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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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gesetzt hat. So, und derjenige, der ihm diese Droge verkauft hat, ist ein Komplize. Das würde eine richtig lange Haftstrafe bedeuten, Lorcan; nicht nur ein paar Monate Jugendhaft.«
    Er starrte mich trotzig an, das Kinn störrisch vorgeschoben, die Augen funkelten wütend hinter dem Pony. »Wie gesagt, jeder kommt da ganz leicht ran. Ich weiß nichts darüber.«
    »Was ist mit dem Einbruch?«, fragte ich und wandte mich an Gorman. »Konnte Lorcan uns dabei weiterhelfen?«
    »Seltsamerweise nicht, Sir. Darüber weiß er auch nichts.«
    »Vielleicht sollten wir Sie ein paar Tage hierbehalten, Lorcan, bis Ihr pharmazeutisches Wissen zurückkehrt.«
    »Ja, klar«, sagte er lässig und gab vor, ein Gähnen zu unterdrücken. Dann lächelte er boshaft und fügte hinzu: »Gyno!«
    »Was?«
    »Nolvadex. Die kann man gegen Gyno nehmen«, antwortete er, schon im Aufstehen begriffen, und suchte seine Habseligkeiten zusammen.
    »Was ist Gyno?«, fragte ich.
    »Etwas, das Ihrem Herzen sehr nahe ist, Inspector. Sehr nahe«, schloss er und zwinkerte mir zu, ehe er die Tür öffnete und hinausging.

9
    Sonntag, 6.   Juni
    Nach der Messe setzte ich Debbie und die Kinder bei ihrer Mutter ab und fuhr zum Revier. Williams und ich saßen zusammen in unserem Lagerraum-Büro und besprachen die Befunde im Autopsiebericht der Gerichtsmedizinerin über Peter Webbs Leiche.
    Auf meinem Schreibtisch hatte ich eine Nachricht vorgefunden, derzufolge man McDermott noch am Tag zuvor Fingerabdrücke abgenommen hatte. Sie stimmten nicht mit denen auf dem Kondom überein, das wir bei Karen Dohertys Leiche gefunden hatten. Caroline schien aufrichtig enttäuscht darüber.
    Da wir keine anderen unmittelbaren Spuren hatten, die wir verfolgen konnten, beschlossen wir, uns auf den Fall Webb zu konzentrieren. Auf einer Weißwandtafel aus dem unbenutzten Konferenzraum im Obergeschoss listeten wir unsere Verdächtigen auf. Der offensichtlichste Verdächtige war – trotz meiner Einschätzung, dass er sich gebessert hatte – James Kerr, der an den Tagen vor Webbs Ermordung auf dessen Grundstück gesichtet worden war. Doch zugleich war klar, dass Webbs eigene Frau irgendeine Beziehung zu einem anderen Mann hatte. Außerdem hatte Webb am Tag seiner Ermordung Besuch von seinem britischen Freund erhalten. Williams erklärte sich bereit, die örtlichen Kneipen abzuklappern, um herauszufinden, ob die beiden Männer, wie Mrs   Webb gesagt hatte, etwas trinken gegangen waren und ob irgendjemandem etwas Verdächtiges aufgefallen war. Sie bot außerdem an, sich um den bisher nicht identifizierten Liebhaber der Witwe zu kümmern.
    Ich selbst würde ebenfalls zwei Spuren verfolgen: Bei der ersten – James Kerr – war ich bisher spektakulär gescheitert. Die zweite war der mögliche britische Special-Branch-Agent. Ich dachte, dass mir Jim Hendry jenseits der Grenze in Strabane zumindest in diesem Punkt würde helfen können. Doch als ich ihn anrief, erfuhr ich, er sei an diesem Tag nicht im Haus und würde mich später zurückrufen.
    Ich hatte zwar nicht mit Williams darüber gesprochen, doch für mich gab es einen weiteren – wenn auch recht unwahrscheinlichen – Verdächtigen: Webbs vermeintlicher Selbstmord aufgrund von Schuldgefühlen wegen der Drogen und Waffen, die man auf seinem Grundstück gefunden hatte, entlastete Patterson, indem er Webb schuldig erscheinen ließ. Doch ich mochte nicht in Erwägung ziehen, dass einer meiner Kollegen jemanden ermorden würde, nur um seine Karriere zu retten und seine Chancen auf eine Beförderung zu erhöhen.
    Mein einziger Ansatzpunkt für die Suche nach Kerr blieb Reverend Charles Bardwell. Ich rief ihn erneut an und erfuhr, er sei in Derry, wo er ein gemeindeübergreifendes Fußballspiel für ehemalige Häftlinge organisiert hatte. Zwanzig Minuten später beobachtete ich zweiundzwanzig Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Größe, die keuchend und schwitzend einem nicht ganz prallen Fußball hinterherjagten. Mir fiel auf, dass die Mannschaften die Farben der beiden schottischen Vereine Celtic FC und Glasgow Rangers trugen, die die religiöse Trennung in Nordirland symbolisierten. Erst als ich Reverend Bardwell die Hand schüttelte und mein Erstaunen über die Trikots zum Ausdruck brachte, erfuhr ich, dass die Protestanten die Farben des katholischen Celtic FC und die katholischen Ex-Häftlinge die Farben der protestantischen Rangers trugen. Als die Spieler nach Ende der Partie über das Fußballfeld in

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