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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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nicht einmal die war laut genug, um das Bremsen des Autos auf dem nassen Kies zu übertönen. Riedwaan sprang zum Fenster und schielte durch den Vorhang. Ein schwarzer BMW stand auf dem Parkplatz vor dem Motel. Zwei Männer stiegen aus, auf der Rückbank sah er einen Pitbull hüpfen. Mit Halsband und ohne Maulkorb. Waleed Williams. Der, seine Schläger im Kielwasser, auf die Rezeption zuging, als gehöre ihm das Motel.
    Die Tür zu Riedwaans Hütte lag genau im Blickfeld des Parkplatzes am Ende des Weges. Er sammelte seine Karten ein und zog sich ins Bad zurück. Das Fenster, mit grünem Schimmel überzogen, war zugerostet. Er rammte das Taschenmesser zwischen Rahmen und Fenster und stocherte mit der Klinge herum. Er spürte, wie der Rahmen nachgab. Das Fenster war nur klein, aber nachdem er seine ganze Kindheit damit zugebracht hatte, an Orte zu gelangen, an denen er nichts zu suchen hatte, hatte er gelernt, seine Schultern durch die schmalste Öffnung zu zwängen.
    Er schloss das Fenster hinter sich und sprintete zu den Bäumen. Gerade als Williams wieder aus dem Empfangsbüro trat, hatte er es geschafft. Wenig später hörte er die zwei Schüsse, mit denen Williams am liebsten eine verriegelte Tür öffnete. Seine Paranoia hatte sich ausgezahlt. Riedwaans Auto stand einen halben Kilometer weiter unten an der Farmstraße. Er orientierte sich kurz und rannte los.
    Blitze im Osten. Donnergrollen in der Ferne. Der Regen und die Dunkelheit würden ihn bremsen, aber er hoffte, dass sie seine Verfolger noch stärker bremsten. Riedwaan fuhr die Farmstraße entlang. Auf der Karte, die er vorhin studiert hatte, mündete sie zehn Kilometer weiter östlich in die Teerstraße. Falls er auf eine Farmpatrouille stieß, war er so gut wie tot. Die Farmer waren hier so nervös, dass sie Warnschüsse auf Brusthöhe abfeuerten und erst Fragen stellten, wenn ihr Gegenüber am Boden lag.
    Trotzdem erschien ihm das noch besser, als auf Williams und seine Leute zu treffen.
    Weiter vorne sah er ein Tor. DasViehgitter und eine Schotterstraße. Ein paar Hundert Meter entfernt standen ein paar Eukalyptusbäume und ein verzinktes Wasserbecken. Riedwaan fuhr ohne Licht. Er war es Rita schuldig, das zu Ende zu bringen, was sie begonnen hatte.

33
    Als Clare am Steinbruch eintraf, war Pedro da Silva schon bei der Arbeit. Der Lion’s Head zeichnete sich gegen den dunkler werdenden Himmel ab, und unter ihnen, am Signal Hill, lagen die grasbewachsenen Hänge braun im Abendlicht. Die Crew war damit beschäftigt, die Ausrüstung auszupacken, die Kabel zu verlegen, alles aufzustellen. Das Brummen des Generators hallte von den Granitwänden wider. Pedro war in seinem Element, kontrollierte alles, dirigierte die Beleuchter, einen Fotografen und ein paar Helfer.
    »Sieh an, die Regisseurin«, begrüßte er Clare. »Du hast dich also doch noch entschlossen, hier aufzutauchen.«
    »So wie es aussieht, weiß sowieso jeder, was er zu tun hat«, entgegnete Clare. »Und du drehst so was praktisch im Schlaf. Jedenfalls möchte ich auch eine Aufnahme aus der Vogelperspektive, ich werde mich mal umsehen.«
    Clare stieg an der einen Seite des Steinbruchs hoch, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie duckte sich unter einem Stacheldraht durch und tastete sich an die Hangkante vor, die Hand um ein Grasbüschel gekrallt, um nicht abzurutschen. Sie hob einen schwarzen Stein zu ihren Füßen auf und spürte, wie er in ihrer Hand warm wurde.Tief unter ihr fielen die Wände des Steinbruchs in einen Teich ab. Sie sah die Sänger auf dem Rasen stehen, die Gruppe, die sich hier eingefunden hatte, um der Toten von Gallows Hill zu gedenken. Alle trugen weiße Gewänder. Pedro kauerte neben dem Wasser und filmte ihr Spiegelbild. Der Wind hatte sich gelegt, und die Stimmen trieben durch die stille Nacht.
    Es wäre auf jeden Fall eine sehenswerte Aufnahme. Sie krabbelte zurück auf den Weg, der um den Steinbruch führte, und machte sich auf den Rückweg. Im selben Moment spürte Clare eine Bewegung in ihrem Rücken. Sie drehte sich zu schnell um und wäre fast hingefallen.
    »Hallo. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Zu ihrer Überraschung sah Clare Merle Osman auf dem Weg stehen. Ihr Kleid hatte exakt den gleichen Farbton wie das Fell der beiden afghanischen Windhunde zu ihren Füßen. Ihre Hand spielte in der Mähne des kleineren Hundes, der seinen schlanken Leib an sie schmiegte und mit dem Schwanz auf den Boden klopfte. Der größere Hund knurrte Clare an, ein tief

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