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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schaute beiseite. »Erzählen Sie. Was hat sie gesagt?«
    Allday antwortete: »Ich war durch Ihr Fortreiten so durcheinander, daß ich mich nicht mehr genau erinnere, Sir. Jedenfalls war sie sehr aufgeregt. Vor allem, weil Sie sie für herzlos halten mußten, wo Sie doch so viel wegen Ihres Neffen auf der Seele hatten. Als sie herausgefunden hatte, daß ich schon lange in Ihrem Dienst stehe, bombardierte sie mich mit derart vielen Fragen, daß ich kaum dazu kam, unsere Kisten zu packen.«
    »Was haben Sie erzählt?«
    »Zu viel, nehme ich an.« Allday wirkte plötzlich sehr entschlossen.
    »Am besten sage ich gleich alles, Sir: Ich habe sie mitgebracht. Zufällig trafen wir Mr. Browne, und der hat sie im ›George‹ untergebracht.« Er holte tief Luft. »Sie wartet dort auf Sie. Jetzt.«
    Bolitho ließ sich auf einen Stuhl fallen und blickte auf seine Hände nieder. »Weiß sie über das Duell Bescheid?«
    Allday strahlte: »O ja, Sir. Wir hörten schon einige Meilen vor Portsmouth davon. Mr. Roche muß eine Menge Feinde haben.«
    Bolitho wußte nicht, was er sagen sollte. Belinda wartete hier in Portsmouth, um ihn zu sehen. Als sie gehört hatte, daß er unversehrt war, hätte sie umdrehen und nach London zurückfahren können, ohne ihn zu sehen. Wenn es nur Mitgefühl gewesen wäre oder normale Höflichkeit, hätte sie ihm wahrscheinlich eine kurze Nachricht geschickt, nicht mehr.
    Er sagte: »Ich gehe an Land.«
    »Du meine Güte, Sir, nicht so, wie Sie sind!« Allday grinste über das ganze Gesicht. »Sie ziehen besser vorher eine Hose an.«
    Ozzard erschien auf Bolithos Ruf etwas zu schnell für jemanden, der sich angeblich außer Hörweite aufgehalten hatte. Aber Bolitho war zu durcheinander, zu besessen von der Angst vor einer möglichen Enttäuschung, daß er keine Notiz davon nahm.
    Allday marschierte in der Kajüte umher und gab Anweisungen.
    »Den besten Uniformrock! Holen Sie den Hut mit den schwarzen Tressen, nicht den goldbestickten!«
    Bolitho unterbrach seine Bemühungen, sich ordentlich anzuziehen.
    »Warum das?«
    Allday betrachtete ihn ruhig. »Frauen sollen auf den Mann achten, nicht auf die Uniform.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Ich muß mich immer wieder über Sie wundern, Allday.«
    Allday musterte ihn sorgsam. »So mag’s gehen, Sir. Wenn Sie mir jetzt erlauben, hole ich die Bootsgäste.« Er trat beiseite, als Herrick zurückkam.
    Herrick sagte: »Lyb hat alles mißverstanden, wie üblich.« Er erstarrte, als er Bolithos veränderte Erscheinung bemerkte. »Zum Teufel, Sir, Sie sehen ja richtig schick aus, wenn nur…« Er brach ab, und in seinen blauen Augen zeigte sich Verständnis. »Allday! Er hat mich weggelockt. Und ich weiß auch, warum!«
    Bolitho nahm seinen Hut von Ozzard entgegen. Wie von Allday angeordnet, war es der einfache mit der schwarzen Kokarde und der schlichten Randeinfassung.
    »Ich gehe jetzt zu ihr, Thomas.« Er sah Herrick forschend an.
    »Wahrscheinlich werde ich wieder einen Narren aus mir machen.« Herrick sagte: »Das glaube ich nicht.« Er folgte ihm durch den Tü rvorhang. »Ich hatte so eine Vorahnung. Und das, obwohl ich die Dame noch gar nicht kenne. Aber ich kenne Sie und weiß jetzt auch, was Allday vorhatte. Der Rest war leicht zu kombinieren.« Er packte Bolithos Hand. »Viel Glück, Sir.«
    Sie gingen hinaus auf das nasse Deck, Bolitho sehr vorsichtig, damit der Verband nicht verrutschte. Es schien ihm, als ob Loveys ihn vom Niedergang aus beobachtete und wahrscheinlich verfluchte, weil er seine Warnung nicht beachtete.
    An der Fallreepspforte, wo die Wache angetreten war, um ihn beim Vonbordgehen gebührend zu ehren, während die Admirals-Gig der
Benbow
ungeduldig in der auflaufenden Tide schaukelte, sagte Herrick ruhig: »Ich würde für Sie beten, wenn ich das könnte. Aber ich werde das Zweitbeste tun.«
    Sie standen etwas entfernt voneinander und Bolitho lüftete seinen Hut vorschriftsmäßig zum Achterdeck mit der Flagge. Als er nach unten griff, um sicherzustellen, daß ihm sein Säbel beim Hinunterklettern nicht zwischen die Beine geriet, bemerkte er, daß Allday ihm sein altes Familienschwert an den Gurt gehängt hatte. Wenn es auf ein wenig Glück ankam, sollte man dem wohl ruhig nachhelfen.
    Das Zimmer war sehr klein und lag im obersten Stockwe rk des alten Gasthofes. Als Bolitho vor der Tür anhielt, um nach dem eiligen Aufstieg über drei Treppen Atem zu holen, überlegte er, daß Browne wohl seinen ganzen Einfluß und einige

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