Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
das Parlament und so weiter. Aber für den armen Seemann?« Er schüttelte den Kopf. »Alles, was er sieht, sind die Mündungen der feindlichen Kanonen, die ihm ihr Feuer entgegenspeien, ihm mit eisernem Kamm einen Scheitel ziehen. Es kümmert ihn nicht groß, welche Flagge sie führen.«
    Bolitho mußte erst einmal tief Luft holen. »Kein Wunder, daß die Mädchen auf Ihre Überredungskünste hereinfallen, Allday. Fast hätten Sie mich überzeugt.«
    Allday lachte in sich hinein. »Ich bringe Ihre Frisur noch einmal in Ordnung, Sir. Wir werden uns überhaupt künftig etwas zusammennehmen müssen, mit einem Mr. Browne an Bord.«
    Bolitho lehnte sich zurück und wartete. Er würde nicht nur mit Browne zurechtkommen müssen. Allday erriet sicher, wie viele So rgen er sich machte, bis sie alle in See waren. Und er würde dafür sorgen, daß er nicht allein blieb, bis die Kommandanten kamen, ihm ihre Aufwartung zu machen. Gegen Allday gewann man nur schwer.
    Von der Schiffsglocke vorn auf dem Backsdeck erklangen zwei Schläge. Fünf Uhr nachmittags, und die Kommandantensitzung lag hinter ihnen. Sekunden später kam Herrick abermals in Bolitho s Kajüte.
    Bolitho streckte die Arme nach seinem Uniformrock aus und erlaubte Ozzard, ihn noch einmal zurechtzuzupfen und dafür zu sorgen, daß der Zopf korrekt auf dem goldbestickten Kragen lag.
    Allday stand am Schott und nahm – nach einem Augenblick des Überlegens – einen der Säbel von seinem Ständer.
    Er glitzerte trotz des nur matten Lichts, war schön geformt und verziert und zeigte, wenn man ihn aus der Scheide zog, eine ebenso vollkommene Klinge. Es war ein Ehrensäbel, gestiftet von der Bevölkerung Falmouths. Ein Geschenk in Anerkennung dessen, was Bolitho im Mittelmeer geleistet hatte.
    Herrick beobachtete die kleine Szene. Einen Augenblick vergaß er den Kummer, daß er Dulcie so schnell hatte verlassen müssen, und die hundert Dinge, die seine Aufmerksamkeit an Deck verlangten. Er wußte, was Allday dachte, und war gespannt, wie er es aussprechen würde.
    Der Bootssteurer fragte etwas linkisch: »Dieser, Sir?« Er ließ den Blick zum zweiten Säbel wandern. Der war altmodisch und gerade, aber ein Teil Bolithos und seiner Vorfahren.
    Bolitho lächelte. »Lieber nicht. Es wird gleich regnen, und ich möchte nicht, daß die schöne neue Waffe Schaden nimmt.« Er wartete, während Allday den anderen Säbel holte, und hakte ihn in seinen Gurt ein. »Und außerdem«, er blickte von Allday zu Herrick, »möchte ich heute alle alten Freunde um mich haben.«
    Dann tippte er Herrick auf die Schulter: »Wir gehen zusammen an Deck, nicht wahr, Thomas? Wie früher.«
    Ozzard sah den beiden Offizieren nach und flüsterte bedauernd: »Ich weiß nicht, warum er diesen alten Säbel nicht wegwirft oder wenigstens zu Hause läßt.«
    Allday machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten, sondern schlenderte hinter Bolitho her, um seinen vorschriftsmäßigen Platz auf dem Achterdeck einzunehmen.
    Aber er dachte dabei über Ozzards Bemerkung nach. Wenn Richard Bolitho sich jemals von diesem alten Säbel trennte, dann hatte seine Hand bestimmt nicht mehr die Kraft, ihn zu fassen.
    Bolitho marschierte hinaus, hielt vor dem Steuerruder und ließ seinen Blick über die angetretenen Offiziere und Mannschaften schwe ifen. Er spürte den Wind schmerzhaft in den Augen und die kalte Luft an seinen Beinen.
    Wolfe schaute zu Herrick hinüber, tippte an seinen Hut, unter dem die roten Haare flatterten, als wollten sie davonfliegen.
    »Alle Ankertrossen sind kurzgeholt, Sir«, sagte er mit seiner rauhen, tonlosen Stimme.
    Herrick meldete Bolitho ebenso förmlich: »Das Geschwader ist bereit, Sir.«
    Bolitho nickte. Er war sich des Augenblicks bewußt, der Gesichter um ihn herum, die ihm zumeist unbekannt waren, und des Schiffes, dessen Decksplanken sie alle trugen.
    »Dann setzen Sie das Signal für alle, bitte.« Er zögerte, wandte sich um und schaute über die Netze hinweg auf den nächstliegenden Zweidecker, die
Odin.
Dem armen Inch hatte es fast die Sprache verschlagen vor Freude, ihn wiederzusehen.
    Er setzte abrupt hinzu: »Anker lichten!«
    Browne war schon mit den Signalgasten an der Arbeit und trieb einen verdattert dastehenden Midshipman an, der ihm eigentlich hätte behilflich sein sollen.
    Ein paar spannungsgeladene Augenblicke noch, die rauhen Befehle vom Vorschiff, als das Gangspill immer mehr von der tropfnassen Ankertrosse einholte.
    »Anker ist los, Sir!«
    Bolitho mußte die

Weitere Kostenlose Bücher