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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wechseln wollen, Sir, müssen wir jetzt aufbrechen.«
    Bolitho nickte. »Warten Sie auf mich.«
    Er konnte Allday nicht einfach so zurücklassen. Dafür waren sie schon zu lange Zeit miteinander marschiert. Er sagte: »Hör zu, mein Freund. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich sie wahrnehmen. Aber Adam wurde nur gekränkt, um durch ihn mich zu beleidigen. Wenn es nicht jetzt in England geschieht, dann woanders zu anderer Zeit. Das können wir nicht zulassen, oder?«
    »Es ist nicht fair, Sir. Ich sollte wenigstens bei Ihnen sein.«
    Bolitho berührte seinen Arm. »Das werden Sie immer sein.« Er ging hinaus in den Nieselregen, der zugenommen hatte, und kletterte in den Sattel.
    Browne warf ihm einen fragenden Blick zu. »Alles klar, Sir?«
    »Aye. Wie weit ist es?«
    Browne bemühte sich, seine Besorgnis zu verbergen. »Etwas über sechzig Meilen, Sir.«
    »Dann wollen wir uns auf den Weg machen.«
    Bolitho nickte dem Stallburschen zu, der darauf die Pferde freigab, und dachte an Alldays Worte: ›Kein Pistolenschütze‹. Aber welche Chance hätte Adam gegen einen versierten Killer gehabt?
    Der Gedanke schien ihm zusätzliche Kräfte zu verleihen, und er sagte bissig: »Wenn man ein feindliches Schiff bekämpft, weiß man wenigstens, woher die Schüsse kommen. Aber unter zivilisierten Menschen weiß man das nie so genau!«
    Als das Wachboot energisch durch das kabbelige Wasser des Hafens von Portsmouth ruderte, mußte Bolitho die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht vor Kälte klapperten. Der Ritt von London war wie ein Alptraum und scheinbar endlos gewesen. In kleinen Gasthöfen hatten sie gerade so lange gerastet, um ein heißes Getränk herunterzustürzen, während müde Stallburschen die erschöpften Pferde wegführten und neue für die nächste Wegstrecke sattelten.
    Weiter ging es dann auf gewundenen Straßen, beiderseits von Büschen gesäumt, wie von Gruppen geduckter Straßenräuber. Kalter Wind und stechender Regen hatten die Sinne wachgehalten.
    Jetzt war es fast Morgen, und in dem trüben Dämmerlicht sah Portsmouth unwirklich und wie ein Spukgebilde aus.
    Der Bootssteurer legte Ruder und lenkte das Boot auf ein Ankerlicht zu, von dem Bolitho wußte, daß es seinem Flaggschiff gehörte.
    Browne hatte während des anstrengenden Rittes sehr wenig gesagt und sich wortlos neben ihm auf den Hecksitz sinken lassen, als sei er zu müde zum Sprechen oder knoble an einem eigenen Plan herum.
    Der Bootsoffizier befahl: »Zeigt die Laterne!« Es war ein Leutnant mit schrecklich entstelltem Gesicht, wohl dem Andenken von einem Seegefecht.
    Der Bugmann drehte die Laterne auf und hielt sie über seinen Kopf. Bolitho stellte sich die schläfrigen Wachhabenden auf der
Benbow
vor, die Seesoldaten, die auf Vor- und Achterschiff Posten standen, und den Höllenlärm, der gleich ausbrechen würde, wenn sie erkannten, daß er zurückkam.
    Über das Wasser erscholl der uralte Anruf: »Boot ahoi?«
    Der Bootssteurer führte seine Hände als Sprachrohr an den Mund und genoß die Vorfreude auf das Chaos, das er gleich auslösen würde.
    »Flaggoffizier!
Benbow

    Bolitho sagte: »Ich hoffe zu Gott, daß Kapitän Herrick an Bord ist.« Er schämte sich gleich darauf, daß er daran gezweifelt hatte. Selbstverständlich war Herrick da.
    Wie ein steiler Berg erhob sich die Bordwand der
Benbow
über ihnen, und darüber, wie mit Tusche auf den trüben Himmel gezeichnet, ihre Masten und Rahen.
    »Riemen hoch!«
    Das Boot trieb die letzten Meter bis zur Kette der Großrüsten; als Bolitho sich von seinem Platz erheben wollte, schrie er vor Schmerzen fast auf.
    Browne flüsterte ihm eifrig zu: »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Sir.« Bolitho schaute zur Einlaßpforte hoch, wobei ihm der Schmerz den Blick zu vernebeln schien. Was hatte er anderes erwartet? Ein solcher Ritt reichte, um jede Wunde aufbrechen zu lassen. Doch die Überze ugung, daß Eile dringend erforderlich war, hatte ihn Browne etwas vorlügen lassen. Er hatte seit mehreren Jahren nicht im Sattel gesessen, jedenfalls nicht solch lange Strecke.
    Er sagte: »Nein, ich muß das schaffen.«
    Der Leutnant lüpfte seinen Hut, und die Ruderer saßen keuchend vor Erschöpfung auf ihren Duchten und sahen zu, wie Bolitho langsam das Fallreep der
Benbow
hochkletterte.
    Herrick war da, nur etwas zerzaust, als er eilends und voller Sorge nach vorn geeilt kam, um ihn zu empfangen.
    Bolitho sagte heiser: »Später, Thomas. Kommen Sie mit nach achtern!«
    Aufgeregte

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