Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
Stadt zeigte. Außerdem sammelte sich eine große Menge Raben über der Burg.
    »Das sieht unheimlich aus«, stellte Andrea fest und ließ ihren Blick auf die krächzenden schwarzen Vögel gleiten.
    »Stimmt. Wir sollten hier verschwinden«, meinte Erik, seinen Blick zum Himmel gerichtet.
    »Okay. Auf dem Heimweg schauen wir noch mal am Haus von Mathilde Graufuchs vorbei«, beschloss Schnur. »Vielleicht hat sich ihr Verschwinden inzwischen als Missverständnis herausgestellt.«
    Plötzlich hörten sie einen Schrei.
    *
    Mathilde Graufuchs erwachte in einem milchigen, weichen Licht. Die geheimnisvollen Erinnerungen an die Kinderschar, die durch sie hindurchgeblickt hatten, hingen immer noch in ihrem Kopf fest. Grässlichen Geruch nahm sie wahr. Es war ihr eigener – sie stank. Ein Grund, sich zu schämen? Nein. Das spielte alles keine Rolle mehr. Sie war halb betäubt, vergiftet, gefangen in einem Netz, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Sie schloss die Augen, oder waren sie die ganze Zeit geschlossen? Hastig versuchte sie, die Augenlider nach oben zu strecken. Verzweifelt kämpfte sie sich ins Bewusstsein zurück.
    Das Motorengeräusch! Hatte sie es wirklich gehört? War da wirklich ein Auto gewesen?
    Sie wusste es nicht mehr. Sie wusste gar nichts mehr.
    Die Schmerzen in ihrem Kopf drohten ihren Schädel zu spalten. Der Hals schnürte sich immer mehr zu. Sie konnte kaum noch atmen, schaffte es nur noch für Sekunden, die Augen zu öffnen, um zu schauen, wann endlich ihre Rettung kam.
    Schweißtropfen liefen ihr ins rechte Auge. Sie wollte sie abschütteln. Ihre Kraft reichte nicht aus. Stattdessen zog ein Kribbeln durch ihre Oberarme, strahlte langsam in alle Richtungen aus. Aus dem Kribbeln wurde ein Krampf. Ein schmerzhafter, qualvoller Krampf, der sich über ihre Arme und ihre Schultern bis zu ihrem Hals zog, der sich wie tausend scharfe Glasscherben in ihrem Rachen anfühlte und sich immer fester zusammenzog, sodass jeder Atemzug zur Qual wurde. Sie wollte schreien, aber der Knebel hinderte sie daran. Tränen kullerten, verwischten ihren ohnehin schon eingeschränkten Blick und verstopften die Nase. Erneute Panik breitete sich in ihr aus. Das war das Ende! Das war das Ende!
    Musste sie wirklich so armselig sterben?
    Sie kniff ihre Augen fest zu, als könnte sie damit die schlimmsten Empfindungen verdrängen.
    Da hörte sie etwas. Es war ein Donnern.
    Sie öffnete die Augen wieder und hob den Kopf, konnte aber nur milchig blauen Himmel sehen. Kein erlösendes Gewitter.
    Die Hitze zerkochte ihren Körper. Ihre Nase brannte. Gallenflüssigkeit stieß ihr auf und durch die Nasenlöcher. Das Brennen wurde immer unerträglicher.
    Ihr Hals trocknete aus. Die Glasscherben vermehrten sich, wurden immer größer und schärfer. Durst quälte sie ganz entsetzlich. Der Schmerz in ihrem Kopf nahm zu – stach, hämmerte, bohrte. Es zog sie nach links. Zog ihren ganzen Körper nach links. Sie konnte nichts dagegen tun. Die Fesseln rissen an ihren Handgelenken, der Druck um ihren Hals wurde stärker, ihre Schultern fühlten sich an wie ausgerenkt, aber sie konnte sich nicht aufrichten. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr.
    Sie begann immer heftiger zu zittern. Eine schreckliche Hitzewelle überzog sie, die anschließend in einen Schüttelfrost überging. Ihre Beine spürte sie auch nicht mehr. In ihren Schultern bereitete sich ein Kribbeln aus, das in Kälte überging bis zur total Gefühllosigkeit.
    Der Druck in ihrem Kopf wurde immer größer. Schwindelattacken überwältigen sie und zogen sie in einem gewaltigen Strudel aus furchterregenden Bildern von hässlichen Fratzen, die sie anstarrten. Daraus wurde ein Meer aus schwarzen Ameisen, die ihren ganzen Körper überfielen. Dann kam erlösende Schwärze, doch die hielt nicht lange an.
    Grelle Blitze schossen durch ihren Kopf und rissen sie aus ihrer Ohnmacht.
    Sie hörte etwas.
    Es klang so hell wie ein Quietschen.
    Nein, es war ein Krachen.
    Ihr Kopf sank, ihre Augenlider fielen zu. Neue Bilder stürmten auf sie ein. Böse Kreaturen mit langen Fangarmen wanden sich über den Boden, näherten sich ihr. Sie konnte nicht fliehen, konnte nur zusehen, wie sie näher und näher kamen. Höllenschlunde taten sich vor ihr auf, drohten sie zu verschlucken. Sie hing nur hilflos da und musste mit ansehen, wie das Unheil immer näher auf sie zukam.
    Wieder erlöste sie ein Schwindel, der sie in einen undefinierbaren Strudel riss – einen Strudel aus Farben und Lichtern.
    Dann

Weitere Kostenlose Bücher