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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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empor. Erneut blieb ich stehen, um zu lauschen. Doch ich konnte nur das ferne Knistern des ausbrennenden Feuers hören.
    Ich beschloss, zunächst das Erdgeschoss und danach die erste Etage zu durchsuchen. Dann bemerkte ich, dass die Stufen nicht nur nach oben, sondern auch nach unten führten. Es waren fünf oder sechs an der Zahl, die an einem offenen Durchgang zum Keller endeten, aus dem schwaches Licht drang. Ich schlich vorsichtig hinunter. War das eine Falle? Wartete Gerrit Slattery dort mit gezückter Waffe auf mich? Oder hielt er sich oben versteckt, um mir gleich die Tür vor der Nase zuzuknallen und mich einzusperren?
    Ich spähte in den Kellerraum, der rund 20 Quadratmeter zu messen schien. Eine schmutzige Matratze auf dem Fußboden, neben der einige Stricke lagen, dokumentierte auf denkbar makabre Weise, dass hier ein Slattery hauste. Plötzlich wurde mir klar, was hier gerade passierte. Ich sprang die Stufen hinauf, kehrte in den Flur zurück, warf mich mit der Schulter gegen die verschlossene Tür. Die Seitentür nach draußen stand offen. Im flackernden Schein der letzten Feuerglut konnte ich die Masten der Jacht ausmachen: Jetzt flatterte ein Stagsegel am Hauptmast und auch das Besansegel war fast aufgezogen und blähte sich bereits im Wind. Sie hatte mit dem Bug bereits den Landesteg hinter sich gelassen. Dank des beständigen Nordwinds würde sie schon bald Fahrt aufnehmen und in der Nacht verschwinden.
    Wie ein Irrer raste ich zum Steg hinüber, aber Slattery hatte inzwischen den Anker gelichtet und das Besansegel komplett aufgezogen. Die Lorne entfernte sich zunehmend weiter vom Ufer. Gerrit Slattery wandte mir das Gesicht zu und grinste boshaft, die linke Hand an die Ruderpinne gelegt. In der Rechten hielt er eine Pistole, aber sie war nicht auf mich gerichtet.
    Ich hob mein Gewehr, um dem Mistkerl den Kopf wegzublasen, doch dann rief er: »Wenn du schießt, ist sie tot, Brodie!«
    Als ich weiter nach vorn trat, sah ich, auf wen er mit der Waffe zielte. Im engen Cockpit lag zu seinen Füßen eine gekrümmte Gestalt: Sam.

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    Er hatte Sam an Händen und Füßen gefesselt und geknebelt. Aufgrund der beengten Verhältnisse hatte sie die Beine bis zur Brust angezogen und lag wehrlos auf dem Rücken. Sie wirkte angeschlagen, aber immerhin war sie bei Bewusstsein und hatte die Augen geöffnet. Als die Jacht Fahrt aufnahm, rollte ihr Kopf hin und her. Ich nahm das Gewehr herunter.
    »Gut so, Brodie, du wirst jetzt brav nach meiner Pfeife tanzen. Wenn du mich verfolgst, krepiert sie nämlich.«
    »Du kannst dich nirgendwo verstecken, Slattery«, brüllte ich. »Ich hab auch den lieben Dermot aufgestöbert, und jetzt schmort er in der Hölle!«
    »Du bist ein gottverdammter Lügner, Brodie! Niemand nimmt’s mit Dermot Slattery auf!«
    »Na ja, jetzt nehmen’s die Würmer mit ihm auf, Gerrit! Die Würmer auf der Planner Farm.«
    Schlagartig veränderte sich seine Miene. Als ich sah, dass er die Waffe in meine Richtung schwenkte, tauchte ich ab, während er, außer sich vor Wut, einmal, zweimal auf mich schoss. Ich schaffte es zwar, aus der geduckten Position heraus mein Gewehr abzufeuern, verfehlte ihn jedoch deutlich. Nachdem er die Ruderpinne herumgeworfen hatte, legte sich die Jacht elegant in die Kurve und verschwand schnell in der Dunkelheit. Offenbar nahm er erst Kurs nach Westen, an der kleinen Insel Pladda mit ihrem Leuchtturm vorbei, um danach den Weg nach Südosten, Richtung Irland, einzuschlagen.
    Ich schaute ihm nach, bis ich mir ganz sicher war, dass er mich nicht mehr sehen konnte, dann rannte ich über den Anleger und ließ mich in mein Boot fallen. Krachend schlug ich auf dem Boden auf und wäre beinahe gekentert. Ich brachte den Kahn wieder ins Gleichgewicht, verstaute das Gewehr, ließ den Motor an und brauste mit Vollgas aufs Meer hinaus. Slattery würde Sam auf jeden Fall umbringen, ob ich sie zu holen versuchte oder nicht. Wenn er’s nicht längst schon erledigt hatte. Er würde sie einfach wie überflüssigen Ballast über Bord schmeißen. Ich fragte mich, wie bald er probieren würde, das Hauptsegel aufzuziehen. Schaffte er das allein überhaupt? Wenn alle Segel aufgezogen waren, würde er mir endgültig entwischen.
    Ich suchte nach dem Punkt, an dem ich die Jacht zuletzt gesehen hatte – westlich von dem sporadisch aufblinkenden Leuchtturm der Insel Pladda –, konnte ihn aber lange Zeit nicht ausmachen. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich über die Wellenkämme. Da

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