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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dem Sekundanten zu und begab sich dann zu seinem Wagen.
    Clinton marschierte neben ihm, und sein Atem hing wie Dampf in der kalten Luft.
    »Gesindel, Sir! Ich habe trotzdem Blut und Wasser geschwitzt.« Bolitho sah hinunter auf die Blutspur auf seiner Kniehose. In dem trüben Licht wirkte sie wie ein Farbfleck.
    »Ja, Major. Gesindel. Aber das Schlimme war: Ich wollte ihn töten. Wenn Sie nicht gewesen wären…« Er schüttelte den Kopf. »Nun werde ich nie wissen, ob ich es getan hätte.«
    Clinton lächelte erleichtert. »Er auch nicht, Sir.«

Belinda
    Edmund Loveys, Schiffsarzt der
Benbow,
straffte die schmalen Schultern und betrachtete Bolitho so vorwurfsvoll, wie seine Dienststellung es erlaubte.
    »Sie haben all meine Mühe fast zunichte gemacht, Sir.« Er bückte sich und tupfte die offene Wunde mit einem Lappen ab, wobei er seinen Ärger kaum verbergen konnte. »Es grenzt an ein Wunder, daß Sie bei Ihrem Ritt keinen Wundbrand bekommen haben; von dem, was beim Duell passieren konnte, ganz zu schweigen.«
    Bolitho legte sich auf der Sitzbank unter den Heckfenstern zurück und blickte durch die salzverkrusteten Scheiben. In dem Maße, wie er seine Gefühle wieder unter Kontrolle brachte, erkannte er die Torheit seiner Tat. Er hatte London verlassen, ohne die Admiralität zu informieren. Sogar jetzt noch konnte eine Konferenz zusammengerufen werden, um die künftige Strategie zu besprechen. Außerdem hatte er sein Beauchamp gegebenes Versprechen gebrochen, als er Roche zum offenen Kampf stellte. Doch selbst das war ihm im Augenblick unwichtig erschienen.
    Er sagte: »Ich bitte um Entschuldigung, aber es war wichtig.«
    Loveys schmollte. »Das habe ich längst gehört, Sir. Die Geschichte von Ihrem Duell mit Leutnant Roche ist in ganz Portsmouth bekannt.« Bolitho setzte sich langsam auf. Das war zu erwarten gewesen. De rlei Dinge blieben in der Marine nicht lange geheim.
    Er sah auf seinen Schenkel nieder, auf das fahle Fleisch um den dicken Verband, den Loveys wieder einmal anlegte. Seltsam, dachte er, als junger Leutnant hatte er es nie für möglich gehalten, daß ein Kapitän oder gar ein Flaggoffizier auch sterblich war; nun saß er hier, nackt wie am Tag seiner Geburt, nur mit einer Decke über den Schultern. Herrick hatte öfter nach ihm gesehen als nötig, und das wohl vor allem, um ihn bei guter Stimmung zu halten. Die
Benbow
war fast wieder einsatzbereit. Ihre Lasten, Magazine und Wassertanks waren bis oben gefüllt, aber Herrick hatte noch eine Menge zu tun. Neue Leute mußten verpflichtet und vereidigt werden, ein Leutnant namens Oughton war eingetroffen, der Pascoe ersetzen sollte – all diese Dinge gingen eigentlich nur Herrick an, er trug sie aber Bolitho vor, um ihn vom Grübeln abzuhalten.
    Bolitho fragte sich, wie Pascoe wohl auf der
Relentless
zurechtkommen mochte. Die Fregatte mußte jetzt gerade aus dem Kanal in die Nordsee segeln. Es war eine andere Welt auf solch einem Schiff, aber Pascoe würde bald dazugehören. Schade, daß er ihn vor dem Auslaufen nicht mehr hatte sehen können. Er hatte es sogar verpaßt, die Fregatte Segel setzen zu sehen, weil er gerade zu der Zeit seinen Plan schmiedete, wie er Roche bluffen oder – seiner heroischen Geste wegen – sterben würde.
    Loveys sagte: »Versuchen Sie, jetzt etwas zu ruhen, Sir, sonst we rden Sie zeitlebens hinken, wenn nicht noch Schlimmeres eintritt.«
    »Verstehe. Vielen Dank.«
    Bolitho kam stöhnend auf die Füße. Ozzard stand mit dampfendem Kaffee bereit und verzog keine Miene – das hatte er inzwischen gelernt –, als Bolitho einige Schritte zum Tisch taumelte. Die Wunde brannte wie Feuer, als wäre er doch bei dem Duell getroffen worden. Er fragte sich, was Allday jetzt wohl machte. Er hätte inzwischen mit dem geborgten Wagen in Portsmouth sein müssen. Wieder sah er sein flehendes Gesicht vor sich und fühlte, daß er ihn hier brauchte, und sei es nur, um ihn aufzuheitern und ihm zu beweisen, daß er wirklich noch lebte.
    Herrick trat ein und registrierte Bolithos Nacktheit, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
    »Ich möchte unseren Ankerplatz morgen nach Spithead verlegen, Sir, sobald wir die Proviantübernahme beendet haben. Der Wind ist günstig, und ich mag nicht länger im Innenhafen liegen.«
    »Dann benachrichtigen Sie den Hafenadmiral, Thomas. Ich würde gern möglichst bald zum Geschwader zurückkehren. Hier hält mich nichts mehr.« Er besann sich im gleichen Augenblick. »Verzeihen Sie, ich habe nur an mich

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