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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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in der Kehle vergrabener Laut.
    »Fatima und Hind«, sagte sie. »Mutter und Tochter.« »Zwei Schönheiten.« Clare streckte den argwöhnischen Tieren die Hand hin. Sie beschnupperten sie, den Blick um Erlaubnis bittend auf ihre Herrin gerichtet.
    »Teuer, aber ergeben und loyal.« Merle Osman reichte Clare die Hand und drückte so fest zu, dass es schon fast wehtat.
    »Sie wollen sich die Zeremonie ansehen?«, fragte Clare.
    »Nein, nein. Wir wohnen in der Nähe.« Sie deutete in die Dunkelheit. »Ich habe gerade die Hunde ausgeführt, als ich sah, was hier los ist. Worum geht es dabei?«
    »Um den Film über die Sklaverei«, erklärte Clare, »von dem ich Ihnen erzählt habe. Aber die Sache am Gallows Hill hat mich irgendwie abgelenkt.«
    »Die arme Suzanne«, sagte Merle Osman. »Was für eine Tragödie. Sind darum so viele Menschen hier?«
    »Nein, das hier ist eine Gedenkfeier für die Toten. Eine Art Totenwache, könnte man sagen.«
    »Der Gesang ist sehr bewegend«, fand Merle Osman.
    Ein Solist trug ein Klagelied vor, und seine hohe, reine Stimme schwebte dramatisch durch die hereinbrechende Dunkelheit.
    »Ursprünglich wollte das Team aus der Slave Lodge eine Nachtwache am Gallows Hill organisieren«, sagte Clare. »Aber nach den Unruhen dort wollte die Polizei keine weitere Veranstaltung erlauben. Darum wurde beschlossen, die Feier stattdessen hier abzuhalten. Dies ist der Steinbruch, aus dem die Steine für das Kastell gewonnen wurden, also ist der Ort ganz passend, nehme ich an.«
    »Castle Street. Natürlich, die wurde bestimmt nach dem Kastell benannt.«
    »Ganz genau«, meinte Clare. »Fast wie bei Sisyphos, nur, dass hier die Steine bergab gerollt wurden, bevor man wieder hochklettern musste. Die Bauarbeiten dauerten siebzehn Jahre, darum gibt es auch keine Wälder mehr am Kap. Jeder einzelne Baum wurde gefällt, um die Feuer in den Kalkbrennereien in Gang zu halten.«
    »Bemerkenswert.« Merle Osman zog eine Braue hoch. »Ich bin schon sehr gespannt auf Ihren Film. Vielleicht können wir eine Vorführung in der Galerie organisieren, eventuell in Verbindung mit einer Aktion von Lilith?«
    »Ja, das wäre interessant«, sagte Clare.
    »Ich mache mir Sorgen um sie. Diese Ausstellung macht ihr so viel Arbeit, und so wie es aussieht, arbeitet sie schon wieder, diesmal an einem letzten Werk für die Finissage. Etwas in Richtung Body Art, wie ich gehört habe. Das arme Mädchen.«
    »Ich habe den Eindruck, dass Lilith nicht so leicht unterzukriegen ist. Allerdings hatte sie in den letzten Tagen viel zu verarbeiten.«
    »Es ist so traurig, dass sie sich nicht mehr erinnern kann, was in jener Nacht passiert ist«, bemerkte Merle Osman. »Ich habe sie mehrmals gefragt. Ich dachte, vielleicht hilft es ihr, wenn sie darüber spricht. Aber da war nichts zu wollen. Als hätte die Tatsache, dass ihre Mutter sie im Stich gelassen hat, alle Erinnerungen an diesen Abend ausgelöscht.«
    »Ich weiß nicht. Manches kommt vielleicht wieder«, wandte Clare ein. »In winzigen Bruchstücken. Der Versuch, sich zu erinnern, ist wie Archäologie, nehme ich an  – da wie dort muss man anhand einiger Überreste ein Bild der Vergangenheit zeichnen.«
    »Bestimmt könnten wir gemeinsam etwas Interessantes auf die Beine stellen. Wir sollten uns irgendwann darüber unterhalten. Aber jetzt muss ich die beiden Mädchen nach Hause bringen. Und dann ins Bett. Februar ist ein Höllenmonat.«
    Sie spazierte mit ihren Hunden den Hügel herunter. Clare sah ihr nach, bis die Bäume sie verschluckt hatten. Dann drehte sie sich um, der Vergangenheit den Rücken zu und wandte sich der vor ihr liegenden Aufgabe zu.
    »Noch eine Aufnahme«, sagte Pedro da Silva eine halbe Stunde später. »Von diesem letzten Lied. Ich brauche noch ein paar Nahaufnahmen.«
    Bei der klagenden Melodie stellten sich die Härchen an Clares Armen auf. Es waren Liebeslieder, die vor zweihundert Jahren von Sklaven gesungen und über Generationen hinweg weitergegeben worden waren. Die liedjes erzählten in einem untergegangenen Dialekt, einer Mischung aus Javanesisch und Holländisch, von Entwurzelung, Melancholie und unerfüllter Liebe. Die klagende Musik öffnete das Herz und erfüllte es mit Verlangen und Sehnsucht.
    »Das war’s.« Pedro schaltete die Kamera aus. »Der perfekte Soundtrack für die Story vom Gallows Hill.«
    »Ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren«, erklärte ihm Clare.
    »Ich habe den gleichen Anruf bekommen wie du, Clare«, sagte er.

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