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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zuschauermenge an Land besonders fix aufzuholen und festzumachen.
    Das Wachboot war ein interessantes Fahrzeug. Länger als ein normales Schiffsboot, wurde es mit den längsten Riemen gerudert, die Bolitho je – außer bei einer Schebecke – gesehen hatte. An jedem Riemen saßen zwei Mann, und direkt hinter dem gefährlich aussehenden Vorsteven stand ein einzelnes schweres Geschütz. Dieses Miniatur-Kanonenboot konnte mit seinen Riemen jedes Fahrzeug, das größer als eine Fregatte war, ausmanövrieren und ihm von achtern schwere Kanonenkugeln ins ungeschützte Heck jagen, ohne dabei selber in Gefahr zu geraten. Selbst eine Fregatte war gefährdet, wenn plötzlich der Wind aussetzte.
    Bolitho sah sich die Gestalten im reich verzierten Cockpit des Bo otes an: zwei dänische Seeoffiziere und zwei Zivilisten, einer davon – wenn nicht beide – offenbar Engländer. Sie waren eher für einen Spaziergang im Hydepark angezogen als für eine Fahrt über offenes Wasser im Oktober.
    »Fallreepsgäste Achtung! Seesoldaten antreten«
    Mr. Charles Inskip, der hohe Regierungsbeamte, den in jeder Weise zu unterstützen Bolitho angewiesen worden war, saß steif in einem von Kapitän Neales Stühlen und prüfte die erbeuteten französischen Papiere. Er hielt sie auf Armeslänge von sich ab, und Bolitho schloß daraus, daß seine Augen nicht mehr so gut waren, wie sie sein sollten. Sein Begleiter, Mr. Alfred Green, offenbar weniger wichtig, stand neben dem Stuhl und las mit, bei jeder gewendeten Seite den Mund spitzend.
    Bolitho hörte die dänischen Seeoffiziere hinter dem Schott lachend erzählen und nahm an, daß sie – wie es Tradition war – von Neale und einigen seiner Offiziere gastlich bewirtet wurden. Regierungen konnten aus fast jeder Situation Kriege machen, aber Seeleute, die einander in vertrauter Umgebung trafen, zerstritten sich selten.
    Browne blinzelte Bolitho zu, als Inskip den Brief mit dem aufgebrochenen Siegel noch einmal las.
    Bolitho fiel auf, daß Inskip nicht mit der Wimper zuckte, wenn über ihnen Seeleute trampelten, ein schwerer Block oder eine Talje auf die Decksplanken fiel. Er war offenbar ein vielgereister Mann und an Schiffe aller Art gewöhnt.
    Inskip mußte etwa fünfzig sein, schätzte er. Er war elegant, aber nicht auffallend, in einen grünen Rock mit gleichfarbiger Kniehose gekleidet. Sein Kopf war fast kahl, sein restliches Haar und der unmoderne Zopf hingen wie ein ausgefranstes Tauende über den Kragen.
    Er blickte plötzlich auf. »Das sind schlimme Neuigkeiten, Admiral.« Seine Stimme war scharf, ähnlich der von Beauchamp. »Ich danke Gott, daß Sie es fertiggebracht haben, sie abzufangen.«
    »Pures Glück, Sir.«
    Ein flüchtiges Lächeln ließ die Züge des Mannes jünger erscheinen.
    »Wo wären wir ohne dem?«
    Der Begleiter sagte: »Sie hätten einen heißeren Empfang gehabt, Admiral, wenn die Brigg
Echo
vor Ihnen angekommen wäre.«
    Inskip runzelte die Stirn über die Unterbrechung. »Ich habe einige Fortschritte bei der dänischen Regierung erzielt. Sie möchte nicht in die vom russischen Zaren vorgeschlagene Allianz eintreten, aber der Druck nimmt zu. Sie mögen gerade zur rechten Zeit gekommen sein. Ich danke Gott, daß Sie so klug waren, mit einem kleinen Kriegsschiff zu kommen und nicht mit einem Dreidecker oder dergleichen. Das ist hier ein Pulverfaß, obgleich die Dänen, wie Dänen nun einmal sind, es zu ignorieren versuchen. Ich würde sehr gern einmal in besseren Zeiten hierherkommen.«
    Bolitho fragte: »Wünschen Sie, daß ich an Land komme?«
    »Ja. Ich werde Ihnen Nachricht geben. Das Wachboot wird Sie zum vorgesehenen Ankerplatz lotsen.« Er warf einen schnellen Blick zur Tür. »Es liegt schon eine französische Fregatte im Hafen. Weisen Sie Ihre Leute an, jeden Kontakt mit ihr zu vermeiden.«
    Bolitho sah Browne an. Eine weitere Komplikation, und sie hatten noch kaum begonnen.
    Inskip tippte auf den Brief. »Jetzt, da ich dies hier gelesen habe, glaube ich den Grund ihrer Anwesenheit zu verstehen. Ich wurde von Seiner Majestät Regierung hergeschickt, um zu verhindern, daß die Dänen in die Sache verwickelt werden. Und die Franzosen sind sicher hier, um das Gegenteil zu bewirken. Aber unser kleines Geschwader kann – wenn das Schlimmste eintritt – die Flut nicht aufhalten, bis wir eine ganze Flotte versammelt haben. Und selbst dann: Die Russen und Schweden sollen zusammen sechzig Linienschiffe besitzen, und die Dänen haben weitere dreißig in

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