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Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Galaxy Tunes®: Roman (German Edition)

Titel: Galaxy Tunes®: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Reid
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das Thema wechseln zu können. Er ging zu einer Tür gleich links neben dem riesigen Fenster mit Blick auf die Stadt, öffnete sie und – trat einfach nach draußen. Carly folgte ihm. Dann hingen sie mitten in der Luft und winkten mir ungeduldig, mich zu ihnen zu gesellen. Ich schlich praktisch auf Zehenspitzen bis zum Rand des Abgrunds. Ich hielt mich mit beiden Händen am Türrahmen fest und blickte nach unten. Da war … nichts. Nur mehrere Meilen leeren Raums zwischen uns und dem Boden.
    Carly stieß einen schweren Seufzer aus, lief durch die Luft auf mich zu und legte einen Arm um meine Hüfte. Mit einer fließenden Bewegung drückte sie mich dann nach hinten, drehte mich um neunzig Grad und zog mich durch den Türrahmen zu sich. Das ging so schnell, dass ich immer noch die Arme erhoben hatte, als würde ich mich am Türrahmen abstützen.
    Meine Poren übergossen mich im nächsten Moment mit eiskaltem Schweiß, als mein Körper mit Adrenalin geflutet wurde. Und … nichts geschah. Mein Körper brauchte mehrere Sekunden, um zu akzeptieren, dass er nicht in die Tiefe fiel. »Wie … machen wir das?«, konnte ich schließlich keuchend hervorstoßen.
    »Was?«, fragte Carly, als würden wir an einem sonnigen Nachmittag rund um den Küchentisch sitzen.
    »In der Luft … schweben«, stammelte ich.
    »Nick, wir stehen auf solidem Beton!«
    Doch als sie das sagte, sah Frampton uns plötzlich mit entsetztem Blick an. Er suchte Carlys Blick und schüttelte langsam den Kopf, während er nach unten zeigte. Beide richteten den Blick auf ihre Füße. Und dann – genauso wie Karl der Kojote nicht mehr der Schwerkraft trotzen kann, sobald er erkennt, dass er jegliche Bodenhaftung verloren hat – stürzten wir ab.

    25 Genauso wenig würde ich von »panischem Entsetzen« sprechen, weil auch das eine schändliche Untertreibung wäre.
    26 Ach ja, sowohl »Prä-Kotter« als auch »Post-Kotter« werden mit » PK « abgekürzt. Da die Kultivierten Gesetzgeber in den Monaten nach dem Kotter-Moment genauso konfus waren wie alle anderen, erkannten sie erst, als es schon zu spät war, wie viel Verwirrung sie damit stifteten. Es gab eine Bürgerinitiative, die die Datierung mit einem PK /AK-System (Prä-Kotter/ Anno Kotter) retten wollte. Aber sie war zum Scheitern verurteilt, weil Entscheidungen der Kultivierten Gesetzgebung nur geändert werden können, wenn eine erneute Abstimmung eine größere Mehrheit als die vorherige ergibt – und der Gesetzesantrag zur Einführung der Prä- und Post-Kotter-Zeitrechnung war einstimmig angenommen worden. Also wird dieses Gesetz für immer Bestand haben.
    Zum Glück hat die Kultivierte Liga mit der Einführung unserer Zeiteinteilung – Jahre, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden – tatsächlich für eine Verbesserung gesorgt. (Auch dieses Gesetz wurde in den kurzen, berauschten Tagen der totalen Ehrfurcht vor der Großartigkeit menschlicher Leistungen erlassen.) Bis dahin wurde die Zeit ausschließlich in »Standardintervallen« gerechnet, die von der Halbwertszeit von Jod-129 ( 129 I) hergeleitet wurde. Da 129 I eine Halbwertszeit von 15,7 Millionen Jahren hat, war diese Zeiteinheit sehr nützlich, wenn man Dinge wie das Alter des Universums messen wollte (876 Standardintervalle). Aber das tägliche Leben wurde durchzogen von umständlichen Sätzen wie »Ich gehe mal, um diesen Brief abzuschicken – ich bin in 0,000000000000605 Standardintervallen zurück« oder »Sie ist viel zu jung für ihn – sie ist doch erst 0,0000153!« Außerdem waren alle ziemlich deprimiert, weil sie nie die Gelegenheit erhalten würden, ihren ersten Geburtstag zu feiern.
    27 Und das ist buchstäblich gemeint. Die Fortgeschrittenen Gesellschaften haben jede Firewall unseres Internets gehackt, als sie unerbittlich unsere Musikgeschichte studierten, und sie fanden heraus, dass die »Aggressive Akustik« früher ein wichtiges militärisches Forschungsgebiet in der Sowjetunion gewesen war. Das Programm lief recht erfolgreich bis zum Jahr 1932, als die Wiedergabe einer besonders tödlichen Aufzeichnung alle Menschen im Umkreis von zehn Meilen rund um das Forschungslabor dahinraffte. Natürlich hätte Stalin für eine so tolle Waffe liebend gern jeden innerhalb eines Hundert-Meilen-Radius getötet. Aber mit dem Verlust des gesamten Forscherteams kam auch die Weiterentwicklung zum Erliegen. Zur Erklärung der vielen zivilen Todesfälle erfand man eine Hungersnot wegen Flechtenknappheit (Flechten waren damals in der

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