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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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ein Auto kommen hörte. Schließlich erreichte er den Parkplatz, und zwar zehn Minuten zu früh. Vor der Kapelle standen drei Wagen. Einer gehörte Father Jackson, dem Gemeindepfarrer: der schwarze, sportliche Honda – aber sonst geht’s noch? War es da ein Wunder, dass der Kerl nie Zeit für die Kirche hatte? All das scheinheilige Gewäsch über Armut und so. Kerr spuckte angewidert auf das Auto; dann erinnerte das Wort Armut ihn wieder an den Riesen, der bald ihm gehören würde. Sein Magen machte einen Salto, und in seinen Lenden spürte er ein Prickeln. Er würde sich ein Auto kaufen – ein richtiges Auto, das nur ihm gehören würde. Danach würde er irgendeine Tussi aufreißen; und dann würde sie es ihm auf dem Rücksitz seines Autos besorgen. Er musste lachen, und erneut prickelte ihm die Haut am ganzen Leib. Reiß dich lieber zusammen, sagte er sich. Eins nach dem anderen.
    Er ging zu dem Wagen, der ihm am nächsten stand – ein alter Fiesta –, und versuchte, die Tür zu öffnen. Webb hatte gesagt, der Wagen würde nicht abgeschlossen sein, die Schlüssel würden unter dem Sitz liegen. Doch der Fiesta war abgeschlossen, und als James einen Blick hineinwarf, sah er, dass der Besitzer eine dieser Lenkradkrallen angebracht hatte. Heilige Scheiße, dachte er – wer sollte einen alten Fiesta stehlen? Der andere Wagen war ein Schmuckstück: ein silberner Rover 400. Mit dem Rücken zum Wagen stehend zog er am Türgriff und ließ den Blick dabei über die Kirche und die Straße schweifen, um zu prüfen, ob er beobachtet wurde. Das alles fiel ihm leicht, fand er. Solche Aufträge waren wie für ihn geschaffen.
    Er benötigte einige Minuten, um sich mit dem Wagen vertraut zu machen und im Radio einen Sender mit anständiger Musik einzustellen. Er sah die Kassettensammlung des Vorbesitzers durch, doch das meiste war Zeug, von dem er noch nie gehört hatte, oder irgendein Country-and-Western-Schrott. Er entschied sich für einen Sender, der Oasis spielte: »Cigarettes And Alcohol«; davon würde es reichlich geben, wenn er erst seinen Riesen hatte. Er drehte die Lautstärke voll auf und kurbelte im Aufbegehren gegen die Kirche das Fenster herunter. Dann schoss er auf die Hauptstraße.
    Auf dem Picknickgelände musste er eine Viertelstunde auf die anderen warten und übte in dieser Zeit im Rückspiegel, wie ein zäher Typ auszusehen: einseitig Kaugummi kauend, die Ärmel hochgekrempelt, die Haare glatt zurückgestrichen. Er kaute übertrieben und zwinkerte sich im Rückspiegel zu. Er wusste nicht, ob er eher ein Klo oder einen Quickie brauchte, so nervös und aufgeregt war er. Vielleicht dachte er auch an Mary Gallagher. Vielleicht auch nicht.
    Und dann waren sie plötzlich da, beinahe hätte er es gar nicht mitbekommen. Drei Männer stiegen in das Auto ein. Die drei hatten sich Strümpfe halb übers Gesicht gezogen, sodass nur die Münder zu sehen waren. Kerr zwinkerte ihnen im Rückspiegel zu und wandte sich an den Mann, der sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. »Alles klar, Jungs«, sagte er Kaugummi kauend. »An die Arbeit.« Das hatte er einmal in einem Film gehört, und es klang cool.
    »Halt’s Maul und schalt den Scheiß da im Radio aus, Junge. Fahr einfach nur das Scheiß-Auto«, sagte der Mann neben ihm in einem Tonfall, der ihm klarmachte, dass darüber nicht weiter diskutiert würde. Kerr fuhr schweigend los; er empfand die Demütigung beinahe körperlich.
    Im Rückspiegel betrachtete er die zwei Männer hinter sich, die beide Schrotflinten hatten. Einer von ihnen, vermutete er, war Peter Webb, obwohl der so tat, als würde er ihn nicht kennen. Selbst als Kerr ihm im Rückspiegel zulächelte, starrte der Mann einfach mit ausdruckslosem Blick zurück. Er schloss daraus, Webb wollte die anderen aus irgendeinem Grund nicht wissen lassen, dass Jamie wusste, wer er war, und nahm sich vor, sich entsprechend zu verhalten. Vielleicht würde er so auch professioneller wirken – wie einer aus der Gang.
    Den anderen Passagier auf dem Rücksitz erkannte er nicht, doch er sah irgendwie pickelig aus. Die obsidiandunklen, glanzlosen Augen fixierten Kerr kurz im Rückspiegel. »Was glotzt du denn so, Homo?«, spöttelte er. »Guck gefälligst auf die Scheiß-Straße.«
    Kerr sagte keinen Ton mehr. Als sie die Grenze überquerten und die Straße sie durch einen Kiefernwald führte, spürte er die Anspannung im Wagen steigen. Schließlich hielten sie vor der Laderampe an der Rückseite des Postamts von

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