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Galgeninsel

Galgeninsel

Titel: Galgeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Verpflichtungen hatte. Und da ist ihm Herr Kandras entgegengekommen.«
    Oh je, dachte Schielin. Kandras ist ihm entgegen gekommen. Das kann man wohl nur wörtlich nehmen. Hoffentlich nicht als Laster. Er fragte: »Wo sollte diese Premium-Klit … dieses Resort denn entstehen?«
    »In Wasserburg.«
    »Und wer war an diesem Projekt alles beteiligt?«
    »Mondringer, Kandras, unsere Bank und eine österreichische Bank … aus Bregenz … Raiffeisen.«
    »Und was ist nun mit dem Laster?«
    »Na ja. Der Mondringer ist doch in den Laster gefahren … auf der B31 bei Friedrichshafen irgendwo. Er ist tot.«
    Schielin schwenkte um und fragte überraschend: »Und Sie haben ihn auch nicht vermisst, als er sich seit jenem Dienstag nicht mehr gemeldet hat?«
    Die Frage verstimmte sie. »Ich hatte mir ab Donnerstag frei genommen. Und Herr Kandras hat nicht jeden Tag mit mir telefoniert. Er hat seine Termine selbst organisiert und etwas Wichtiges ist auch nicht reingekommen, dass ich ihn hätte verständigen müssen.«
    »Und in welcher Beziehung standen Sie zu Raimund … Kandras?«
    Die Putzfrau unterbrach wieder ihr Kauen und lauschte.
    »Ich war seine Sekretärin«, lautete die beleidigte Antwort.
    Schielin nickte und sah zur Putzfrau. Er verzichtete darauf ihr die gleiche Frage zu stellen
     
    Im Büro packte er einige Akten ein. Die letzten Steuererklärungen und Korrespondenz. Die Sekretärin scherte sich nicht darum, was er mitnahm und sonst schien sich auch niemand für die Nachlassenschaft von Kandras zu interessieren. Als er fertig war, nahm er die Wohnungsschlüssel in Verwahrung und schickte die beiden nach Hause. Gerade als er zur Dienststelle zurückfahren wollte, kam der Post-Seppi, der auch für Schielin zuständig war, mit dem Rad vorbei. Schielin stoppte ihn und fragte, ohne zu erklären worum es eigentlich ging, nach Kandras. Seppi war noch relativ nüchtern für die Tages- und Jahreszeit. Es konnte auch daran liegen, dass die Weinstube Reutin für ein paar Tage geschlossen hatte. Schielin erhielt nachvollziehbare Antworten. Es gab keinen Nachsendeantrag, es waren keine auffälligen Sendungen eingegangen, nicht mehr und nicht weniger Post in der letzten Zeit. Von Seiten der Deutschen Post war also alles in bester Ordnung.
    Die Akten deponierte Schielin in einer Kiste. Funk würde sie durchsehen müssen. Schielin musste aber einen günstigen Augenblick abwarten, ihm das beizubringen. Lydia Naber wartete schon ungeduldig darauf, endlich mit ihm reden zu können, was sich durch ihre unaufdringliche Ausgeglichenheit und die bedachten Bewegungen ausdrückte. Er kannte diese verborgene Aufgeregtheit und tat ihr den Gefallen. »Du hast doch was, oder? Leg schon los.«
    Ihr Kopf bewegte sich langsam nickend auf und ab. »Und was gar nicht so Schlechtes. Ich will dafür gelobt werden.«
    »Lass erst mal hören.«
    »Ich habe mich über diese Bank hergemacht und was mich besonders interessiert hat, war – wem gehört eigentlich so eine Bank?«
    »Interessiert mich auch. Wie gründen wir also eine Bank?«
    Lydia Naber ging nicht darauf ein. »Hör zu. Kehrenbroich ist zwar Direktor, aber ihm gehört die Bank nicht. Und die besondere Feinheit ist – es handelt sich bei Faynbach & Partner um keine Bank, sondern um eine Liechtensteiner Vermögensverwaltungs-AG. Das ist ein großer Unterschied. Faynbach & Partner unterhält hier in Lindau nur eine Dependance, hat also keine Struktur aufgebaut, die der einer Bank entspricht. Das ist wichtig, denn ansonsten würde sie nicht unter die Ausnahme von Paragraf zweiunddreißig Kreditwirtschaftsgesetz fallen.«
    Schielin schaute sie fragend an. »Hast du einen Crashkurs bei Funk gehabt, oder was?«
    Lydia Naber verzog den Mund und fuhr fort.
    »Das ganze funktioniert so. Bei der BKG handelt es sich um eine Liechtensteiner AG, die im Besitz einer Finanzdienstleistungslizenz ist. Die BKG ist sozusagen die Muttergesellschaft und hat beherrschenden und geschäftsführenden Einfluss auf eine deutsche GmbH – Faynbach & Partner. Die BKG hält hat an Faynbach & Partner achtzig Prozent Gesellschaftsanteile und hat somit die geschäftsführende Kontrolle. Kehrenbroich hält übrigens zwanzig Prozent.
    »So so, hält er«, warf Schielin ein.
    »Um es vorweg zu nehmen. Die BKG ist eine ordentliche Liechtensteiner Gesellschaft, also keine Scheinfirma. Die haben in Liechtenstein richtige Büros, eine Geschäftsführerin und so. Also nicht nur ein Briefkasten.«
    »Das hätte ich jetzt eigentlich

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