherte sie.
    »Du bist … Stimmenimitatorin?«
    »Nicht ich. Das Stereoptikon. Ich lerne gerade den Audiomodus. Es kann perfekt jede Stimme nachahmen, von der es eine Probe gehört hat.«
    »Und du hast … Judy gesampelt?«
    »Ich habe einen YouTube-Clip von ihr gefunden, wie sie an einer Uni einen Gastvortrag über das Urheberrecht hält. Sie ist eine ziemliche Naturgewalt.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Und? Ist die rosafarbene Brille aufgetaucht?«
    »Ja.« Während ich Manda schnell auf den neuesten Stand brachte, setzte ich sie auf. Jetzt war alles rosa getönt. So sieht die Welt also für Bono aus , dachte ich. »T minus dreißig Sekunden, und ich habe keine Ahnung, was geschehen wird«, schloss ich und steckte das außerirdische USB -Kabel in meinen Computer.
    »Sei vorsichtig. Und nimm die Brille sofort ab, wenn es zu krass wird.«
    Wir verabschiedeten uns, und ich schob den Mauszeiger über den geheimnisvollen Hyperlink. Um exakt 11:06 Uhr klickte ich und …
    Der Raum verschwand.
    Ich fand mich in einer trostlosen, apokalyptischen Landschaft wieder, vor einem muskelbepackten grünen Hulk mit Spitzohren und zehn Zentimeter langen Reißzähnen. Er trug ein rotes, figurbetontes Abend kleid und war glatzköpfiger als Meister Proper. Der Himmel hinter ihm leuchtete orange mit fernen Flammen, und davor erhoben sich drei Meter lange Speere, an denen mittelalterliche Kriegsstandarten hingen.
    Ich schrie auf und sprang rückwärts. Das war nicht so gut, weil ich vergessen hatte, dass ich auf einem Bürostuhl saß – was allerdings irgendwie verständlich war, da sowohl der Stuhl als auch mein eigener Körper völlig aus meinem Sichtfeld verschwunden waren. Aber ich konnte den Stuhl sehr deutlich spüren , als er durch die Bewegung meiner Beine angestoßen wurde und nach hinten umkippte. Genauso konnte ich das Krachen hören, als ich zu Boden ging. Aber etwas war seltsam an diesem Boden. Er sah nach festgestampfter Erde aus, aber er fühlte sich eher wie ein Büroteppichboden an.
    Ich rieb mit den Fingern darüber. Ja, es war eindeutig ein Muster aus Nylonschlaufen. Aber ich konnte weder meine Finger noch irgendetwas anderes von mir sehen. Ich war so etwas wie ein körperloser, schwebender … Blickpunkt. Ich schaute auf und mich um. Der grüne Riese stand reglos wie eine Statue da. Auch die gesamte Landschaft war wie erstarrt. Und kein Ton zu hören. Das machte alles viel weniger bedrohlich – genauso wie das völlig verrückte rote Abendkleid des Ungeheuers. Als ich mich etwas beruhigt hatte, stand ich vorsichtig auf. Das war erstaunlich schwierig, weil ich ohne visuelle Hinweise auf meinen Körper auskommen musste. Ich weiß, dass das recht weinerlich klingt, aber versuchen Sie mal, auf einem Fuß zu stehen, während Sie eine halbe Minute lang die Augen schließen. Dann werden Sie merken, wie schwer es ist, das Gleichgewicht zu halten, wenn man seinen Körper nicht im Blick hat. 18
    Sobald ich wieder aufrecht stand, hob ich die Hände und

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