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Galgenberg: Thriller (German Edition)

Galgenberg: Thriller (German Edition)

Titel: Galgenberg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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anständiges Mädchen.«
    Riedwaan widersprach ihr nicht.
    »Nicht wie die anderen Mädchen, die hier nach einem Sugardaddy suchen.«
    »Die Polizisten waren hier?«, fragte Riedwaan.
    »Die waren da.« Sie hustete, ein tuberkulöses Rasseln.
    »Haben sie nach ihr gefragt?«, wollte Riedwaan wissen, als der Anfall abgeebbt war.
    »Ich bin eine alte Frau«, sagte sie. »Warum sollte die Polizei mit mir reden?«
    Die Tür ging auf, und ein paar Mädchen und laute Trucker drängten heraus.
    »Sie sind nicht von hier«, stellte die Frau fest.
    »Nein. Ich bin aus Kapstadt.«
    Sie sah ihn von der Seite an. »Polizei?«
    »Sieht man mir das so sehr an?«
    Sie lächelte. »Sonst kommt niemand aus Kapstadt hierher.«
    Riedwaan ließ Ritas Foto wieder in die Tasche gleiten.
    »Noch jemand hat nach ihr gefragt«, sagte sie.
    »Erzählen Sie«, bat Riedwaan.
    »Sie kamen hier rein. Sie haben nach ihr gefragt. Aber da war sie schon weg. Später musste ich ins Lager, Bier holen. Da war jemand in ihrem Zimmer. Ich habe gesehen, wie er rauskam.«
    »Haben Sie erkennen können, wer es war?«, fragte Riedwaan.
    Sie schüttelte den Kopf. In der Küche läutete eine Glocke. Sie knipste die Zigarettenglut ab und steckte den Stummel für später ein. »Er hatte einen Hund dabei.«
     
    Riedwaan folgte den schlammbespritzten Schildern zum Empfang. Dort war niemand, doch das Gästebuch lag praktischerweise aufgeschlagen auf der Theke. Er drehte es zu sich her und blätterte zurück. Ritas vertrautes Gekrakel.
    Name, Ankunftstag, Ausweisnummer. Sie hatte Hütte Nummer vier gemietet. Und nicht ausgecheckt.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Gemessen an ihrer Leibesfülle bewegte sich die Frau verblüffend leise.
    Riedwaan drehte das Gästebuch wieder zu ihr hin.
    »Hütte vier«, sagte Riedwaan. »Ist die frei?«
    »Die sind alle frei, gegen Vorauszahlung. Es ist die letzte, hinten bei den Kameldornbäumen.« Sie schob ihm einen Schlüssel zu.
    Riedwaan rumpelte über einen Weg, der an einem Zaun entlangführte. Auf der anderen Seite verlief eine ungeteerte Farmstraße. In einem Landstrich voller Fremder konnte man ganz leicht paranoid werden, trotzdem war es besser, wenn möglichst wenige Menschen wussten, dass er hier war. Darum fuhr er durch das offene Gatter auf die Farm hinüber, an ein paar Bäumen vorbei und parkte den Wagen außer Sichtweite. Dann kehrte er zu Fuß zu seiner Hütte zurück.
    Der Raum war spartanisch eingerichtet und nicht allzu sauber. Er schaltete das Licht an, und prompt begann es, verbrannt zu riechen. Im Lampenschirm lagen zwei tote Motten.
    Er kippte den Inhalt eines Nescafé-Beutels in die Tasse und wartete darauf, dass das Wasser im Kocher zu brodeln anfing. Währenddessen sah er in allen Schränken, unter der Matratze und unter dem Teppich nach, der sich im Bad an den Ecken einrollte.
    Nichts.
    Er hatte auch nichts erwartet. Der Raum war durchsucht worden, nachdem sie Rita umgebracht hatten. Hier konnte man nirgendwo etwas verstecken. Vielleicht in den Bibeln. In der Schublade eines Nachttisches lagen gleich zwei davon. Riedwaan blätterte beide durch. Die erste Bibel war leer. In der zweiten lag ein Zettel. Riedwaan fing ihn auf, als er auf den Boden flattern wollte. Eine Kritzelei, wie sie Ritas Schreibtisch übersäten. Diese hier, ihre letzte, zeigte einen Kreis, säuberlich unterteilt wie eine aufgeschnittene Orange. Oder wie die Flügel eines Ventilators. Oder wie eine Torte. Weiß der Geier. Er faltete den Zettel sorgfältig zusammen und steckte ihn ein.
    Die hatten ihn übersehen. Was hatten sie sonst noch übersehen ? Warum hatte Rita sie liegen lassen? Was wollte sie ihm damit sagen? Fokkol , schimpfte er tonlos. Tote sprachen nicht. Andernfalls wäre er arbeitslos.
    Riedwaan ließ sich aufs Bett sinken und sah zur Decke hoch. Der Raum war stickig nach dem Wolkenbruch, darum schaltete er den Deckenventilator ein. Die Rotorblätter drehten sich langsam in der schwülen, abgestandenen Luft. Der Motor schleifte an der Decke und verlangsamte die Drehung. Riedwaan starrte an die fleckige Decke. Das dumpfe Schaben des Metalls irritierte ihn, darum schaltete er den Ventilator wieder aus.
    Was war ihm entgangen? Die Schachtel mit ihren Wertsachen. Verblüffenderweise war ihr Geld noch da gewesen. Ritas Handy auch  – das war ebenfalls ungewöhnlich.Also, wo war ihr iPod? Mit Sicherheit hatte sie Musik gehört, während sie im Auto gesessen hatte.
    Die Zikaden hatten zwar ihre Kakofonie angestimmt, aber

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