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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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immer Bier?«
    Er warf einen Blick auf die Bierflasche in seiner Hand, dann lächelte er säuerlich. »Arbeit, Arbeit, Arbeit, und kein Vergnügen. Also, sagen Sie mir jetzt, was ich getan habe?«
    »Karen Doherty«, sagte Williams.
    »Das Mädchen, das man auf der Baustelle gefunden hat. Was ist mit der?« Er grinste breit. »Sie glauben doch nicht, dass ich damit was zu tun habe.«
    »Was ist daran so witzig, Mr   McDermott? Wenn man an Ihr Strafregister denkt?«, fragte Williams. Ich merkte, dass sie wütend wurde.
    McDermott wurde sofort ernst. »Von wegen Strafregister«, sagte er barsch. »Ein einziger Scheiß-Streit mit einer Freundin, und das wird mir immer wieder unter die Nase gerieben.«
    »Wie schrecklich«, sagte Williams. »Und ich bin sicher, auch Ihr Opfer hat es noch nicht vergessen.«
    »Mein ›Opfer‹ hat mich erst angetörnt und dann einen Rückzieher gemacht. Wir wurden beide sauer. Ich hab die Beherrschung verloren.«
    »Die Beherrschung verloren«, wiederholte Williams, die sichtlich die Stacheln aufstellte.
    »Ich bin nicht verurteilt worden, oder?«, sagte McDermott. »Sie hat die Anzeige zurückgezogen. Die wusste, dass sie genauso schuld dran war wie ich.«
    »Wo waren Sie in der Nacht, in der Karen Doherty ermordet wurde?«, fragte ich.
    Er schnaubte verächtlich. »Ich war hier. Hab trainiert.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Komischerweise nein«, erwiderte McDermott spöttisch grinsend. »Aber meine Mum weiß, dass ich hier war, weil sie mich nämlich an dem Abend nach elf angerufen hat, um zu schwatzen.«
    »Handy oder Festnetz?«, wollte ich wissen.
    »Festnetz«, sagte er. »Mindestens eine halbe Stunde lang.«
    »Und später? Sagen wir, um ein Uhr nachts?«, fragte ich.
    Um kurz nach ein Uhr hatte der Unbekannte Karen vor dem Club aufgelesen.
    »Da hab ich tief und fest geschlafen, fürchte ich. Und nein, bevor Sie fragen, sag ich Ihnen gleich, dass das niemand bezeugen kann.«
    »Waren Sie schon mal im Club Manhattan?«, fragte ich.
    »Nie von gehört.«
    »Haben Sie Karen Doherty getötet?«, fragte Williams.
    »Ja, ich gestehe es. Was glauben Sie denn?«
    »Ja oder nein?«, beharrte sie sinnloserweise.
    »Nein, natürlich hab ich sie nicht getötet, verdammt. Ich kenne sie gar nicht – hatte sie noch nie gesehen.«
    »Was für ein Auto fahren Sie?«
    Diese Frage überrumpelte ihn ein wenig. »Ich habe einen Transporter.«
    »Welche Farbe?«
    »Weiß, wenn er sauber ist. Hören Sie, Sie haben doch überhaupt nichts, was mich mit dem Mädchen in Verbindung bringt, oder?«
    Es gab nichts weiter zu sagen. Wir würden überprüfen müssen, ob seine Mutter ihn tatsächlich angerufen hatte, obwohl selbst das kein wasserdichtes Alibi wäre.
    »Hab ich mir gedacht. Wenn sonst nichts ist, ich muss jetzt weitertrainieren«, sagte McDermott und leerte sein Bier.
    »Eins noch, Mr   McDermott«, bat ich. »Würden Sie bitte später – wann es Ihnen passt – zur Wache kommen, damit wir Ihnen Fingerabdrücke abnehmen können? Dann können wir Sie ein für alle Mal ausschließen.«
    »Aber gerne. Bloß sind in dem Haus garantiert überall Fingerabdrücke von mir; ich hab da drin gearbeitet, Mann!«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, erwiderte ich. »Auf dem Gegenstand, um den es geht, befindet sich nur ein Satz Fingerabdrücke – die von Karens Mörder.«
    Wie sich erwies, hatte McDermotts Mutter ihn um dreiundzwanzig Uhr fünfundzwanzig angerufen, und das Telefonat hatte vierzig Minuten gedauert. Somit war McDermott um null Uhr fünf zu Hause gewesen. Dies erfuhren wir aus den Aufzeichnungen der Telefongesellschaft und ließen es uns von seiner Mutter bestätigen. Theoretisch wäre ihm immer noch eine Stunde geblieben, um nach Letterkenny zu fahren und Karen Doherty aufzulesen. Das hätte gepasst, wenn nicht jemand Karen zuerst noch die Droge verabreicht hätte. McDermott war eine Möglichkeit, aber nicht sehr wahrscheinlich, wenn nicht weitere Beweise ans Licht kämen. Dennoch bat ich Williams, den Mann im Auge zu behalten. Ich bezweifelte nicht, dass sie sich dieser Aufgabe sehr engagiert widmen würde.
    Der Techniker aus Letterkenny rief am späten Nachmittag an. Er hatte mit verschiedenen Methoden versucht, das Bild von der Tätowierung unseres Täters aus dem Video, das Thompson uns gegeben hatte, zu bereinigen, doch vergeblich. Das Mal auf dem Arm war eindeutig eine Tätowierung, doch er konnte nicht mit Sicherheit sagen, was sie darstellte. Ich hatte mir ohnehin nicht

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