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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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intim wie ein Kuss.
    Der metallische Blutgeruch erfüllte den Wagen. Der erste Tropfen kroch ihren Hals hinab, weg von dem Messer, das in ihre Haut biss. Clare sah in das Gesicht im Rückspiegel. Ein Fremder. Ohne Maske. Kein gutes Zeichen.
    »Fahren Sie los, Doc. Schön langsam.«
    Das Messer an ihrer Kehle löste sich ein bisschen.
    Weiter vorn das Blaulicht eines Streifenwagens.
    »Ich weiß, was Sie vorhaben. Schön langsam, bis sie weg sind.«
    Das Polizeiauto fuhr einen Block vor ihnen über eine rote Ampel.
    »Jetzt können wir los. Schalten Sie das Licht an, den Blinker, und immer langsam.«
    Clare gehorchte.
    Sie hielt an der roten Ampel. Das einzige Fahrzeug. Ihr Handy vibrierte. Lautlos gestellt, Gott sei Dank. Lilith. Oder Riedwaan. Ruf weiter an. Bitte. Finde mich. Lass mich nicht sterben.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Clare.
    »Fahren Sie einfach.« Er strich mit dem Messer über ihre Kehle. »Und keine Fragen stellen.«
    »Wohin fahren wir?« Clare versuchte, ruhig zu klingen, aber unter der Oberfläche lag kalte Angst. Die ihn lächeln ließ.
    »Wir fahren dahin, wo wir in Frieden arbeiten können. Was ich mache, braucht viel Zeit.« Er strich mit einem Handschuh ihren Arm entlang.
    Clares Magen krampfte sich zusammen.
    »Jetzt auf die N2.«
    Die Straßenlaternen zogen blitzend vorbei. Überall Radarkameras. Er drückte die Klinge fester gegen ihren Hals. Sie hielt sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung.
    Sie fuhren am Flughafen vorbei, dann an Old Crossroads mit seinem Flickwerk winziger Farmen.
    »Die nächste Abfahrt runter«, befahl der Mann, den Blick auf den Streifenwagen gerichtet, der auf dem Seitenstreifen entlangrollte. »Langsam. Niemand darf uns sehen. Dort in der Dunkelheit werden wir uns unterhalten.«
    »Worüber?« Clare bog links ab. Ein Meer von Hütten brandete gegen die Straße. Eine Eckkneipe war mit bunten Lichtern bekränzt.
    »Über den Gallows Hill.« Eine Hand glitt über ihre Schulter in ihre Bluse. Sie huschte über ihre Brust. »Und anderes.«
    Vor ihnen lag nur noch Port Jackson, das dunkle, undurchdringliche Dickicht, in dem die Leichen oft monatelang lagen, bevor Kinder, die Holz sammelten, darüber stolperten. Ihr Körper in diesem freudlosen Unterholz.
    »Wer hat Sie geschickt?«
    Ein vorbeifahrendes Taxi hatte eine Fehlzündung. Ihr Geiselnehmer hob erschrocken die Klinge von ihrem Hals. Clare schaltete von Flucht auf Kampf um. Sie riss das Steuer herum und gewann damit jenen Sekundenbruchteil, den sie brauchte, um die Tür aufzudrücken und sich aus dem Auto fallen zu lassen. Sie rollte die Böschung hinab  – Sterne, Feuer, ein Bruchstück des orangeroten Mondes, alles wirbelte um sie herum.
    Ein Fels.
    Ein Splittern.
    Stille.
    Eine aufheulende Frau.
    Sirenen.
    Zusammengerollt lag Clare auf einem sandigen, müllübersäten Fleck auf den Flats.

34
    Riedwaan fuhr die Straße zurück, auf der er wenige Stunden zuvor im strömenden Regen mit Du Randt gesprochen hatte. Jetzt war alles dunkel. Und verlassen. Es machte ihn nervös, hier im Busch von allem abgeschnitten zu sein. Ihm war eine andere Art von Dschungel lieber  – Beton, Abwasserkanäle, Kabeltunnel.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag breitete Riedwaan die Karte aus und legte die Koordinaten darüber, unter denen Rita Mkhizes Handy geortet worden war. Ein Mast auf einer felsigen Anhöhe, in der Nähe ein Dreieck von Farmen  – mit Jakkalseinde am Scheitelpunkt. Der letzte Ort, an dem Rita Mkhize sich laut dem GPS-System ihres Handys aufgehalten hatte. Sie war dort hinaufgefahren und geblieben. Oder wenigstens ihr Handy. Drei Stunden später war sie gestorben. Riedwaan beugte sich abermals über die Karte. Du Randts Farm lag in der Nähe. Man kam über eine andere Straße dorthin, aber in Vogelfluglinie lagen die Farmen nicht weit entfernt.
    Riedwaan ließ den Wagen an und nahm die Straße, die sich auf die zerklüfteten Hügel am Horizont zuschlängelte. Nirgendwo war ein Licht zu sehen. Er lauschte dem Regen, der aufs Autodach trommelte. Wenn der Regen ihm nur verraten könnte, was Rita Mkhizes Mörder von ihr gewollt hatten. Falls Riedwaan es zuerst fand, konnte er sie womöglich rächen. Falls nicht, würde er teuer dafür bezahlen.
    Als Riedwaan am Tor hielt, hatte sich der Regen vorübergehend abgeschwächt, ohne dass die Wolkendecke aufgerissen wäre. Er stellte den Wagen abseits der Straße in einem Akaziendickicht ab. Ein Ziegenmelker rief. Riedwaan öffnete das Tor, unter seiner Jacke

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