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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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den Prehen Playing Fields auf ein großes Zeltdach zugingen, tauschten sie die Hemden.
    Ich ging mit Bardwell ebenfalls zu dem Zeltdach, unter dem die Männer sich bei Zigaretten und isotonischen Getränken von den Strapazen des Vormittags erholten. Ein, zwei versetzten ihre Getränke mit etwas Stärkerem; ich lehnte ein Getränk, das man mir anbot, ab, nahm aber eine Zigarette an; ich wusste nicht, ob die Männer über meinen Beruf Bescheid wussten.
    »Ein paar haben es bestimmt erraten«, sagte Bardwell, der meine Gedanken gelesen zu haben schien. »Den meisten ist es wahrscheinlich egal, Inspector. Sie haben ihre Zeit abgesessen und sind jetzt auf der anderen Seite.«
    Ich nickte, ging jedoch nicht darauf ein. »Und wie bezahlen Sie das alles?«, fragte ich und deutete auf das Fußballfeld.
    »Öffentliche Gelder«, erklärte er und zog an seiner Zigarette. Er zwinkerte einem der Spieler zu, der im Gegenzug sein Glas zum Gruße hob. »Der Stadtrat gibt uns zweitausend Pfund; das Nordirlandministerium gibt noch mal das Gleiche.«
    »Kommen Sie denn mit viertausend Pfund ein Jahr lang aus?«, fragte ich.
    »Du liebe Güte! Die vier Riesen sind nur für dieses Spiel. Und für die Verpflegung nach dem Spiel natürlich.«
    »Viertausend!«, rief ich ungläubig. »Wäre das Geld nicht besser angelegt, wenn man damit die Opfer entschädigen würde?« Ich wusste sofort, dass das ein idiotisches Argument war, und bedauerte meine vorschnelle Reaktion.
    Doch Bardwell stürzte sich nicht in eine flammende Rede über abgeleistete Haftstrafen oder Rehabilitation versus Bestrafung. Vielmehr lächelte er mich an und nickte, als hätten sich alle seine Befürchtungen bestätigt. »Sie sind also einer von den Skeptikern, Inspector. Die nicht glauben, dass diese Männer auch gute Seiten haben. Nehmen wir zum Beispiel den kleinen Jamie Kerr. Als Sie gehört haben, dass er zu Gott gefunden hat, was war da Ihr erster Gedanke? Ein Glück für ihn? Oder: Lügner?« Er grinste wissend. Seine Vermutung kränkte mich – vielleicht weil er zumindest teilweise recht hatte.
    »Mein Glaube ist meine Privatangelegenheit, Reverend, und ich maße mir nicht an, den anderer Menschen zu beurteilen; von wegen, der Balken im eigenen Auge und dann erst der Splitter im Auge des Nachbarn und so weiter. Aber ehrlich gesagt, ich wollte James Kerr glauben.«
    »Wenn das stimmt, dann sind Sie eine Ausnahme unter den Polizisten; die meisten halten das hier für einen Skandal.«
    »Vielleicht, weil wir unsere Tage damit verbringen, diese Männer zu fassen – den Opfern ein wenig Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie verbringen Ihre Zeit damit, sie zu verteidigen.«
    »Diese Männer sind ebenfalls Opfer, Inspector.«
    »Möglich.« Der Rauch unserer Zigaretten hing zwischen uns. Schließlich fuhr Bardwell fort: »Also, ich vermute mal, Sie sind nicht wegen des Spiels den ganzen Weg hierhergekommen. Was kann ich für Sie tun?«
    »James Kerr, ich muss ihn finden. Ich denke, Sie können mir helfen.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »James hat ein Blättchen bei mir im Auto liegen lassen, auf dem steht Ihr Name. Wenn er für Sie missionieren geht, dann muss ich wohl annehmen, dass er noch mit Ihnen in Verbindung steht.«
    »Und ich sage Ihnen, wo er ist, weil …?«
    »Weil er im Zusammenhang mit einem möglichen Mord gesucht wird.«
    Bardwell stieß ein hohles Lachen aus, schüttelte den Kopf, ließ die Zigarettenkippe fallen und trat sie aus. »Jamie hat niemanden ermordet, Inspector. Selbst als er das letzte Mal ins Gefängnis gewandert ist, ging es um bewaffneten Raubüberfall – und er war sogar der Einzige aus der Bande, der keine vermaledeite Waffe hatte!«
    »Nun, in diesem Fall sollte er sich stellen – damit wir ihn vernehmen und als Verdächtigen ausschließen können.«
    »Reden Sie keinen Stuss, Inspector. Jamie ist ein Ex-Knacki, der ideale Sündenbock – schon wieder. Wen soll er überhaupt getötet haben?«
    »Einen Mann aus Lifford namens Peter Webb.«
    Bardwell schwieg, und man merkte, dass der Name ihm etwas sagte. Er starrte blicklos in die Ferne und schirmte seine Augen ab, als blendete die Sonne ihn. Doch die Sonne schien ihm gar nicht in die Augen, die Geste sollte mich hinhalten. »Aufgrund welcher Beweise verdächtigen Sie James?«
    »Man hat ihn gesehen, als er sich ein paar Tage vor Webbs Tod auf dessen Grundstück herumgetrieben hat. In einem Gespräch hat James mir gegenüber so gut wie zugegeben, dass er Peter Webb

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