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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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folgend – hin und her pendelten. Bolitho beobachtete sie, versuchte, Namen mit Gesichtern in Übereinstimmung zu bringen, das Plus oder Minus ihrer Fähigkeiten zu beurteilen. Major Clinton schritt mit Leutnant Marston, seinem Gehilfen, langsam die Front ab und hörte sich dabei an, was Sergeant Rombilow ihm über jeden Mann und seine Funktion an Bord zu sagen hatte.
    Seesoldaten waren eine seltsame Rasse, dachte Bolitho. Sie waren genauso eng in den dicken Bauch der
Benbow
hineingepfercht wie die Seeleute, aber doch ganz anders in ihrer Haltung. Bolitho hatte sie in Amerika während der Revolution erlebt. Damals war er noch ein junger Leutnant gewesen, der die ersten Schritte auf ein eigenes Kommando hin wagte. Ob dort oder im Mittelmeer, in der Karibik oder in Ostindien, überall hatten sich die Seesoldaten durch ihre Zuverlässigkeit bewährt.
    Bolitho sah, wie die Nachmittagswache sich vor dem Achterdeck versammelte und auf die Übernahme des Schiffes für die nächsten vier Stunden vorbereitete. Hier und da kaute noch einer an der ersten guten, warmen Mahlzeit seit Tagen. Einige Augenpaare musterten den Himmel mit prüfendem Blick oder – soweit es neue Leute waren – mit offensichtlicher Erleichterung.
    Die meisten aber warfen ihrem Admiral verstohlene Blicke zu, der ruhelos auf der Luvseite des Achterdecks auf und ab ging. Wenn Bolitho sich ihnen zuwandte, schauten sie schnell weg. Es war das übliche: Neugier, Interesse, Ablehnung. Bolitho wußte aus Erfahrung, daß er es sich erst verdienen mußte, wenn er mehr von ihnen erwartete.
    Er hörte Pascoes Stimme, als er nach achtern kam und seinen Hut vor Speke, dem Zweiten Offizier, den er ablösen wollte, lüftete.
    »Die Wache ist angetreten, Sir.«
    Drüben, auf den anderen Schiffen, spielte sich jetzt das gleiche ab. Routine und Tradition. Wie ein gut eingeübtes Theaterstück, in dem jeder bei vielen Gelegenheiten jede Rolle gespielt hatte und jedes Wort auswendig wußte.
    Die beiden Offiziere prüften den Kompaß, das Logbuch, den Stand der Segel, während die anderen Mitspieler sich zu ihren Plätzen bewegten: die Rudergänger, der Quartermaster, der Midshipman der Wache. Bolitho runzelte die Stirn. Wie hieß er doch noch? Penels, ja, das war der Name. Der Jüngste an Bord. Gerade zwölf Jahre alt und aus Cornwall. Ein Cornishman. Er lächelte. Kaum schon ein Mann.
    »Übergeben Sie das Ruder, bitte!«
    Acht Glockenschläge klangen vom Vorschiff herüber, und die Männer von der Vormittagswache eilten in ihre Wohnräume zu einer guten Mahlzeit und einem kräftigen Schluck.
    Bolitho kam über das Achterdeck und sagte: »Du siehst gut aus, Adam.«
    Sie entfernten sich vom Doppelrad und den drei Rudergängern und gingen Seite an Seite zu den Luv-Netzen.
    »Danke, Sir.« Pascoe warf ihm einen Seitenblick zu. »Du auch, Onkel.«
    Als Bolitho schließlich seine Taschenuhr herausholte, stellte er fest, daß er sich eine volle Stunde mit seinem Neffen unterhalten hatte. Es schienen nur Minuten gewesen zu sein. Und doch hatten sie ein Bild heraufbeschworen, das sich beträchtlich von dem unterschied, das sie umgab. Nicht Meer und Himmel, Gischt und pralle Segel, sondern Landwege, niedrige Bauernhäuser und der graue Klotz von Pendennis Castle.
    Pascoe war sehr gebräunt, fast so dunkel wie ein Zigeuner.
    Bolitho sagte: »Unser Geschwader wird sich bald zerstreuen. Aber vielleicht können wir hier auch mal den Fuß an Land setzen. Deswegen konnte ich den Blockadedienst in der Biskaya nicht ausstehen. Unsere Landsleute bekommen feuchte Augen, wenn sie von ›unserem hölzernen Schutzwall‹ sprechen, von den sturmerprobten Schiffern, die Frankreichs Flotte in ihre Häfen eingeschlossen haben. Sie würden sich weniger enthusiastisch äußern, wenn sie wüßten, welche Hölle da an Bord sein kann.«
    Midshipman Penels rief aufgeregt: »Signal von
Styx
, Sir.« Er blickte Pascoe auffordernd an. »Mann über Bord, Sir.«
    »Verstanden. Ich werde es sofort dem Kommandanten melden.« Bolitho beobachtete, wie sich der Umriß der Fregatte verkürzte, als sie in den Wind drehte, wobei ihre Segel killten oder backschlugen. Hoffentlich bekam sie ihr Boot am Heck schnell genug zu Wasser, um den Unglücklichen zu retten.
    Er beobachtete Pascoes Gesicht, der das schnelle Manöver der Fregatte verfolgte. Außerdem dachte er an John Neale, ihren Kommandanten. Er war in Penels Alter gewesen, als die Meuterei an Bord seiner
Phalarope
ausbrach, damals während der amerikanischen

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