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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Lehrer oder die Schüler?«
    »Pah! Die Lehrer bestimmt nicht.«
    »Sind alle Lehrer so wie Bertram Andernach?«
    Eine Weile überlegte Lara, bis sie sich entschloss zu antworten: »Nur einige – nicht alle.«
    »Wer denn noch?«
    »Haben Sie die alte Geschichtslehrerin schon kennengelernt?«
    Esther schüttelte den Kopf.
    »Mathilde Graufuchs. Sie ist eine ätzende Person – vermutlich total unzufrieden, weil niemand sie haben wollte, und lässt das an ihren Schülern aus.«
    »Was tut sie?«
    »Angeblich soll sie Pädagogin sein«, Laras Stimme wurde lauter vor Erregung. »Aber immer, wenn jemand wie ich mal ihre Hilfe braucht, weil ich im Unterricht nicht alles verstanden habe, dann kommt sie vor der ganzen Klasse mit ihrem beleidigenden Spruch ›Dich sollte man besser aus dem Gedächtnis streichen‹. Ist das pädagogisch?«
    »Nein! Das ist beleidigend«, gab Esther zu und fragte: »Ist sie die nächste, die hängen wird?«
    Lara lachte herzhaft, dabei hatte Esther diese Frage nicht als Witz gedacht.
    »Und wer noch?«
    »Da gibt es den ewig besoffenen Günter Laug. Dem ist alles scheißegal. Vermutlich macht er den Pauker-Job nur, um genug Kohle für seinen Alkohol zu verdienen.«
    »Klingt aber nicht so, als würde er damit großen Hass auf sich ziehen«, überlegte Esther laut.
    »Naja. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie total gleichgültig behandelt werden, egal wie sehr Sie sich anstrengen?«
    »Beschissen.«
    »Sehen Sie. So fühlen wir uns auch.«
    »Aber es gibt doch noch mehr Lehrer, oder?«
    »Ja. Den Manfred Dobler – wir nennen ihn gern Dübel, weil er sich jedem anpassen will, dabei passt er eigentlich zu niemandem. Dann haben wir noch Lerch, Otts, Krüger, aber die sind alle wie Lehrer so sind«, zählte Lara auf.
    »Wirst du mir jetzt die Namen der Schüler sagen, die durch Bertram Andernach in ihrer schulischen Laufbahn behindert wurden?«
    Lara grinste, sagte aber kein Wort mehr.
    Esther verabschiedete sich und machte sich auf die Suche nach Anton. Der Kollege verließ im gleichen Augenblick das Lehrerzimmer und kam ihr entgegen.
    »Sag mir nicht, du hast nichts erreicht«, forderte Esther auf.
    »Das muss ich auch gar nicht, denn ich habe etwas erreicht.« Antons Augen funkelten spitzbübisch.
    »Hat Dominik Jost Namen genannt, die uns weiterhelfen?«
    »Ja! Er hat ausgepackt, wer diese Mirna wirklich ist.«

Kapitel 19
    Das Weiß der Außenfassade blendete in der Sonne. Der stilvolle Strukturputz war in der Helligkeit kaum auszumachen. Dagegen stachen die Haustür aus Nussbaumholz und der Balkon dunkel ab. Eine Zypresse trennte den Hauseingang von der Garagenzufahrt – eine Garage, die problemlos zwei Autos beherbergen konnte.
    Erik Tenes schaute noch einmal in seinem Notizblock nach. Die Adresse stimmte. Er staunte, dass eine Geschichtslehrerin sich eine derartig luxuriöse Villa leisten konnte. Andrea wirkte ebenfalls beeindruckt, wie er durch einen prüfenden Seitenblick schnell feststellen konnte.
    »Ich lese mal den Namen auf dem Klingelknopf«, schlug er vor.
    Dort stand in großen Buchstaben »Mathilde Graufuchs«. Nun gab es keinen Zweifel mehr.
    Er klingelte.
    Sofort ertönte das Bellen eines kleinen Hundes. Kurze Zeit später konnten sie eine schimpfende Frauenstimme hören. Dann ging die schwere, massive Tür auf.
    Mathilde Graufuchs stand vor ihnen wie aus dem Ei gepellt. Ihre grauen Haare waren zu einem Dutt zurückgekämmt, ihr Kostüm saß tadellos. Auf Eriks erstaunten Blick fragte sie schroff: »Wer sind Sie und warum glotzen Sie mich so an?«
    Damit brachte sie den Kriminalkommissar sofort auf die Palme. Mit unterdrückter Wut antwortete er: »Wie sind von der Kriminalpolizei und ermitteln im Mordfall Bertram Andernach. Und ich glotze nicht, ich staune nur. Sie haben sich – laut Schulleitung – für heute krankgemeldet. Da wundere ich mich, Sie ausgehfertig vorzufinden.«
    »Es geht Sie nichts an, wie ich in meinem eigenen Haus herumlaufe«, kam es spitz zurück. Widerwillig hielt sie die Haustür ein Stück weiter offen, damit die beiden Beamten eintreten konnten.
    Das Zimmer, in das sie Andrea und Erik führte, war ein Esszimmer mit massiven Eichenmöbeln. Die Wände zierten echte Ölgemälde. Der Boden war mit braunen Fliesen ausgelegt. Glasvitrinen zeigten edles Porzellan von Villeroy & Boch. Bunte Blumenarrangements blühten an den Fenstern, die die Sicht zur Rückseite des Hauses freigaben. Was die Polizeibeamten dort sahen, ließ sie noch mehr staunen. Ein

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