Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
seinem anderen Rock – ihn fast das Bein gekostet hätte.
    Schließlich wandte sich Bolitho um und sah Roche ins Gesicht. Das hatte sich völlig verändert. Statt der höhnischen Vorfreude auf einen weiteren Erfolg stand jetzt darin Verblüffung.
    »Nun, Mr. Roche?«
    »Aber – aber ich kann doch nicht…«
    »Mit einem Konteradmiral kämpfen? Entscheidet der Dienstgrad, wer leben oder sterben soll, Mr. Roche?«
    Bolitho nickte Clinton zu, dankbar dafür, daß er – wenigstens nach außen – seine Gefühle beherrschte.
    »Lassen Sie uns endlich weitermachen.«
    Er hörte Roche stammeln: »Sag’ ihm, John, daß ich zurückziehe.« Bolitho nahm zwei langläufige Pistolen aus dem Kasten und spannte sie. Sein Herz schlug so stark, daß er meinte, Roche und die anderen müßten es hören. Er sagte: »Ich aber nicht.« Damit drehte er sich um und wartete, die Mündungen zum Himmel gerichtet. Wenn Roche sich entschied, die Sache durchzusetzen, war er in etwa drei Minuten tot.
    Der Sekundant räusperte sich. Sonst war jetzt kein Ton zu hören, selbst die Spatzen verhielten sich still.
    »Fünfzehn Schritte! Los!«
    Bolitho nahm sich eine Ulme als Richtpunkt und ging Schritt vor Schritt langsam auf sie zu.
    Adam hätte in diesem Augenblick das Gleiche getan. Und hätte Roche ihn durch Zufall beim ersten Schußwechsel verfehlt, hätte ihn die zweite Kugel bestimmt getötet. Diese paar Schritte vorwärts, nachdem ein berufsmäßiger Duellant ihn verfehlt hatte, hätten sein restliches Selbstvertrauen vernichtet. »Dreizehn… vierzehn… fünfzehn!« Bolithos Schuhe quietschten im Gras, als er sich umdrehte und den rechten Arm senkte. Über den glatten Lauf sah er deutlich Roches Hand und erkannte, daß seine Arme herunterhingen und die Pistolenmündungen auf die Erde zeigten.
    Roche rief heiser: »Ich kann nicht auf Sie schießen, Sir! Bitte!«
    Sein Sekundant, der es gewohnt war, daß umgekehrt das Opfer Roche anflehte, bevor er es niederschoß, wandte sich erstaunt zu ihm um. Bolitho hielt die Pistole weiter auf ihn gerichtet, obwohl sie ihm so schwer wie ein Kanonenrohr vorkam.
    Er sagte: »Wenn Sie mich erledigen, Mr. Roche , glauben Sie, daß dann derjenige, der Sie dafür bezahlte, meinen Neffen zu töten, zu Ihnen halten wird? Bestenfalls wird man Sie auf Lebenszeit deportieren. Aber ich schätze, daß viele alles darum gäben, Sie am Galgen baumeln zu sehen, wohin ein gemeiner Verbrecher wie Sie auch gehört.«
    Die Pistole in Bolithos Hand wurde so schwer, daß er sich wunderte, wie ruhig er sie trotzdem hielt. Er rief: »Wenn ich andererseits Sie töte, ist die Sache erledigt, denn Ihr Auftraggeber wird kaum zugeben, daß er daran beteiligt war.«
    Der Sekundant rief unsicher: »Ich muß doch bitten, meine Herren!« Ein Taschentuch erschien über seinem Kopf. »Wenn ich dieses Tuch senke, feuern Sie!«
    Bolitho nickte. »Ich bin bereit.«
    Roches Umriß wurde schmaler, da er Bolitho jetzt die rechte Seite zuwandte. Er hob die Pistole, die nun genau auf Bolitho zeigte.
    Es hatte nicht gewirkt. Wie lange noch? dachte er. Drei Sekunden? Das Taschentuch bewegte sich, und im gleichen Augenblick fiel Roche auf die Knie und warf beide Pistolen ins Gras.
    »Bitte! Bitte, haben Sie Erbarmen!«
    Bolitho ging langsam auf ihn zu, wobei ihm jeder Schritt durch seine schmerzende Wunde Qualen bereitete. Aber der Schmerz stachelte ihn eher an, als daß er ihn lahmte. Er ließ den Blick nicht von dem knienden, wimmernden Leutnant, bis er weniger als einen Meter von ihm entfernt stand.
    Roche hatte aufgehört zu stammeln und blickte starr in die schwarzen Mündungen.
    Bolitho sagte eiskalt: »Ich habe bessere Männer als Sie aus geringerem Anlaß sterben gesehen. Mein Neffe, den Sie beleidigten und ohne Grund verhöhnten, hat Taten vollbracht, die Leute Ihres Schlages nicht einmal in der Zeitung zu lesen sich die Mühe machen. Sie widern mich an, und ich wüßte keinen zwingenden Grund, warum ich Sie noch einen Augenblick länger leben lassen sollte.«
    Sein Finger straffte sich am Abzug, doch da hörte er Clinton ruhig sagen: »Wenn es Ihnen recht ist, Sir, lege ich die Waffen jetzt zurück.« Er nahm Bolitho die Pistolen aus den Händen und setzte hinzu: »Mr. Roches Heldentat wird bis zum Mittag in ganz Portsmouth bekannt sein. Und niemand kann sagen, wo die Geschichte morgen erzählt wird«, er drehte sich zu dem völlig niedergeschmetterten Roche um, »und zwar mit Genuß, worauf Sie Gift nehmen können!«
    Bolitho nickte

Weitere Kostenlose Bücher