Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
richtete seine nächste Frage an die anderen Kollegen: »Habt ihr etwas in den Unterlagen, die wir vom Schulleiter bekommen haben, über eine Mirna herausgefunden? Oder sonst etwas, was für uns interessant sein könnte?«
    »Eine Mirna haben wir nicht – wir sind aber noch nicht ganz durch. Dafür haben wir für jedes Schuljahr entsprechende Schülervertreter und Schülervertreterinnen. Vielleicht wissen die etwas über Schüler, die vorzeitig die Schule verlassen haben.«
    »Die Idee ist gut«, stimmte Schnur zu. »Diese Mirna wird immer interessanter. Sollte sie von der Schule geflogen sein, hat sie den Lehrer, den sie dafür verantwortlich hielt, bestimmt gehasst.«
    »Wie soll eine zierliche Person wie Mirna einen lebenden Mann aufhängen?«, fragte Erik zweifelnd.
    »Sie hatte bestimmt Hilfe. So wie diese Frau aussieht, liegen ihr die Männer zu Füßen.«
    Erik spürte schon wieder Hitze in sein Gesicht steigen. Hoffentlich schaute ihn keiner an.
    »Es gilt zu überprüfen, in welchem Verhältnis der Deutschlehrer zu seinen Kollegen stand«, begann Schnur seine Anweisungen aufzuzählen. Einige Kollegen meldeten sich bereit. Dann wandte er sich an Esther und Anton: »Ihr beide werdet euch mit diesen Schülervertretern unterhalten. Erik und Andrea, ihr befragt die Geschichtslehrerin Mathilde Graufuchs. Ich werde von Bertram Andernachs Wohnung weiter zur Schule fahren und mir den Mathelehrer vorknöpfen. Der wirkte gestern nicht ganz nüchtern auf mich. Ich will sehen, in welcher Verfassung Günter Laug heute ist.«
    »Und wen nimmst du mit?« Die Frage konnte sich Esther nicht verkneifen.
    »Ich gehe allein – ich schaffe das schon, bin schon erwachsen«, kam als Antwort. Auf das Gemurmel fügte er an: »Aber das ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Ihr werdet im Team arbeiten, ist das klar?« Dabei warf er einen Blick auf Erik.
    Der stürmte hastig aus dem Sitzungssaal.
    Andrea hatte Mühe, ihm bei dem Tempo zu folgen. Erst als er in seinem Büro ankam, warf sie die Tür hinter ihm zu und meinte: »Dieses Mal werden wir zusammenarbeiten, wie der Chef es uns aufgetragen hat.«
    Erschrocken schaute Erik zurück. Er hatte Andrea nicht bemerkt.
    »Gestern war mein erster Tag nach einer langen Dienstpause«, sprach Andrea weiter. »Da verzeihe ich dir, dass du dich einfach allein auf den Weg gemacht hast.«
    Erik setzte an, etwas zu entgegnen, doch Andrea war noch nicht fertig: »Keine Sorge! Ich habe hier niemandem etwas gesagt. Ich gehe davon aus, dass wir solche Probleme unter uns lösen können.«
    Erleichtert atmete Erik aus. »Ich war nur bei einem ehemaligen Kollegen. Ein Besuch, der längst fällig war.«
    »Ich erwarte keine Rechtfertigung. Nur Loyalität.«
    Erik griff nach dem Autoschlüssel des Dienstwagens und verließ in Begleitung der neuen Kollegin das Gebäude.

Kapitel 18
    Der Schulbetrieb ging weiter. Sämtliche Zimmer waren belegt. Von außen konnten Esther und Anton die Lehrer sprechen hören.
    »Mann, bin ich froh, dass ich diese Zeit hinter mir habe«, stöhnte Anton.
    Esther beobachtete ihn und grinste. Seine grazilen Bewegungen, die er immer machte, wenn er sich aufregte, gefielen ihr. Anton war ein echter Kumpel. Einen besseren Kollegen konnte sie sich nicht vorstellen. Bei ihm gab es keine falschen Hoffnungen, keine Konkurrenz – nur Freundschaft. Echte Freundschaft.
    Sie tippte ihm an die Schulter, damit er sich umdrehte.
    Ein großer, kräftiger Lehrer mit pechschwarzen Haaren und Vollbart trat mit einer Miene auf die beiden zu, die sie Schlimmes ahnen ließen.
    »Wer sind Sie? Warum spionieren Sie in meiner Schule?«, fragte er mit donnernder Stimme.
    Die beiden Polizeibeamten zückten ihre Ausweise, bevor Esther antwortete: »Wir ermitteln im Mordfall Bertram Andernach.«
    »Das ist natürlich etwas anderes. Aber Sie müssen verstehen …« Er atmete tief durch. »Dieser Tragödie macht uns alle nervös.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Dr. Otto Bellhaus, der stellvertretende Schulleiter. Dr. Franzen hat sich heute Morgen krankgemeldet.«
    Sie folgten dem Riesen in einen Raum im ersten Stock, den er als Lehrerzimmer bezeichnete.
    »Hier können Sie mit den Lehrern sprechen. Ich werde jeden anweisen, dass dieser Raum der Polizei zur Verfügung steht«, erklärte der Mann und eilte davon.
    So schnell, wie er gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
    »Das ist doch mal ein Anfang«, stellte Anton zufrieden fest. »Jetzt werden wir die Schülervertreter einzeln

Weitere Kostenlose Bücher