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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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seine Fehlleistungen in Köln in seinem Gedächtnis. Seine Versetzung nach Saarbrücken war nicht nur freiwillig erfolgt, um Abstand zu seiner Familientragödie zu gewinnen. Nein, er hatte es sich selbst verscherzt, war kopflos in jedes Fettnäpfchen hineingestolpert. Sein Arbeitgeber hatte ihm eine zweite Chance gegeben, indem er Erik die Versetzung an einen anderen Ort anbot. Diese Chance wollte er sich nicht verscherzen. Das war eine aufregende Nacht mit einer verführerischen Frau nicht wert. Auch wenn es ihm schwerfiel, sich selbst von diesem vernünftigen Gedanken zu überzeugen.
    »Dann gehen wir in Yanniks Wohnung. Yannik ist nicht zu Hause.«
    »Hast du einen Schlüssel zu seiner Wohnung?«, fragte Erik erstaunt.
    »Klar! Yannik ist ganz verrückt nach mir. Bei ihm muss ich nicht lange betteln, dass er mich rein lässt.«
    »Der Glückliche«, entfuhr es Erik.
    Mirna schaute tief in Eriks bernsteinbraune Augen, so tief, dass Erik sich durchleuchtet fühlte. Er wand sich unter ihrem Blick. Zum Glück sprach sie weiter, womit sie diesen Zauber unbewusst beendete: »Weißt du, Yannik ist für mich nur ein Mittel zum Zweck. Durch ihn kann ich auf der Uni Vorlesungen besuchen, ohne immatrikuliert zu sein.«
    »Wenn das alles ist.« Erik stieß die angehaltene Luft aus.
    »Mein Interesse an Germanistik hat seine Gründe«, tat sie geheimnisvoll.
    Erik hoffte, ihr Interesse galt dem Germanistikprofessor und nicht ihm. Nervös fuhr er sich durch seine blonden Haare. Diese Bewegung ließ Mirna laut auflachen. Blitzschnell ging sie auf ihn zu und strich mit beiden Händen über seinen Kopf. »Du hast dich ganz struppig gemacht«, erklärte sie immer noch kichernd. »Lass mich das machen. Dann siehst du erst richtig wild aus.«
    Erik hielt ihre beiden Handgelenke umklammert. Ihre Haut fühlte sich warm und weich an, ihre filigranen Gelenke verschwanden unter seinen großen Händen. So schnell, wie er zugepackt hatte, so schnell ließ er sie auch wieder los.
    »Dann gib mir wenigstens deinen Personalausweis«, bat er inzwischen weniger entschlossen. »Ich brauche deine Angaben für den Polizeibericht.«
    »Wirst du alles aufschreiben, was du mit mir anstellst?«
    Eriks Gesicht glühte. Er musste zusehen, dass er so schnell wie möglich in seiner kleinen Wohnung verschwand.
    »Deinen Ausweis bitte!«
    »Nimm ihn dir!« Mirna hielt ihm ihre rechte Po-Backe hin.
    Erst jetzt sah Erik, dass das Höschen darunter ein String war.
    »Er ist in meiner linken Po-Tasche«, fügte Mirna überflüssigerweise noch an.
    Erik wandte seinen Blick von ihr ab und sagte in einem besonders schroffen Tonfall: »Hör auf mit den Spielchen! Damit erreichst du nichts.«
    Mirna zog eine beleidigte Schnute und verschwand plötzlich ohne ein weiteres Wort in der Nachbarwohnung.

Kapitel 16
    »Wissen Sie, warum die Teufelsburg diesen Namen bekommen hat?« Mit dieser Frage kam Fred Recktenwald an diesem Morgen endlich an den Teil seines Vortrags, der auch den letzten müden Gast aufweckte.
    »Nein!« »Ach!« »Gibt es eine Erklärung für den Namen?«
    Das Interesse war geweckt.
    Zufrieden begann Fred zu zitieren:
    »Boten hatten auf schnaubenden Rossen,
    dem Herrn von Felsberg die Nachricht gebracht:
    Es hat der Herr von Siersburg beschlossen,
    noch eh zu End dieselbige Nacht,
    will er sich mit Euch, sollt’s Euch nicht bangen,
    messen im Zwiekampf vor Wallerfangen,
    und so entscheiden den hässlichen Streit,
    durch den eine Frau euch Brüder entzweit,
    wer im Ritterturnier den andren bezwingt,
    Alice von Forbach als Eheweib erringt.«
    Die Gruppe an diesem Morgen bestand nur aus älteren Damen. Sie waren leicht zu begeistern von Freds Vortrag, was ihn dazu anspornte, weiter vorzutragen:
    »Es riefen die Boten, spornten die Rosse
    Und jagten wieder hinaus aus dem Schlosse.
    Hinterher grollte des Ritters Fluch:
    Vermeldet Graf Siersburg des Felsbergers Kunde,
    ich sein Bruder ruf den Teufel zum Bunde.
    Webt eurem Herrn schon das Leichentuch.«
    Die alten Damen jubelten und klatschten in die Hände.
    Diese Führung wurde für Fred ein Leichtes. Das erleichterte ihn, denn seine Gedanken schweiften an diesem Tag ständig ab. Immer wieder dachte er an Bertram Andernach. In der Zeitung stand immer noch nichts darüber, wie weit die Ermittlungen der Polizei schon waren. Das ärgerte ihn. Diese unnötige Geheimhaltung. Sie schürte seine Nervosität.
    Wie konnte er an Informationen über den Stand der Polizeiermittlungen kommen?
    Die Frage lenkte ihn

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