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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vorsichtig von den Heckfenstern zurück; obwohl er sich bemühte, sein verwundetes Bein nicht zu belasten, hätte er vor Schmerz fast aufgeschrien. Jeden Tag hatte er sich gezwungen, von Allday und Ozzard gestützt, ein paar Schritte zu gehen.
    Stolz oder Zorn – er war sich noch nicht sicher, was von beiden überwog – hatte ihn auf den Weg der Genesung getrieben. Er hegte den Verdacht, daß Kommodore Rice vom Downs-Geschwader vielleicht ungewollt einiges damit zu tun gehabt hatte.
    Herrick hatte darum gebeten, daß Rice das Kommando über die vereinten Geschwader übernahm, während er selber die
Benbow
zur Inspektion und Reparatur ins Dock brachte. Rice hatte Herrick zunächst abgewiesen, weil er wohl darauf aus war, baldmöglichst auf seine eigene, weniger schwierige Station zurückzukehren. Es konnte aber auch sein, daß er Bolitho schon abgeschrieben hatte und Herrick für zu jung hielt, um ihm Anweisungen zu geben. Was es auch gewesen sein mochte: Bolitho hatte nach Yovell gerufen und ihm eine kurze Anweisung für den Kommodore diktiert. Rice sollte danach bis auf weiteres das Kommando über das vereinte Geschwader übernehmen. Wenn Ropars’ oder andere feindliche Schiffe den Versuch machen sollten, in die Ostsee einzudringen, würden sie auf eine sehr viel stärkere Streitmacht als bisher stoßen und ein weit größeres Risiko eingehen.
    Herrick klopfte an die Tür und trat ein. »Wir haben geankert, Sir.« Er schaute Bolitho prüfend an und fügte hinzu: »Sie sollten sich schonen.«
    »Wollen Sie mich vielleicht im Bootsmannsstuhl in mein Boot abfieren, Thomas? Wie den Arzt, den wir einmal hatten, oder wie ein Stück überzähliger Ladung?« Er zuckte zusammen, als das Deck sich plötzlich seitwärts neigte. »Aber ich werde vorsichtig sein.«
    Herrick lächelte.» Aye, Sir. Sobald die Tide wechselt, beabsichtige ich, in Portsmouth ins Dock zu gehen. Ich habe dem Hafenadmiral entsprechende Nachricht geschickt.« Dann setzte er ernst hinzu: »Der Sechste Offizier ist eben gestorben. So nahe am Zuhause.«
    Bolitho nickte. Es war besser so. Ein junger Offizier, dem das halbe Gesicht weggeschossen und der auch geistesgestört war, wäre an Land eine Tragödie gewesen. Jetzt konnte wenigstens die Erinnerung an ihn von seiner Familie hochgehalten werden.
    Er sagte: »So viele gute Leute, Thomas. Ich hoffe, sie sind nicht umsonst gestorben.«
    Herrick lächelte. »Werfen Sie es hinter sich, Sir. Das haben wir doch schon oft genug tun müssen.«
    »Und was wollen Sie machen?«
    »Wenn wir eingedockt sind, werde ich die Midships und einige der Verheirateten nach Hause schicken.«
    Bolitho verstand. Mit Verheirateten meinte Herrick Offiziere und Deckoffiziere. Gemeine Seeleute, so loyal sie auch sein mochten, hätten sich wahrscheinlich verdrückt, wenn sie erst einmal wieder die Annehmlichkeiten ihres Zuhauses kennenlernten.
    Herrick sagte: »Ich bleibe natürlich an Bord. Wenn’s Gott gefällt, wird meine Frau mich hier besuchen.«
    Bolitho setzte sich sehr vorsichtig hin. »Sie machen das beste daraus, Thomas, recht so.«
    »Das ist wahr. Und ich bin glücklich.« Es klang etwas weniger glücklich, als er fragte: »Werde n Sie die Admiralität aufsuchen, Sir?«
    Bolitho zog eine Grimasse. »Ja, aber ich würde lieber zehn solche Überfahrten auf Ihrem Schiff machen als eine Reise im Dienstwagen nach London.«
    Allday schaute herein. Er war schick angezogen, mit Goldknöpfen am Rock und Schnallenschuhen. »Ich habe die Bootsbesatzung zusammengerufen, Sir.«
    Herrick starrte Bolitho entsetzt an. »Sie haben doch nicht etwa die Absicht, sich an Land rudern zu lassen, Sir? Wir werden noch heute nacht im Dock sein. Sie können dann leicht morgen früh den Wagen am ›George‹ erreichen.«
    Bolitho lächelte über seine Aufregung. »Ich muß wieder lernen zu gehen, Thomas. Und irgend etwas sagt mir, daß ich nicht länger hier an Deck herumschlurfen soll.«
    Herrick seufzte. »Wenn Sie entschlossen sind…«
    Allday grinste. »Wir wissen beide, was das heißt, nicht wahr, Sir?« Über der Kajüte hörte Bolitho Fußgetrampel und das Quietschen von Taljen. Die
Benbow
war wieder zu Hause, aber für die Beobachter am Ufer war sie einfach irgendein Schiff, das besser etwas in der Ferne blieb. Man las lieber darüber in der
Gazette,
als daß man es von nahem betrachtete. Ein Schiff war für Unbeteiligte eben nur ein Schiff, und nicht Fleisch und Blut, Angst und Heldenmut.
    Bolitho erlaubte Ozzard, ihm in den Mantel zu

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