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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gestalten liefen umher und verschwanden wieder im Halbdunkel. Leutnant Aggett hatte die verhaßte Morgenwache. Vielleicht bedauerte er schon seine unerwartete Beförderung nach dem Tod des Sechsten Offiziers.
    Andere waren da, aber Bolitho hatte nur den einen Gedanken, in seine Kajüte zu gelangen und dort Zeit zum Nachdenken zu finden.
    Der Posten vor seinen Räumen ging stampfend in ›Hab-achtStellung‹. Sein Uniformrock glänzte feuerrot im Licht der einsamen Laterne.
    Bolitho humpelte an ihm vorbei. »Guten Morgen, Williams.« Er sah nicht mehr die Freude auf dem Gesicht des Mannes, daß er seinen Namen behalten hatte.
    Ozzard war in der Kajüte geschäftig dabei, Lampen anzuzünden, die Leben auf das grüne Leder der Bezüge und die schweren Decksbalken zauberten.
    Herrick starrte Bolitho an, als er in einen Stuhl sank, und keuchte: »Ziehen Sie mir die Stiefel aus, Ozzard!« Browne warnte ihn: »Vorsicht, Mann!«
    Herrick gewahrte die breite Blutspur auf Bolithos Schenkel. »Al lmächtiger Gott!«
    Bolitho unterdrückte den Schmerz. »Schießen Sie los, Thomas. Erzählen Sie mir alles über dieses verdammte Duell.«
    Herrick sagte: »Alles, was ich we iß, habe ich Browne geschrieben. Ich war nicht sicher, wo Sie sich zur Zeit aufhielten. Aber die
Relentless
segelt mit der Morgentide. Pascoe wird dann außer Gefahr sein.«
    Er zuckte zusammen, als Bolitho plötzlich aufschrie.
    »Ich lasse den Schiffsarzt kommen.«
    »Später.« Bolitho wandte sich an Ozzard. »Etwas zu trinken, bitte. Irgendwas, aber so schnell Sie können.« Dann wieder zu Herrick: »Wie hat Adam es aufgenommen?«
    »Schlecht, Sir. Er redete von Ehrensache und von Ihrem Vertrauen, und daß er Ihnen wegen seines toten Vaters nur Schwierigkeiten bereite.« Herrick blickte finster drein, weil er die Sache nun leider aufrühren mußte. »Ich habe schließlich meine Autorität ausspielen müssen. Das war fast der schwerste Teil der ganzen Angelegenheit.«
    Bolitho nickte. »Adam hat immer davon geträumt, eines Tages auf eine Fregatte kommandiert zu werden. Daß ihm nun die Freude daran auf diese Weise vergällt wurde, ist schade, aber Sie haben richtig gehandelt, Thomas. Kapitän Rowley Peel ist jung und ehrgeizig und hat sich als Soldat bewährt. Außerdem ist er für mich ein Fremder, also wird er Adam nicht meinetwegen bevorzugen. Der liebe Inch würde behaupten, Weiß sei Schwarz, wenn er glaubte, mir damit einen Gefallen zu tun. Und Sie übrigens auch.«
    Er nahm ein Glas von Ozzard entgegen und trank mit tiefen Zügen. Es war eiskalter Rheinwein, den Ozzard an einem geheimen Platz in der Bilge versteckt hielt.
    Bolitho sank in seinem Stuhl zurück und sagte: »Noch eins. Und holen Sie Gläser für Kapitän Herrick und den Flaggleutnant.« Er sah sie nacheinander an. »Ich bin Ihnen beiden aus mehr Gründen, als ich aufzählen kann, zu Dank verpflichtet.«
    Browne platzte heraus: »Haben Sie die Absicht, Roche entgegenzutreten?«
    Herrick verschluckte sich fast an seinem Wein. »Was?«
    Bolitho fragte: »Für wann ist das Duell vereinbart?«
    »Für heute früh um acht, Sir. Auf der Seite von Gosport. Aber es ist nicht mehr nötig, ich kann den Hafenadmiral informieren und dafür sorgen, daß Roche ermahnt wird.«
    »Glauben Sie, daß derjenige, der durch Adam mich verletzen wollte, es nicht noch einmal versuchen wird? Das Ganze ist kein Zufall.« Er sah den nachdenklichen Ausdruck in Herricks Gesicht. »Ihnen fällt etwas ein?«
    Herrick fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ihr Neffe machte eine eigenartige Bemerkung, Sir. Leutnant Roche habe geäußert, er hätte ihn erwartet. ›Ich wollte Sie schon immer mal treffen‹, oder so ähnlich.«
    »Das bestätigt meine Vermutung.«
    Bolitho sah plötzlich ihr Gesicht vor sich. Aber wessen, Cheneys oder das der jungen Frau, die er in dem düsteren Haus in London zurückgelassen hatte?
    Browne sagte: »Und nun ist er nicht mehr zu halten.«
    Bolitho lächelte. »Jetzt können Sie den Arzt holen. Ich brauche einen neuen Verband, eine andere Hose und Schuhe.«
    Browne erwiderte: »Und ein frisches Hemd.« Er zögerte. »Für alle Fälle, Sir.«
    Als er die Kajüte verlassen hatte, sagte Herrick: »Ich werde Sie begleiten.«
    »Major Clinton kennt sich in derlei Dingen besser aus. Sie stehen mir zu nahe, Thomas.« Er dachte an Allday. »Es ist besser so.«
    Browne kam völlig außer Atem zurück. »Der Arzt ist auf dem Wege, Sir.«
    »Gut. Sorgen Sie für ein Boot und – falls

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