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Galgentod

Galgentod

Titel: Galgentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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plötzlich ein Mann mit hochrotem Gesicht auf. Er fasste Else Ganter unsanft am Arm und zog sie ins Haus zurück.

Kapitel 42
    Fred Recktenwald hatte seinen freien Tag im Haus verbracht. Den ganzen Tag. Wenn auch nicht freiwillig, denn die Polizei war bei ihm aufgetaucht und hatte nach ihm gesucht. Von seinem Fenster aus hatte er sie beobachtet und sich ins Fäustchen gelacht, weil sie nicht bemerkt hatten, dass er zu Hause war. Sein Freund Linus hätte ihm bestimmt zu diesem Schachzug gratuliert, weil es ihm gelungen war, die Polizei an der Nase herumzuführen. Umso mehr wunderte es ihn, dass er heute Morgen verschlafen hatte. Eigentlich müsste er voller Energie stecken. Aber das Gegenteil war der Fall. Der steile Anstieg zur Teufelsburg erschien ihm unüberwindlich.
    Aber es musste sein. Eine Gruppe von älteren Damen hatte sich angemeldet.
    Müde gelangte er an das Tor.
    Die Damen warteten schon auf ihn. Ihre Reaktionen waren gemischt, von belustigt bis verärgert. Fred entschuldigte sich für seine Verspätung.
    Kaum hatte er das Kassenhäuschen geöffnet, alle Formalitäten erledigt, musste er mit seiner Führung beginnen. Eine Tasse Kaffee hätte ihm bestimmt gut getan.
    »Die Burg Neuenfelsberg, auch Teufelsburg im Volksmund genannt, wurde unter dem lothringischen Herzog Johann I. erbaut. Sie ist die Nachfolgerin einer älteren Burganlage namens Altenfelsberg, die auf dem gegenüberliegenden Hanseberg in St. Barbara lag.
    Diese ältere Burganlage wurde 1341 in einer Fehde zwischen dem Wildgrafen von Daun und dem Trierer Kurfürsten und Erzbischof Balduin von Luxemburg völlig zerstört und später nicht wieder aufgebaut.
    Stattdessen ließ der lothringische Herzog um 1350 die Teufelsburg, die erstmalig 1369 urkundlich erwähnt wurde, auf dem Schlossberg bei Felsberg erbauen.«
    Langsam gingen sie auf die Ruine zu.
    »Wie Sie sehen, liegt die weitläufige Anlage der Teufelsburg mit Vorburg, Halsgraben und Hauptburg auf einem weit ins Saartal vorspringenden Bergsporn, der zu den Ausläufern des lothringischen Hügellandes gehört. Diese strategisch günstige Lage wurde wahrscheinlich schon von den Römern als Befestigungsanlage genutzt.«
    »Wo können wir sehen, was Sie uns gerade gesagt haben?«, fragte eine der Damen, die direkt vor der alten Mauer der Burg stand und außer Steinen nichts erkennen konnte.
    »Wir steigen jetzt eine kleine Treppe nach oben, erklimmen den Turm und dann werden sie staunen, welche Aussicht man von dort oben hat«, antwortete Fred. Er zeigte auf den Mauerspalt, in dem sich die Steinstufen verbargen, und ließ den Damen den Vortritt.
    Langsam stiegen sie hinauf. In der Enge konnten sie nur einzeln hintereinander gehen. Die Kühle zwischen den Steinen tat gut, weshalb sich die Damen mehr Zeit ließen als nötig. Oben angekommen schlug wieder die erbarmungslose Hitze auf sie nieder, obwohl es noch früh am Tag war.
    Fred steckte noch zwischen den dicken, alten Mauern, als er von oben einen entsetzlichen Schrei hörte.
    Er würde sich gern beeilen, aber eine kräftige Dame vor ihm versperrte ihm den Weg. Erst als sie schnaufend oben ankam, stolperte Fred aufgeregt hinterher. Das erste, was er sah, war eine der Touristinnen, die sich übergab. Dann sah er eine weitere Frau sich das Herz haltend und laut jammernd über den großen Platz rennen.
    Dann sah er sie.
    Die Leiche.
    An einer Eisenstrebe, die aus der Turmwand herausragte, hing sie mit den Händen hinter dem Rücken gefesselt.
    Fred starrte erschrocken auf das Bündel, das mal ein Mensch gewesen war.
    »Tun Sie doch etwas!«, rief eine der Frauen.
    Endlich erwachte er aus seiner Erstarrung. Er eilte zurück zum Kassenhäuschen, wo das Telefon stand. Mit zitternden Händen griff er danach und rief die Polizei.
    Die Gruppe von Reiselustigen versammelte sich davor und wartete mit ihm gemeinsam auf das Eintreffen der Polizei.

Kapitel 43
    Das erste, was Schnur und Erik sahen, als sie sich an diesem Morgen schon wieder der Teufelsburg näherten, war ein Mann mit grauen Haaren. Es dauerte auch nicht lange, schon wussten sie, wer dieser Mann war: Fred Recktenwald.
    Schnur hatte Mühe, seinen Blick von ihm loszureißen. Er konnte es nicht fassen, dass ein sonst so jung und freundlich aussehender Mann von gerade mal vierzig Jahren schon mausgraues Haar hatte.
    »Die Leiche liegt oben auf der Burg«, sprach Erik direkt in Schnurs Ohr, damit sein Chef sich daran erinnerte, warum sie hier waren.
    »Wie gut, dass ich dich dabei habe«,

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