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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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nicht wollen, das ist meine freie Entscheidung“, fuhr die Gewarnte ärgerlich hoch.
    „So glaubt es denn selbst, wenn ihr wollt. Die Geschichte wird euch eines anderen belehren. Habt ihr den Abt in euren jungen Jahren etwa auch gewollt?“ fragte die junge Frau boshaft.
    „Es ist wohl ein anderes, was der kräftige Mönch mit mir als Mädchen getan hat, und was die Suore Mattea von mir als erfahrene Frau haben will. Glaubt mir, ich bin heute selber kräftig genug.“
    „Ihr habt Recht , wenn ihr sagt, dass die Oberin von euch als erfahrene Frau etwas haben will. Das will sie sicherlich. Aber noch eins, eure Kräfte werden euch nicht reichen, um euch zu wehren. Ihr braucht dazu nicht körperliche Kräfte. Was ihr braucht, sind die Kräfte, euch g e gen Intrigen und Verleumdungen zu schützen. Und darin seid ihr möglicherweise alleine. Ganz alleine. Es sei denn..“, fuhr sie selbstbewusst fort.
    „Was sei denn?“
    „Es sei denn, ihr habt Verbündete. Eine Verbündete, wie mich zum Beispiel. Ich werde euch nicht schützen können, genauso wenig , wie ihr mich schützen könnt. Gemeinsam werden wir aber vielleicht fliehen können.“
    „Warum soll ich fliehen, wo mir doch draußen nur Verfolgung, Neid und Hass nachstellen. Li e ber bleibe ich hier...“
    „.und diene der Äbtissin oder anderen älteren Nonnen in der Erfüllung ihrer sündigen Wü n sche.“
    Caterina schaute in der dunklen Zelle zu Boden. Niemals würde sie sich den Wünschen einer anderen Frau hingeben.
    „Was ist euer Begehr?“ fragte sie die ihr noch fremde Frau.
    „Folgt mir, ich werde euch heute Nacht den ersten Beweis der Untaten in diesem Hause bri n gen.“
    Die Gräfin warf sich einen Umhang über die Schultern und ging zur Tür. Wortlos schlichen beide leise aus der Zelle, verschlossen die Türe hinter sich. In dem Dormitorium schauten sie sich um. Zwischen den Wänden herrschte völlige Stille.
    „Ich bin Julia“, flüsterte die Fremde.
    Die neue Converse folgte ihr auf den geheimnisvollen Pfaden, die sie durch die finsteren Gänge des Klosters hinaus in die kühle Nacht führten. Durch einen Kellerausgang schlichen sie nach draußen. Sie konnten keine Kerze und keine Fackel entzünden, um sich nicht selbst zu verr a ten. Die wenigen, sichtbaren Sterne am Himmel warfen ein schwaches Licht auf die Erde. Die Gräfin fürchtete sich in den finsteren Hecken und Gebüschen. Die Erkenntnisse, die auf sie warteten, machten ihr zu schaffen. Es war die Angst vor einer sündigen Wirklichkeit, der sie sich unbedingt entziehen musste .
    Sie erfasste unwillkürlich den Arm der neuen Freundin. Julia ergriff fest ihre Hand. An der hint e ren Klostermauer entlang schlichen die Komplizinnen zwischen Brennnesseln und Sträuchern. Es war ein mühseliger Weg, der ihre Beine zerkratzte und ihre Arme blutig riss . Julia glitt lau t los zu Boden und zerrte ihre Partnerin mit sich. Sie legte ihren Finger auf deren Lippen und gebot ihr zu schweigen.
    Vor ihnen waren Geräusche zu hören. Sie nahmen Bewegungen in dem fast undurchdringlichen Gestrüpp war. Eine Person, eine Nonne, kroch vor ihnen gebückt an der Mauer entlang. Cat e rinas Herz schlug wild. Sie hatte Angst, entdeckt zu werden. Sie atmete nur durch den offenen Mund, um jedes Geräusch zu vermeiden. Julia ließ ihre Hand los. Sie legte sich flach auf den Boden. Die grauen Umhänge verbargen die beiden Frauen in der Finsternis, doch sie erkannten sehr wohl, so könnten auch sie entdeckt werden wie sie die Nonne entdeckt hatten.
    Die Nonne schlich weiter an der Mauer entlang, bis sie unter einem Fenster auf dem Boden hocken blieb. Sie schaute zu dem offenen Loch in dem Mauerwerk hinauf. Nur die schattenha f ten Umrisse konnten von den beiden Conversen ausgemacht werden. Eine Weile lauschte die Nonne dort unter dem Fenster. Die jungen Frauen hörten ein leises Stöhnen der Beobachterin. Offenbar ergötzte sie sich an dem Genuss , der da irgendwo hinter der Klostermauer zu verne h men war.
    Ein schwaches Licht, das aus dem Inneren hinter dem Fenster entzündet wurde, vertrieb die neugierige Nonne vor ihnen. Sie entfernte sich unhörbar in die andere Richtung, von den be i den Frauen fort. Julia wartete eine Weile. Dann erhob sie sich und schlich ebenso zu dem nicht verglasten Loch in der Klostermauer. So war es ganz einfach, die Geschehnisse mit ihren G e räuschen hinter der Maueröffnung zu verfolgen. Julia duckte sich und setzte sich auf den B o den. Ihre neue Partnerin folgte ihr. Der

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