Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Veitch gegangen waren, um ihren Anweisungen entsprechend zu handeln, sagte Bolitho den Leutnant: »Glauben Sie, daß ich unklug handle?« Er sah in Brownes Gesicht den seltenen Ausdruck von Unsicherheit und fügte hinzu: »Los, Mann, Sie sollten mich nach einer Woche zusammen auf See gut genug kennen, um zu wissen, daß ich Ihnen nicht den Kopf abreiße, wenn ich dem nicht zustimme, was Sie sagen. Aber es mag sein, daß ich es nicht beachte.« Browne zuckte mit den Achseln. »Einerseits teile ich die Besorgnis des Flaggkapitäns, Sir. Ich kenne Ihren Werdegang und habe von vielen Ihrer früheren Unternehmungen mit Bewunderung gelesen.« Er sah Bolitho gerade ins Auge. »Genau wie Kapitän Herrick kenne auch ich Sie als kämpfenden Seemann, nicht als Diplomaten.«
    Bolitho erinnerte sich an seinen Besuch auf Damerums Flaggschiff. Er hatte es eigenartig gefunden, daß Damerum nicht selber die Initiative ergriff. Er war ein angesehener älterer Flaggoffizier. Viele Leute hätten es von ihm erwartet, ja gefordert.
    Browne setzte ruhig hinzu: »Aber man hat Ihnen jetzt wenig Spielraum gelassen, Sir. Ich würde Ihnen nur raten, und zwar aus meiner Kenntnis von Sir George Beauchamp heraus, recht behutsam vorzugehen. Sieger zu sein, ist leicht, aber ein Sündenbock ist oft noch leichter gefunden.«
    Herrick kam zurück und massierte sein Hände. Er sah verfroren aus.
    »
Styx
hat Ihr Signal bestätigt, Sir. Darf ich empfehlen, ein paar Le ute zusätzlich mitzunehmen?« Er grinste reuig. »Ich habe eingesehen, daß mein Einspruch nichts mehr nützt. So habe ich mir erlaubt, Mr. Wolfe zu sagen, daß er dreißig Seeleute und ein paar jüngere Offiziere abstellt. Zusätzlich einen Offizier und vielleicht einen Fähnrich für Botschaften und so weiter.«
    Bolitho nickte. »Das war sehr aufmerksam, Thomas. Ich denke, auch Kapitän Neale wird dem zustimmen.«
    Herrick seufzte. »Kapitän Neale.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sehe ihn immer noch als fettbeschmierten Cherubim, den wir durch das Luftrohr schoben.«
    Bolitho sammelte seine Gedanken. Sie waren zu oft davongeschossen wie ausrauschende Leinen, die sich dann plötzlich in ihren Blöcken verhedderten. Was Browne gesagt hatte, war vernünftig.
    »Schön, Yovell, schreiben Sie, was ich diktiere!« Herrick fragte im Fortgehen: »Welcher Leutnant, Sir?«
    »Mr. Pascoe.« Er lächelte. »Aber ich glaube auch, das haben Sie bereits vorgesehen.«

Die
Ajax
    Allday und Ozzard trugen eine kleine Seekiste mit Bolithos Kleidern und Privatsachen und setzten sie in der Kajüte der
Styx
ab.
    Kapitän Neale beobachtete Bolitho, der sich im Raum umschaute, und sagte: »Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl hier, Sir.«
    Neale hatte sich nicht allzusehr verändert. Er war nun lediglich eine etwas größere Ausgabe des pausbäckigen Seekadetten, wie Herrick ihn beschrieben hatte. Aber er besaß seinen Rang und seinen Posten zu Recht, weil er seine frühen Erfahrungen gut anzuwenden gewußt hatte.
    Bolitho antwortete: »Es weckt Erinnerungen, Captain Neale. Einige schlechte, aber noch mehr gute.«
    Er sah, daß Neale verlegen von einem Fuß auf den anderen trat, weil er wieder an Deck wollte.
    »Machen Sie ruhig weiter, Captain. Bringen Sie Ihr Schiff in Marsch, und sehen Sie zu, daß wir so weit vorankommen wie möglich. Der Master der
Benbow
hat mich gewarnt, daß wir Nebel bekommen würden.«
    Neale zog eine Grimasse. »Das könnte in dem engen Fahrwasser gefährlich we rden, Sir. Und wenn der alte Grubb Nebel voraussagt, dann wird es auch welchen geben.« Er verließ die Kajüte, nicht ohne Allday zuzunicken, der voller Bewunderung murmelte: »Der ist nicht verdorben, Sir. Hab’ ihn immer gemocht.«
    Bolitho verbarg ein Lächeln. »Verdorben? Captain Neale ist ein Offizier des Königs und kein Stück Salzfleisch!«
    Vom Achterdeck hörte Bolitho laute Kommandos. »Setzen Sie sich in Bewegung, Mr. Pickthorn! Schicken Sie Leute an die Brassen, und zwar schnell, wenn’s recht ist! Und wenn wir vom Ankerplatz weg sind, möchte ich, daß die Bramsegel gesetzt werden!«
    Füße trampelten über das Deck, und Bolitho fühlte, wie der Boden der Kajüte sich neigte, als die
Styx
auf den plötzlichen Druck in den Segeln reagierte. Er setzte sich auf die Heckbank und musterte den Raum. Drei Fregatten hatte er während seiner Dienstzeit befehligt, die letzte, die sechsunddreißig Kanonen zählende
Tempest,
im südlichen Pazifik. Damals war es, als sie zum erstenmal von der blutigen Revolution in

Weitere Kostenlose Bücher