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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian McGilloway
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Lifford?«, fragte ich.
    »Er möchte denen vergeben, die gegen ihn gesündigt haben. Indem er das tut, hofft er, wird Gott ihm seine Sünden vergeben.«
    »Er will keine Rache?«
    »Die Rache steht nur Gott zu, nicht uns, Inspector. Erzählen Sie mir nicht, dass Sie ein Vertreter der Todesstrafe sind … Auge um Auge.«
    »Nein – der Galgen in Lifford ist doch längst zerstört worden«, witzelte ich. »Sie hielten es nicht für nötig, ihm davon abzuraten, dass er drei bewaffnete Räuber aufspürt? Ist ihm nicht in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht nicht begeistert sein werden, ihn zu sehen?«
    »Auch Christus war nicht immer willkommen. Das ist James’ Entscheidung. Es wäre nicht recht, wenn ich versuchen würde, ihn vom rechten Weg abzubringen.«
    »Und was haben Sie getan?«, fragte ich. »Was verbergen Sie hinter den ganzen Bibelworten, wofür tun Sie Buße?«
    Er wandte sich mir zu, unverhüllten Argwohn im Blick. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass Bullen Ex-Häftlinge genauso leicht erkennen wie sie uns. Was haben Sie getan?«
    Er zögerte, und ich sah ihm an, dass er versuchte einzuschätzen, wie ich reagieren würde. »Ich habe einen Menschen ermordet, Inspector«, sagte er und sah mir herausfordernd in die Augen, als erwartete er, eine Geste oder irgendein anderes Anzeichen von Verurteilung oder Missbilligung zu sehen. »Ich habe ihm wegen einer Wette mit einem Fleischermesser die Kehle durchgeschnitten. Weil er einer von euch war – ein Katholik.«
    »Und hat Gott Ihnen vergeben?«
    »Ich glaube schon, Inspector, ja. Ob der Rest der Gesellschaft mir auch vergibt, liegt ganz bei den Menschen selbst. Entschuldigen Sie mich«, beendete er das Gespräch. Dann setzte er sein Grinsen wieder auf und schlenderte mit ausgestreckter Hand zu den Spielern zurück. Ich beobachtete, wie er mit den Männern – Katholiken wie Protestanten – herumwitzelte, und staunte über das, was in den Köpfen der Menschen vorging, über das Böse in ihnen, das sie dazu trieb, sich gegenseitig alles Mögliche anzutun, und darüber, dass solche Abgründe sich an einem so trivialen Ort wie diesem Fußballfeld überbrücken ließen.

10
    Montag, 7.   Juni
    Als ich Montagmorgen zur Wache kam, sagte Burgess mir, Jim Hendry habe angerufen und eine Handynummer hinterlassen, falls ich mich bei ihm melden wollte. Ich rief ihn sofort an.
    »Inspector Devlin – Sie hatten nach mir gefragt.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Jim. Hat etwas mit Ihrer Seite des Zauns zu tun.«
    »Wichtig genug, um einen schönen Golftag zu ruinieren?«
    »Gibt es so etwas wie einen schönen Golftag? Ich dachte, Sie hätten Wichtigeres zu tun – Verbrechen aufklären zum Beispiel.«
    »Nein, nein, Ben – etwas viel Wichtigeres: achtzehn Löcher mit dem Chief Super – ich hoffe, ich bin auch bald CI .«
    »Hoffentlich zielen Sie auch auf das richtige Loch, Jim.«
    »Deshalb werden Sie es nie weiter als zum Inspector bringen … Inspector!«, erwiderte Hendry, und sein Lachen zerfaserte in den Empfangsstörungen. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich ermittle in einem Todesfall auf unserer Seite.«
    »Wer?«
    »Peter Webb.« Ich war davon ausgegangen – und zwar zu Recht, wie sich erwies –, dass Hendry schon von Webbs Tod gehört haben würde.
    »Ich dachte, das war Selbstmord«, sagte er.
    »Ist es im Augenblick auch, wenn jemand fragt. Mein Problem ist ein junger Bursche namens James Kerr. Ist nach einer langen Haftstrafe wegen bewaffneten Raubüberfalls gerade rausgekommen –«
    »Das Postamt in Castlederg?«
    »Ja genau, das ist er. Die Sache ist die – er behauptet, als er wegen dieser Geschichte verhaftet wurde, hätte er Webb als ein Bandenmitglied genannt; genauer gesagt, als den Kopf der Bande. Aber es sei nie etwas passiert, sagt er, die Sache mit Webb wurde nicht verfolgt.«
    »Wann hat er Ihnen das erzählt?«
    »Hat er gar nicht. Das war sein religiöser Berater.«
    »Du lieber Gott!«, sagte Hendry lachend.
    »Nein, offenbar nur einer seiner Stellvertreter auf Erden. Jedenfalls habe ich gedacht, vielleicht könnten Sie ganz inoffiziell mal für mich nachsehen, was Sie über Webb haben – herausfinden, ob er da mit drinsteckte.«
    »Und im Gegenzug?«
    »Dürfen Sie sich wieder ungestört Ihrer schleimigen Karrierestrategie widmen.«
    »Abgemacht. Ich melde mich so bald wie möglich. Ach, und Ben«, fügte er noch hinzu, »unterschätzen Sie auf keinen Fall die Macht des Speichelleckers, wie man so

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